Baerbock will “Russland ruinieren”
In immer kürzerem Rythmus erlässt die EU Sanktionen gegen Russland. Nun wird auch noch das Vermögen von Kremlchef Putin und Außenminister Lawrow eingefroren. Doch das eigentliche Ziel ist die Wirtschaft – Russland soll ruiniert werden.
Dies sagte die deutsche Außenministerin Baerbock bei einem EU-Krisentreffen in Brüssel. “Das wird Russland ruinieren”, erklärte die Grünen-Politikerin mit Blick auf die am Donnerstag beschlossenen Wirtschafts- und Finanzsanktionen.
Damit lässt sie die Katze aus dem Sack. Auf den Angriffskrieg in der Ukraine antwortet die EU mit einem Wirtschaftskrieg gegen Russland. Genau das hatten wir in diesem Blog schon vor Wochen vorhergesagt.
Allerdings geht die Strafaktion vielen noch nicht weit genug. Polen, Belgien, Luxemburg und andere EU-Länder fordern, Russland auch vom Bankdatensystem SWIFT abzuklemmen und so den Handel komplett abzuwürgen.
Manch einer würde auch gern den Gashahn zudrehen, um Putin die Finanzierung seiner Kriegsmaschine zu erschweren. Vor allem im Weißen Haus werden solche Pläne geschmiedet, auch Downing Street 10 fände das gut.
Allerdings hängen die USA selbst am russischen Ölhahn – daran dürften die EUropäer bei passender Gelegenheit erinnern. Zudem machen amerikanische und britische Energiekonzerne immer noch glänzende Geschäfte mit Russland.
Sie helfen Putin sogar, Öl und Gas zu fördern, wie CNN berichtet. Komisch, dass alle immer nur auf Nord Stream 2 herumhacken – dabei fördern die kein Gas, sie haben es bisher noch nicht mal befördert…
Siehe auch “Warten auf den Sanktionshammer” und “Baerbock redet wie eine Amerikanerin (II)”
P.S. Früher wurden Länder, die Kriege angezettelt haben – z.B. Deutschland – mit Reparationszahlungen bestraft. Nach dem 2. WK hat man das abgeschafft, weil es den Konflikt verlängert hat und die Länder noch gebraucht wurden. Heutzutage ist man “moderner” und verbaut einem Land die Zukunft – mit Wirtschaftssanktionen…
Burkhart Braunbehrens
27. Februar 2022 @ 14:31
Übrigens war überrascht, wie empfindlich ebo reagiert und schlecht kontert.
Burkhart Braunbehrens
27. Februar 2022 @ 14:25
Dass nun allgemein von Zeitenwende gesprochen wird, ist gut.
Doch dazu gehört auch das Liegengebliebene von gestern. Der nach wie vor existierende Kolonialismus, der alle unsere Beziehungen vor allem mit Afrika prägt, was federführend besonders die EU betrifft.
Das gründlich und offen zu revidieren ist noch wichtiger als den Rassismus in den Köpfen und auch die beste Positionierung gegenüber der neuen Weltmacht China. Aber das dies in Europa als Schlüsselaufgabe gesehen wird, davon ist bisher wenig, auch bei links und grün zu bemerken. Nur die Friedas und die entsprechenden Klimaaktivisten haben das bisher auf dem Schirm.
Holly01
26. Februar 2022 @ 16:21
@ Kostas Kipuros:
Russland vs China:
Russland grob 1400 Mrd. BIP vs China 17.000 Mrd.
Russland 140 Mio Einwohner vs China 1,42 Mrd Einwohner
Da ist Russland kein Partner. Da ist Russland ein Häppchen.
Das war/ist auch jedem klar.
Die ganzen EU Sanktionen sind natürlich kompletter Schwachsinn.
Die EU ist von den Rohstoffen, den offenen Grenzen und den Energieexporten abhängig.
Die EU kann den Russen nichts vorenthalten, was China nicht gleichwertig oder besser ersetzen kann.
Es gibt nichts (aber auch wirklich überhaupt nichts) was die EU tun könnte.
Russland ohne SWIFT?
Interessiert überhaupt nicht. Russland hat praktisch alle Dollarreserven aufgelöst und handelt in anderen Währungen oder direkt in chinesischem Geld mit den Chinesen.
Russlands Problem ist und war immer die Abhängigkeit von einem wirtschaftlichen Partner, die geringe Bevölkerung in Relation zur Landfläche und die strategische Lage.
China ist da keine Lösung, es ist nur ein anderes Problem, ein Problem das Russland nie haben wollte.
China setzt wieder auf Bevölkerungswachstum und schielt schon immer nach Norden.
Für China ist Russland die Lösung aller seiner Probleme. Wenn da nicht diese blöden Russen wären, die da schon leben, aber sonst ein Träumchen.
Burkhart Braunbehrens
26. Februar 2022 @ 11:10
Will Russland ruinieren, solange es Krieg in der Ukraine macht ?
Ich mag dieses Hyperventilieren nicht ! Es wirkt meist unbedacht.
ebo
26. Februar 2022 @ 11:39
Sie hyperventilieren, weil sie hilflos sind. Die Ukraine ist verloren, der Westen blamiert sich bis auf die Knochen, da will man wenigstens mit Sanktionen Stärke zeigen…
Kostas Kipuros
26. Februar 2022 @ 15:41
Es ist richtig, dass sich der Westen blamiert hat, aber diese Tatsache drückt nicht annähernd die wirkliche Dimension jenes Prozesses aus, den wir jetzt gerade erleben – und der den Westen vor globale Herausforderungen stellt, denen er mit Sicherheit nicht gewachsen ist, wenn seine politischen Essentials auf die bisherigen Formate begrenzt bleiben – Russland militärisch einkreisen oder China als eine Macht behandeln, die sich mit Menschenrechtsdiskussionen (so notwendig diese natürlich auch sind) auf “Linie” bringen lässt, um nur diese zwei Aspekte zu bemühen. Auf der Website von RT findet sich heute ein sehr ausführlicher Beitrag von Sergej Karaganow, Ehrenvorsitzender des russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik und wissenschaftlicher Betreuer an der Hochschule für Internationale Wirtschaft und Außenpolitik in Moskau. Darin wird mit nachgerader erschreckender Deutlichkeit klar formuliert, dass der “Zug längst abgefahren” ist – und zwar nach Osten. Das was den Westen am meisten besorgen sollte, ist bereits eingetreten – eine geostrategische russisch-chinesische Partnerschaft, die den Westen und Europa allenfalls als Juniorpartner betrachtet. Aus dieser Sicht erscheinen Westen und Europa samt seinen Werten als ein Auslaufmodell, das Russland und China nichts gebracht hat und deshalb in “konstruktiver Zerstörung” (O-Ton) beseitigt werden muss. Man mag sich gar nicht die weitere Entwicklung vorstellen, wenn man bedenkt, dass eine derartige globale Herausforderung auf eine westliche Führungselite trifft, schon jetzt komplett gescheitert ist. Die entsprechenden Namen erspare ich mir an dieser Stelle. Hier der Link:
https://de.rt.com/meinung/132433-sergei-karaganow-russlands-neue-aussenpolitik/
Holly01
26. Februar 2022 @ 11:05
Sagt mal: Will die Baerbock Russland vor oder nach Deutschland ruinieren oder geht das Hand in Hand?
War die eigentlich bei der “Deutschland muss sterben, damit Europa leben kann” Initiative dabei?
Pjotr56
25. Februar 2022 @ 19:57
Ich gehe davon aus, dass hier Fressefreiheit herrscht und poste einen Kontrapunkt zu Baerbocks Projekt: https://www.broeckers.com/2022/02/24/das-jugoslawien-russlands-in-der-ukraine-und-natostan-muss-wutend-zuschauen/
ebo
25. Februar 2022 @ 20:24
Ein ehemaliger taz-Kollege 🙂
european
26. Februar 2022 @ 12:27
Die Nato kann nichts tun?
Ich glaube, hier wird Ursache und Wirkung verwechselt. Der Westen hat jahrelang gezündelt, nun brennt es und wir haben nicht viel um zu löschen.
Noch im Oktober letzten Jahres hielt die Nato mit der Ukraine ein gemeinsames Manöver im Schwarzmeer ab. Mit tausenden Soldaten. Passiert jedes Jahr. Nötig? Nato-Osterweiterung. Nötig? EU-Assoziierungsabkommen? Nötig?
Natürlich gibt es ein Selbstbestimmungsrecht der Völker. Aber jeder private Grundstücksbesitzer weiß, dass er auf seinem Grundstück nicht beliebig irgendetwas bauen kann, wenn es den Nachbarn dann beeinträchtigt.
Der neutrale Status der Ukraine war doch kein Versehen. Wenn man schon solche Ambitionen hat, hätte man Russland als Verhandlungspartner mit einbeziehen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das keiner gesehen hat. Es war schlichte Ignoranz.
Boris Jelzin war kein guter Präsident für Russland, aber schon 1991 hat er bei der Nato angeklopft und eine Aufnahme Russlands in den Verteidigungsverbund angesprochen. Wurde natürlich verneint. Wer sind wir denn? Außerdem – welche Feinde bleiben denn dann noch? Aber angenommen, man wäre diesen Weg gegangen, wo würden wir heute stehen?
Yanis Varoufakis hat bei Amy Goodman ein sehr gutes Interview mit soliden Lösungsvorschlägen gegeben und m.E. ist das auch der einzig gangbare Weg.
https://www.democracynow.org/2022/2/24/russia_invasion_ukraine_yanis_varoufakis
Kostas Kipuros
26. Februar 2022 @ 14:50
Danke für den Tipp, den es weiterzuverbreiten gilt.