Gaskrise: Angst vor heißem Herbst

In Europa geht die Angst um – die Angst vor einem heißen Herbst. Denn die Gaskrise, die Mitte Juni in Deutschland begonnen hat, wächst sich zu einer handfesten Wirtschaftskrise aus. Die Handelsbilanz geht in den Keller, der Euro schmiert ab.

Am Freitag drohte der Kurs des Euro erstmals seit 2002 wieder unter die Marke von einem Dollar zu rutschen. Das verteuert Importe und befeuert die Inflation, die Politiker und Bürger nervös macht.

Zu allem Überfluss droht nun auch noch eine Rezession. Wenn sich die Euro-Finanzminister am Montag in Brüssel treffen, will der IWF seine neueste Konjunkturprognose präsentieren. Sie sieht, so viel ist schon durchgesickert, verdammt schlecht aus.

Die Krise könnte zu Protesten führen und die Zustimmung zur Sanktionspolitik der EU gefährden, heißt es in Berlin und Brüssel. In Rom und Paris ist das Vertrauen schon futsch; Präsident Macron und Premier Draghi bangen um ihre Mehrheit.

Auch in Den Haag ist die Stimmung aufgeheizt. Die Bauernproteste in den Niederlanden haben sich radikalisiert und drohen in eine offene Rebellion gegen den nur scheinbar liberalen Premier Rutte und seine rücksichtslose Politik umzuschlagen.

In London ist man schon einen Schritt weiter auf dem Weg in den Abgrund. Dort hat die halbe Regierung – insgesamt mehr als 20 Minister und Staatssekretäre – ihrem Premier Johnson das Vertrauen entzogen und ihn so zum Rückzug gezwungen.

“Bye-Bye BoJo”, heißt es nun auf der Insel – wobei nicht klar ist, wann Johnson endlich die Downing Street räumt. Offenbar will er sich an seinen Stuhl klammern und dafür sorgen, dass “seine” Politik fortgesetzt wird, bis ein/e Nachfolger/in feststeht.

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