Sanktionen sinnvoll nutzen – für Verhandlungen!

Die EU verheddert sich in den eigenen Sanktionen, wie die Gaskrise zeigt. Statt noch mehr sinnlose Strafen gegen Russland zu verhängen, sollte sie die Maßnahmen endlich für Verhandlungen nutzen.

Die EU bereitet das siebte Sanktionspaket vor. Ende Juli, so munkelt man in Brüssel, soll ein Embargo auf russisches Gold kommen, wie es beim G-7-Gipfel besprochen wurde. Auch Diamanten könnten ins Visier der EUropäer geraten.

Den Krieg in der Ukraine wird auch das nicht beenden. Die ersten sechs Sanktionspakete hatten keinen erkennbaren Einfluß auf das Kriegsgeschehen. Auch die Wirtschaft in Russland wurde nicht wie erwartet lahmgelegt.

Umso größer ist der Schaden für die EU. Seit sie verkündet hat, von russischen Energieimporten “unabhängig” werden zu wollen, dreht Moskau den Gashahn zu. Dabei nutzt der Kreml die Sanktionen – gegen die EUropäer.

So wurden Gaslieferungen von Rubel-Zahlungen abhängig gemacht, um die westlichen Strafen gegen die russische Zentralbank zu umgehen. Fast alle europäischen Konzerne machen mit – wer sich weigert, bekommt kein Gas mehr.

Bei Nordstream 1 verweist der Kreml auf Wartungsarbeiten an einer Turbine – die (angeblich) von kanadischen Sanktionen verhindert werden. Streit gibt es auch um die Auslegung der EU-Sanktionen in Kaliningrad, Berlin hat sich eingeschaltet.

All diese Probleme ließen sich lösen, wenn die EU die Sanktionen endlich so nutzen würde, wie sie einmal gedacht waren: als diplomatisches “Tool”, also als Hebel für Verhandlungen. Dabei muß es nicht gleich um alles gehen – den Krieg.

Brüssel könnte Lockerungen in Aussicht stellen, um den drohenden Totalausfall beim Gas zu verhindern. Das wäre auch in deutschem Interesse – denn im Ernstfall droht Deutschland (und der EU) der Absturz in die Rezession.

Ein anderes Beispiel sind die Getreidelieferungen aus der Ukraine. Die EU könnte den offenbar geplanten Deal zwischen Russland und der Türkei erleichtern, indem sie Strafen lockert, etwa das Verbot des russischen Schiffverkehrs.

Dies würde nicht nur der Ukraine helfen, sondern auch Afrika, das sich seit langem über die EU-Sanktionen beklagt. Und es wäre allemal billiger, als einen Seekrieg im Schwarzen Meer zu riskieren, wie dies offenbar die USA erwägen.

Allerdings müssten sich die EUropäer dafür von den Amerikanern absetzen. Doch das wagt man nicht, im Gegenteil: Beim G-7-Gipfel hat man sich noch enger an die US-Politik gebunden, Kanzler Scholz wurde dafür sogar ausdrücklich gelobt…

Mehr zum Wirtschaftskrieg mit Russland hier

P.S. Dass die Sanktionen der EU schaden, spricht sich langsam auch im Mainstream herum. So schreibt der “Vordenker” Braml im Handelsblatt: “Mit den Sanktionen gegen Russland schaden die westlichen Staaten vor allem sich selbst”. – Mehr hier