Niederlande: Bauernaufstand eskaliert
Seit Tagen werden die Niederlande von heftigen Bauernprotesten erschüttert. Nun ist die Lage eskaliert – die Polizei feuert Warnschüsse auf die Menge.
Traktorfahrer seien in Heerenveen im Norden des Landes auf Polizisten und Polizeiautos zugefahren, eine “bedrohliche Lage” sei entstanden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Beamten hätten daher Schüsse abgegeben. Ein Traktor sei getroffen worden. Dazu werde nun ermittelt.
Die Landwirte in den Niederlanden gehen seit dem 10. Juni regelmäßig auf die Barrikaden. Sie protestieren lauf AFP teils gewalttätig gegen die Pläne der Regierung, den Stickoxidausstoß massiv zu senken. Die Bauern sollen die Zahl der Tiere in den Ställen drastisch reduzieren.
Die Niederlande – in etwa so groß wie Niedersachsen – sind nach den USA der zweitgrößte Agrarexporteur der Welt und einer der größten Treibhausgasemittenten in Europa. Vor allem die Viehzucht ist daran schuld. Allerdings ist unklar, warum die Regierung erst jetzt gegen das Problem vorgeht.
Zudem stellt sich die Frage, ob nun die Bauern eine verfehlte Agrarpolitik ausbaden sollen. Und was macht eigentlich Niedersachsen? Da sieht es ja auch nicht viel besser aus…
P.S. Die Situation der Landwirte in den Niederlanden lasse sich nicht direkt mit der Lage in Niedersachsen vergleichen, weil im Nachbarland die Viehbesatzdichte zweieinhalb mal so hoch sei wie hierzulande, sagte der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Holger Hennies. Sie gibt die Zahl der Nutztiere im Verhältnis zur dafür genutzten Fläche an. “Wir setzen hierzulande auf konstruktiven Dialog, würden uns das von der EU-Kommission allerdings auch wünschen”, sagte Hennies. Deren Vorgehensweise in allen umweltrelevanten Bereichen schüre in der Landwirtschaft große Existenzängste und wirke teilweise willkürlich.
Lesetipp:

Holly01
9. Juli 2022 @ 16:47
Drei Absätze aus ”
https://www.heise.de/tp/features/Viehzucht-oder-Umweltschutz-Niederlaendische-Bauernproteste-eskalieren-7164299.html
” :
”
Um die Stickstoffvorkommen zu kontrollieren, erteilen die Behörden Erlaubnisse. Im Jahr 2019 entstand aber eine bis heute ungelöste Krise, als das oberste Verwaltungsgericht in Den Haag – unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs – die gesetzlichen Stickstoffpläne für ungültig erklärte. Laut den Richterinnen und Richtern belasteten die Pläne vor allem die Naturschutzgebiete zu stark.
In dem Urteil wurde insbesondere die Viehzucht als Problem genannt. Das dort verwendete Kraftfutter ist nämlich reich an Stickstoff. Ein Großteil davon landet zwar in den Nahrungsprodukten wie Eiern, Fleisch und Milch. Ein immer noch großer Teil gelangt aber über die Ausscheidungen der Tiere als Gülle in der Umwelt.
Laut einer Studie des unabhängigen Forschungszentrums TNO sind die Niederlande – relativ zur Fläche – der größte Stickstoffproduzent Europas, gefolgt von Belgien und Deutschland. Übrigens wird Deutschland auch vor dem Europäischen Gerichtshof wegen Überschreitung der Stickstoffwerte verklagt und wurde erst 2021 rechtskräftig verurteilt. Eine ähnliche Krise wie in den Niederlanden steht hier womöglich noch bevor.
”
Absatz eins:
Gerichtsurteile
Absatz zwei:
Die zusammen gefasste Bewertung aus dem Rechtsstreit
Absatz 3:
unabhängigen Forschungszentrums TNO : Bewertung
Finde ich bei Wiki das
” https://de.wikibrief.org/wiki/Netherlands_Organisation_for_Applied_Scientific_Research
”
Klingt mir sehr politiknah, was aber überhaupt nichts bedeutet.
Ja EU -> NL -> EUGH + nationale Gerichte -> Entscheidung -> Durchsetzung
Klingt nach dieser Kampagne, die wir in Deutschland sehen das jedes Kilo Fleisch 100 Mio. Liter Wasser verbraucht und 3 Kontinente verschmutzt.
Ne. Auf die Schnelle ist das nicht zu durchschauen, wer da Ross oder Reiter ist.
Ist jedenfalls ein ganz normaler gesellschaftlicher Entscheidungsprozess der zu härteren Auflagen führt.
Warum da jetzt 1/3 der Landwirte direkt wirtschaftlich aufgeben müssen (wie ich mehrmals gelesen habe) verstehe ich so nicht.
Angesichts der Düngemittelkrise, müsste Gülle doch das neue Gold sein. Erst Biogas dann Dünger muss doch ein Geschäft sein.
Verstehe ich so nicht, ich schau weiter.
Quelle ist jedenfalls klar: ein EU Entscheidungsprozess
Was nicht ungewöhnlich ist, weil weit über 80% dieser Neuerungen auf EU Ebene stattfinden.
Holly01
9. Juli 2022 @ 07:35
Kann man eigentlich nachvollziehen wie es zu diesem Beschluss zur Stickstoffreduktion gekommen ist?
Ist das eine EU Sache, hat also die EU da die toxischen Aufgaben an die Mitgliedsländer verteilt oder ist das so ein Niederlande Ding, weil die da politisch „etwas eingesehen haben“?
Anders. Ist das Teil der merkelschen Souveränitätsabgaben oder ist das ein nationales Projekt?
Anders. Regeln die EU Länder das jedes für sich oder ist das durch die EU Koordiniert und überwacht?
Was würde den Niederlanden passieren, wenn die das Programm fallen lassen würden und nicht umsetzen? (Ich weiß, in Deutschland heißt es auch immer, das sich Politiker nicht „von der Straße“ beeindrucken lassen, aber was wäre wenn?)
Alexander
9. Juli 2022 @ 10:27
“Kann man eigentlich nachvollziehen wie es zu diesem Beschluss zur Stickstoffreduktion gekommen ist?”
Das würde mich auch interessieren! Falls dahinter ein EU-Beschluss steckt, dann ist die Angelegenheit komplett unter meinem Radar durchgeflogen.
Der Begriff “Stickstoffreduktion” ist übrigens nicht gut gewählt, denn es geht nicht um Stickstoff, sondern um Stickstoffverbindungen wie Ammoniak und Nitrate!
Holly01
9. Juli 2022 @ 11:18
Die großen „Gülespiele“ laufen ja seit Jahren (Jahrzehnten?) auch medial.
Die Niederländer haben wie alle anderen in der EU Höchstwerte bekommen, was die maximal an diesen Düngern (die ja auch Salze sind und das Grundwasser belasten) auf den Äckern pro Jahr und m² ausbringen dürfen.
Darauf hin haben die Niederländer das Zeug nicht entsorgt, sondern nach Deutschland verkauft.
Fanden die Bauern ok. Die Deutschen haben eine Menge Geld bekommen und Dünger on top. Die Niederländer waren das Zeugs los.
Fanden alle toll, außer der (Lenkungs-) Politik und die Wasserversorger.
Ich hoffe ich habe mir das grob richtig gemerkt.
Was mir fehlt ist die Eskalationsstufe die da offensichtlich in den späten 90ern gezündet wurde.
Woher und warum diese Stoßrichtung und warum wird das gerade zu so einem unmöglichen Zeitpunkt eskaliert?
Knackpunkt waren da eigentlich immer die Düngemittelhersteller.
Die konnten ihren Kram in der norddeutschen Tiefebene nie richtig los werden.
Da wird Glyphingens nur vor der Ernte eingesetzt zum „entwässern“ der erntefertigen Pflanzen (ist eben extrem viel günstiger als ernten und dann mit viel Energie zu trocknen).
Die waren da ziemlich stockig drüber die Chemieriesen.
Alexander
8. Juli 2022 @ 09:52
‘Watch how “protesters” pop out of a police van and start causing trouble — clearly agent provocateur.’
https://twitter.com/GonzaloLira1968/status/1545296175699562496
Man sieht: Die Regierung tut etwas!
Holly01
8. Juli 2022 @ 10:56
Ist europaweit immer wieder Thema.
In Deutschland ist der “schwarze Block” da ganz vorne. Das ist nach meiner Meinung auch so ein Polizei Karnevalsverein, der immer zum Einsatz kommt, wenn man “Gründe” braucht.
In Griechenland gab es wohl regelrechte Spezies, die die Agents identifiziert und gejagt haben, mit (wenn die vids stimmen ) bösen Folgen.
In Spanien gab es bei den Hausräumungen immer wieder Berichte von Blockadebrechern die direkt zur Polizei geflüchtet sind, wenn Gegenwehr kam.
usw
usf
Fakt ist das die Polizei als Ordnungsmacht auch ein Machtmonopol hat und das zur “Not” auch mit allen Mitteln durchsetzt und die Polizei untersteht einer politischen Führung, ist also nicht neutral.
Holly01
8. Juli 2022 @ 08:07
Zur Leseprobe ” Bauernproteste radikalisieren sich ”
Ist das jetzt der Goldstandard des Journalismus, das jede Kritik falsch ist, weil das bereits diskutiert wurde?
Erst “Millionenschäden für Supermarktketten” und kein Wort zur Existentvernichtung für 1/3 der Bauern und massivste wirtschaftliche Schäden.
Dann diese Nummer mit “es gab EIN Transparent bla bla bla” und “neue Eskalationsstufe” aber natürlich stehen nicht alle Bauern hinter der “Gewalt”, um dann inhaltlich los zu legen?
Nachdem man das erst einmal delegitimiert hat?
Ist das die “ehrliche Art” der Berichterstattung, die aus These, Antithese und Synthese besteht? Oder präziser Proargumente, Gegenargumente und dann eine Meinung?
Wurde das so in der Schule gezeigt oder bringt auch die TAZ das anders einfach nicht mehr raus?
ebo
8. Juli 2022 @ 10:41
Den Vergleich mit den Corona-Gegnern habe ich auch nicht verstanden. Aber ansonsten bietet der Artikel einige Hintergründe, die man anderswo nicht liest.
Holly01
8. Juli 2022 @ 11:25
Dann gehe ich davon aus das das kein Goldstandard ist, sondern das was man so anbieten muss, um überhaupt über ein Thema berichten zu können (und veröffentlichet zu werden).
Ich hatte einen Sozialdingends Lehrer, der hat immer wenn ihm was nicht gepaßt hat mit ” Diiiiiiehhhh” angefangen, bevor der überhaupt erst inhaltlich wurde.
Recht geben war eine sichere Einser bis Zweier Bank.
Ich denke so ist das heute in den Redaktionen auch.
Da muss man eben so einleiten, das der Ekel direkt im Raum steht, bevor man dann inhaltlich irgend etwas bewegt.
Besser als in der Politik, da ist direkt das Redeverbot. Da ist Mittäter wer auch nur Anzeichen von Reflektion oder Auseinandersetzung mit oder auf Unerwünschtes andeutet.
In der Wissenschaft bedeutet unzureichende Abgrenzung direkt Mittelverlust und Ausschluss.
Ich verstehe überhaupt nicht, warum immer größere Teile der Bevölkerung sich abspalten und nicht mehr mitspielen in dieser unserer Republik.
Das sind bestimmt Alles nur ADHS Spinner, die die komplexe Welt nicht verstehen.
Tja, die Schere im Kopf mit allen Mitteln fördern und fordern ….
Alexander
7. Juli 2022 @ 19:20
Nun auch die italienischen Bauern?
https://twitter.com/TheRealKeean/status/1544998569572274176
(Und hier wird behauptet, dass im kollabierenden Sri Lanka inzwischen Reiche gejagt werden: https://twitter.com/21stcenturywire/status/1544473671925829632 )
“Mögest Du in interessanten Zeiten leben!” …
Holly01
7. Juli 2022 @ 10:08
https://www.youtube.com/watch?v=xKZQK4i8-zk
Danach kam nichts mehr. Mir ging es nur um den Kontrast.
Der “Abbruch” liegt auch nicht an EBO.
World Press hat da ein “extern” dran gehangen an den link. Darum stellt der sich nicht richtig dar.
Holly01
7. Juli 2022 @ 08:23
Auf dem Aufregervid:
” https://twitter.com/AnonymeCitoyen/status/1544572105508921346 ”
aus
” https://www.heise.de/tp/features/Viehzucht-oder-Umweltschutz-Niederlaendische-Bauernproteste-eskalieren-7164299.html ”
kann ich nicht erkennen was da genau gelaufen ist. Wenn der Polizist am Anfang des Hochkantvids auf den Fahrer geschossen hat, der von der Wiese gefahren ist, war das keine Notwehr.
Die PKW Kontrollen nachher scheinen mir aber sehr verhältnismäßig zu sein ;-P
Andere Vids habe ich jetzt nicht mehr gefunden.
Holly01
7. Juli 2022 @ 08:06
Mit CETA verbunden sind 120.000 Tonnen Frischfleisch aus Kanada.
Die Niederländer ruinieren also ihre Landwirte, damit wir aus Kanada mit dem Schiff das Fleisch importieren können.
Noch besser.
Da praktisch alle US Firmen Tochterfirmen in Canada haben und der Herstellungsweg nicht festgelegt ist bei CETA, sondern nur die Quote, könnte das dann auch Fleisch aus den USA sein.
Genau wie bei Obst haben wir Ware auf dem Tisch die nicht gesund ist, aber erheblich “miles&more” erworben haben, als ihre Konsumenten.
Das muss dieser green deal sein, wir sind ja alle voll Öko ey.
Das diese Proteste es nicht so leicht in die Medien schaffen (genau wie der Streik an den NRW Unikliniken seit 9 Wochen) ist sicherlich Zufall.
Das der Polizist auf den Trecker geschossen hat, nehme ich zur Kenntnis.
Aber der WDR erklärt das kurz und knackig:
” https://www.youtube.com/watch?v=xKZQK4i8-zk “
Adi Golbach
7. Juli 2022 @ 09:41
Spannender Kommentar. Doch er bricht leider plötzlich ab. Bin gespannt auf die Fortsetzung.