Schweden setzt auf “Sieg” – was heißt das?
Der neue schwedische EU-Vorsitz setzt im Krieg um die Ukraine auf Sieg. Doch was heißt das – und wo führt das hin?
“Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass die Ukraine siegt“, sagte der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson im Europaparlament in Straßburg. Dies sei „existenziell“ für Europa und die ganze Welt.
Was mit Sieg gemeint ist, lies Kristersson offen. In der EU gehen die Meinungen dazu weit auseinander. Während Polen und Balten die Befreiung des gesamten ukrainischen Staatsgebiets incl. Krim anstreben, halten sich Deutschland und Frankreich zurück.
Russland dürfe nicht gewinnen, heißt es vorsichtig in Berlin und Paris. Kanzler Scholz und Präsident Macron fürchten, dass die Rückeroberung der Krim den 3. Weltkrieg auslösen könnte. Macron fordert sogar Sicherheitsgarantien für Russland!
Eine gemeinsame Strategie aller 27 EU-Länder fehlt, wie auch der Streit um Waffenlieferungen und Leopard-Panzer zeigt. Doch ohne klare Strategie wird die EU immer tiefer in den Krieg rutschen. Deutschland steckt jetzt schon knietief im Sumpf.
“Ohne ein politisch strategisches Gesamtkonzept sind Waffenlieferungen Militarismus pur”, warnt der ehemalige militärpolitische Berater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Erich Vad. Die entscheidende Frage laute: “Was sind die Kriegsziele?”
Doch diese Frage bleibt unbeantwortet. Vor zehn Monaten war dies vielleicht noch hinnehmbar. Doch nun, kurz vor dem wohl schon beschlossenen Panzerkrieg, ist es unverantwortlich!
Siehe auch “Ausblick auf 2023: Frieden ist kein Ziel mehr” Mehr zum Ukraine-Krieg hier
P.S. Kristersson ruft “Sieg” – kann sich aber nicht einmal gegen die Türkei durchsetzen, die den Nato-Beitritt Schwedens blockiert. Ein Trauerspiel…
KK
19. Januar 2023 @ 15:35
@ WBD:
Schon klar; meine eher rhetorische Frage bezüglich des Fahrrades war auch eher süffisant-ironischer Natur.
Natürlich ist alles, was derzeit in der Ukraine passiert oder nicht passiert, dem “brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands” geschuldet. Selbstverständlich auch, wenn irgendwo im Land ein Schnürsenkel der Springerstiefel beim Binden reisst, sich beim Rasieren eines Skinheadschädels geschnitten wird oder dem Präsidenten bei einem seiner unzähligen Videoauftritte mal ein Popel aus der Nase schaut. Wäre schliesslich alles ohne den russischen Angriff nicht geschehen…
KK
19. Januar 2023 @ 13:01
@ WBD:
Ach, sonst wäre der ukrainische Innenminister mit dem Fahrrad zu seinen Terminen gefahren?
WBD
19. Januar 2023 @ 14:51
Liebe/r KK,
Leider lässt diese Kommentarfunktion keine direkte Antwort zu, nur eine allgemeine; also zeitlich, nicht thematisch sortierte Antwort. Ich bezog mich auf das da: “Würde mich nicht wundern, wenn auch hierfür Putin verantwortlich gemacht würde…” OK?
WBD
18. Januar 2023 @ 13:25
Heute mittag, im DLF, war’s auch schon so: der Hubschraubereinsatz war ja auch nur deshalb notwendig, weil Russland völkerrechtswidrig die Ukraine überfallen hat…
KK
18. Januar 2023 @ 12:16
Der ukrainische Innenminister gehört seit heute jedenfalls mit zu den Verlierern… sein Hubschrauber ist nahe Kiew abgestürzt!
Leider wohl “in der Nähe eines Kindergartens”, wobei auch Kinder ums Leben gekommen sein sollen.
Würde mich nicht wundern, wenn auch hierfür Putin verantwortlich gemacht würde…
ebo
18. Januar 2023 @ 12:38
Erstmal wird EU-weit getrauert:
Die EU-Spitzen haben bestürzt auf den Tod des ukrainischen Innenministers Denys Monastyrskyj und mindestens 17 weiterer Menschen bei einem Hubschrauberabsturz nahe Kiew reagiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sowie der gesamten Ukraine am Mittwoch ihr tiefes Beileid aus. “Wir trauern mit Ihnen”, schrieb die Deutsche auf Twitter.
Thomas Damrau
18. Januar 2023 @ 12:06
Der Satz “Selenskjy wird mit Hilfe westlicher Waffen die Ukraine zum Sieg über Russland führen” gehört inzwischen zum EU-Glaubensbekenntnis – ähnlich wie “am dritten Tage lebend von den Toten auferstanden und zum Himmel aufgestiegen” zum christlichen Glauben gehört.
Und wie bei allen religiösen Glaubensbekenntnissen geht es um’s Glauben – nicht um’s Denken.
Dr Wolfgang Sachsenroeder
18. Januar 2023 @ 11:04
Sieg ist eine antiquierte Kategorie. Die Ukraine hat bereits verloren und Russland auch. Die Verluste an Menschenleben, Material und Infrastruktur sind zu gross, um noch einen Sieg herbei zu definieren. Sieger ist am ehesten die Waffenindustrie, die laut CNN über die erfolgreichen Tests ihrer Bestseller jubelt.
ebo
18. Januar 2023 @ 11:17
Da bin ich ganz Ihrer Meinung! Aber die Schweden wollen auch mal siegen…
Arthur Dent
18. Januar 2023 @ 00:08
Was den Sieg betrifft, so erringt ihn nicht ein Land gegen ein anderes. Diejenigen, die durch den Krieg an Macht und Einkommen gewinnen, besiegen diejenigen, die durch den Krieg an Macht und Einkommen oder ihr Leben verlieren. Vom Krieg profitieren immer nur die „Fürsten“, während die „Bauern“ immer die Opfer sind.
Das Wahnsinnige kann auf der Hand liegen, man braucht es nicht zu erkennen. Man stößt sich ein Messer ins Herz und hofft, die Verletzung werde sich als harmlos herausstellen.
KK
17. Januar 2023 @ 19:12
“Was mit Sieg gemeint ist, lies Kristersson offen.”
Soviel verschiedene Optionen lässt ein “Sieg” ja nicht offen – in der Absolutheit, in der viele westliche (einschliesslich unserer Aussenministerin) und vor allem ukrainische Akteure das Wort “Sieg” gebrauchen, müsste man dann allerdings davon ausgehen, dass tatsächlich “Endsieg” gemeint ist.