Die brüchige Einheit des Westens
Bei der Münchener (Un-)Sicherheitskonferenz wurde die “Einheit des Westens” gegenüber Russland beschworen. Doch wer genauer hinschaut, sieht viele Risse.
Das beginnt schon mit den Kriegswarnungen aus den USA und UK. Sie gehen vor allem Deutschland und Frankreich auf die Nerven – denn sie erschweren Gespräche mit Russland und erschüttern das Vertrauen in der Öffentlichkeit, wenn sie dann nicht eintreten (wie der angebliche Kriegsbeginn letzte Woche).
Zudem erhöht der US-Infokrieg den Druck auf die Alliierten, ihre Truppen in Osteuropa aufzustocken, Waffen zu liefern und mit Sanktionen zu drohen. So wurde Deutschland in die Defensive gedrängt, Kanzler Scholz und Außenministerin Baerbock müssen sich ständig rechtfertigen.
Auch die Ukraine-Politik sorgt für erhebliche Spannungen. Präsident Selenskyj hat sie in München offen gelegt: Er beklagte sich über die doppelbödige Politik des Westens, der zwar Solidarität bekundet, aber nicht militärisch eingreifen will und nicht einmal zu einem Bekenntnis zum Nato-Beitritt bereit ist.
Dahinter stecken verschiedene Interessen in der Nato. Seit 2008 stehen Deutschland und Frankreich beim Beitritt auf der Bremse. Die USA und UK respektieren zwar die Vorbehalte – doch gleichzeitig tun sie alles, um die Ukraine aufzurüsten und so nah wie möglich an die Nato heranzuführen.
Streit gibt es auch über die geplanten Russland-Sanktionen. Deutschland, Frankreich und Italien haben Vorbehalte, weil sie negative Rückwirkungen auf ihre Wirtschaft fürchten. Die Koordinierung in der EU-Kommission kommt nur langsam voran, Behördenchefin von der Leyen hat kein klares Mandat.
Im Ernstfall dürften die USA und UK eigene Sanktionen verhängen – etwa, um russische Banken vom Dollar- und Pfund-Markt abzuschneiden. Auch dies könnte auf die Wirtschaft in der EU zurückschlagen. Denkbar wären auch US-Sekundärsanktionen, die auch deutsche Unternehmen in Bedrängnis bringen würden.
Last but not least gibt es Streit über die europäische Sicherheitsordnung. Die USA möchten sie im Kern so lassen, wie sie ist – aber mehr Lasten auf die Europäer abwälzen. Frankreich will mehr “europäische Souveränität”, was auch mehr Distanz von den USA und der Nato bedeuten dürfte.
Zuletzt hat Präsident Macron sogar Gespräche mit Russland über eine neue europäische Friedensordnung ins Spiel gebracht. Das dröhnende Schweigen in Berlin, Brüssel und Washington lässt ahnen, was die westlichen Partner davon halten…
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Armin Christ
22. Februar 2022 @ 09:12
Die Bundesregierung MUSS endlich auf Distanz zu diesen angelsächsischen Brandstiftern gehen !!!! Die opfern ihre Vasallen ohne mit der Wimper zu zucken – siehe Afghanistan. In deren Aufen ist ein Olaf Scholz nicht mehr als ein afghanistanischer Statthalter.
Die deutsche/EUropäische Wirtschaft wird massiv geschädigt (darum geht es anscheinend auch) und die Führungsriege der Grünen soll endlich nach Washington verschwinden.
european
21. Februar 2022 @ 20:32
Macron scheint im Moment der einzige zu sein, der überhaupt einen Plan hat. Glücklicherweise macht er auch Gebrauch davon. Der französische Ratsvorsitz kam zur richtigen Zeit. Sollte good old Germany weiterhin vor sich hin schlafen um während der Wachphasen den Amerikanern die Füße zu küssen, hoffe ich auf eine Allianz der Franzosen mit den Südländern. Zumindest Draghi ist ein Kandidat, auf den er offensichtlich zählen kann. Die Portugiesen bestimmt auch.
Interessanterweise punktet er aktuell auch sehr in Frankreich und zwar, man höre und staune, bei den Linken. Wer hätte das gedacht.
https://www.liberation.fr/politique/elections/electeurs-de-gauche-ils-vont-voter-macron-aucun-autre-candidat-nest-credible-20220220_AIPYNKETRVCKHNLUYUJ6GBLJCA/
“Roland V., ein siebzigjähriger Rentner, der „immer links gewählt hat“, beschwört „einen der größten Präsidenten der Republik mit großem staatsmännischem Format herauf“. Er ist intelligent, fein, kultiviert und charismatisch. Rémy D. lobt „einen Koch, der kochen kann“. Nach diesen Ergüssen werden im Wesentlichen pragmatische Argumente entwickelt, wobei wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund stehen.”
Sieh an. Derweil zankt sich Rechtsaußen um die Wählerstimmen und fischt im gleichen Teich. Das gibt Hoffnung.