Eine Blaupause für den Wirtschaftskrieg

Nach und nach sickern Details der geplanten US-Sanktionen gegen Russland durch. Sie klingen wie ein Plan zum Wirtschaftskrieg – und werfen die Frage auf, ob es wirklich um Abschreckung geht.

Offiziell ist noch nichts entschieden. Man suche immer noch den Dialog mit Moskau, heißt es in Brüssel und Washington. Die Vorbereitung von Sanktionen diene nur der Abschreckung vor einem Krieg.

Doch wenn man sich den Strafkatalog ansieht, den die US-Agentur “Bloomberg” enthüllt hat, beschleicht einen ein anderes Gefühl. Die Maßnahmen klingen nicht nach Abschreckung – sondern nach Wirtschaftskrieg.

Sie umfassen alle für Russland lebenswichtigen Sektoren – von der Energie über die Banken bis hin zu strategisch wichtigen Technologien. Und sie zielen darauf, das Land von seinem wichtigsten Markt auszusperren – EUropa.

Hier eine Übersicht der Folterwerkzeuge, den sich die USA – unter aktiver Beteiligung der EU-Kommission – ausgedacht haben. Es ist das massivste Sanktionspaket, das Washington und Brüssel je ausgeheckt haben:

Banken und Finanzmarkt

Russland soll vom Finanzmarkt abgeschnitten werden – entweder über SWIFT oder durch gezielte Maßnahmen gegen große Banken. Das Ziel ist offenbar, das Land in den Ruin zu treiben – denn die Refinanzierung der Schulden soll erschwert werden. Allerdings ist Russland derzeit nicht auf frische Schulden angewiesen, es gibt sogar große Reserven.

Energie und Rohstoffe

Neben dem Aus für Nord Stream 2 planen die USA auch, die Förderung und den Transport von Erdgas zu behindern, etwa durch ein Embargo bei wichtigen Technologien. Auch Beschränkungen bei Stahl, Eisen und wichtigen Chemikalen werden erwogen. Allerdings kann Russland diese Sanktionen relativ leicht umgehen – durch engere Zusammenarbeit mit China.

High-Tech und Luxusgüter

Washington plant ein umfassendes Embargo, das von Halbleitern und Quantum-Computern über Güter für die Luft- und Raumfahrt bis hin zu KI gehen könnte. Auch Exportbeschränkungen für russische Luxusgüter sind im Gespräch. Offenbar geht es darum, Russland um Jahre zurückzuwerfen – selbst die bewährte Kooperation im Weltraum würde geopfert.

Unklar ist, ob es sich um Maximalforderungen handelt, mit denen die USA die EU zu Zugeständnissen bewegen will – oder um ein Gesamtpaket, das nicht mehr aufgeschnürt wird.

US-Präsident Biden legt Letzteres nahe. Die Sanktionen würden nicht schrittweise erlassen, sondern auf einen Schlag – mit dem Ziel, Russlands Wirtschaft entscheidend zu schwächen, heißt es im Weißen Haus.

While our actions and the EU’s actions may not be identical, we are unified in our intention to impose massive consequences that would deliver a severe and immediate blow to Russia and over time make its economy even more brittle and undercut Putin’s aspirations to exert influence on the world stage.

The White House

Offenbar geht es Washington längst nicht mehr “nur” darum, Moskau von einem Krieg in der Ukraine abzuhalten. Es geht um einen umfassenden Wirtschaftskrieg, wie er bisher noch nie geführt wurde.

Dieser Wirtschaftskrieg richtet sich nicht nur gegen Russland – sondern gegen alle, die mit dem Land (noch) Handel treiben. Das zeigen die Erfahrungen mit dem Präzedenzfall Iran.

Im Kern geht es um die EU und Deutschland. Mit ihrem Strafkatalog zeigen die USA den EUropäern, dass sie besser daran täten, sich von Russland abzukoppeln – je schneller, desto besser.

Der Clou ist, dass die EU-Kommission die Vorbereitungen zum “Decoupling” mitmacht. Sie predigt ein “souveränes Europa” – und begibt sich in immer größere Abhängigkeit von den USA…

Siehe auch “Von der Leyens heißer Gasdeal mit Biden”

P.S. Von russischem Öl ist in der Sanktionsliste übrigens keine Rede. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die USA viel Öl aus Russland importieren!?