EU-Parlament macht Weg für Austerität 2.0 frei

Das Europaparlament hat die neuen EU-Schuldenregeln abschließend gebilligt. Damit ebnen die Abgeordneten den Weg in eine Austeritätspolitik 2.0 – wider besseres Wissen.

Die bisherigen Schuldenregeln der EU sind seit Beginn der Coronakrise ausgesetzt, um den Regierungen milliardenschwere Hilfen für die Wirtschaft zu erlauben.

Mit der Reform werden nun die alten Maastricht-Kriterien wieder aus der Mottenkiste geholt: 3 Prozent für die jährliche Neuverschuldung und 60 Prozent für den Schuldenstand.

Nach den neuen Regeln bekommen die Regierungen allerdings mehr Spielraum. Sie sollen selbst Pläne vorlegen, wie sie ihre Schulden in den kommenden Jahren abbauen wollen.

In Frankreich läuft dies auf massive Sozialkürzungen hinaus. Auch in Belgien und Italien droht ein Kahlschlag. Selbst Deutschland muß den Gürtel enger schnallen, wie nicht zuletzt die Pläne der FDP zeigen.

Dabei sollten es die EU-Politiker besser wissen. Die Eurokrise hat gezeigt, welch fatale Folgen es hat, wenn man mitten in einer Krise die Löhne und Sozialausgaben kürzt. Unter den Folgen leidet die EU noch heute.

Die Klimakrise erfordert mehr Investitionen, nicht weniger. Doch das Geld aus der EU fließt nur tröpfchenweise, für den versprochenen Klimasozialfonds ist nichts mehr da. So werden die Ziele verfehlt.

Last but not least wollen dieselben, die nun eine Austeritätspolitik 2.0 vorbereiten, die Ausgaben für Rüstung und Verteidigung massiv erhöhen. Damit betreiben sie Klassenkampf von oben, wie in jedem Krieg…

P.S. Mit den neuen Schuldenregeln ist übrigens kaum jemand im EU-Parlament zufrieden. Den einen sind sie zu lax, den anderen zu komplex. Doch die Abgeordneten konnten am Deal der EU-Staaten nicht mehr viel ändern. Warum haben sie ihn nicht einfach auf die Zeit nach der Europawahl verschoben? So könnten die Wähler mitentscheiden…