“Der Westen hat die Ukraine verraten” – bleibt nur die Neutralität?
Präsident Selenskyj fühlt sich vom Westen verraten. Die Ukraine sei allein gelassen worden, niemand wolle für das Land kämpfen – auch die Nato nicht. Bleibt nur die Kapitulation – und die Neutralität?
Es ist eine dieser Meldungen, die man nur im Kleingedruckten findet. Oder auf RT. Doch darauf wollen wir uns nicht verlassen, also zitieren wir AFP. Nach Angaben der französischen Agentur fühlt sich Selesnkyj vom Westen “allein gelassen” und verraten.
“Wer ist bereit, mit uns zu kämpfen? Ich sehe niemanden. Wer ist bereit, der Ukraine die Garantie für einen Nato-Beitritt zu geben? Alle haben Angst”, hat der Präsident laut AFP gesagt.
Beim EU-Gipfel, an dem er per Videoschalte teilnahm, wurde er noch deutlicher: Dies könne das letzte Mal gewesen sein, dass man miteinander gesprochen habe.
Denn Russland trachtet ihm offenbar nach dem Leben, zumindest aber nach dem Amt. Zar Putin erkennt die Regierung in Kiew nicht an und will sie stürzen – dies ist das erklärte Ziel des Krieges (so weit man bisher weiß).
In seiner Not – russische Truppen rücken schon in Kiew ein und wollen das Regierungsviertel einnehmen – scheint Selenskyj nun sogar zu Gesprächen über einen neutralen Status bereit.
“Wir wollen Frieden”, sagte sein Berater Mychailo Podoljak der Nachrichtenagentur Reuters. Wenn Gespräche noch möglich seien, sollten diese geführt werden. Die Ukraine schrecke auch nicht davor zurück, über Neutralität zu reden, sollte sich Russland dazu bereit erklären.
Was soll man davon halten? Will Seleneskyj seine Haut retten, oder ist es ein ernst gemeintes Angebot? Was wäre ein neutraler, blockfreier Status wert, der von russischen Truppen erzwungen wurde?
Und will sich Moskau überhaupt auf Verhandlungen mt Selenskyj einlassen? Außenminister Lawrow wischte das “Angebot” vom Tisch und sprach von Lüge. Im Kreml hieß es dagegen, man prüfe den Vorschlag.
Klar ist nur eins: Die Neutralität der Ukraine wird seit langer Zeit von vielen Experten als mögliche Lösung des Konflikts empfohlen. Doch die USA, die EU und die Nato waren strikt dagegen.
Klar ist auch, dass Selenskyj am Westen verzweifelt. Hier die letzte Meldung vom Reuters-News-Ticker:
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft den europäischen Staaten vor, zu langsam und unzureichend auf den russischen Angriff auf sein Land zu reagieren. “Europa ist stark genug, um diese Aggression aufzuhalten”, erklärt er. “Sie können diese Aggression immer noch stoppen. Sie müssen schnell handeln.” Alle Sanktionen sollten auf dem Tisch liegen, vom EU-Einreiseverbot für Russen über einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift bis hin zu einem Öl-Embargo.
Quelle: Reuters
Es klingt wie ein letzter, verzweifelter Hilferuf. Mit Sanktionen, das weiß natürlich auch Selenskyj, wird man Putin nicht mehr stoppen…
Siehe auch “Warten auf den Sanktionshammer”
european
26. Februar 2022 @ 12:36
Er dürfte damit nicht Unrecht haben. Der Westen hat die Ukraine regelrecht angefüttert, einen Regimechange mit herbeigeführt und Hoffnungen geweckt, die ohne die Mitwirkung Russlands nicht erfüllbar sind.
Hätte man wissen müssen. Er übrigens auch.
Nebenbei bemerkt. Die Ukraine ist nicht so ein unschuldiges Opferlamm, wie aktuell dargestellt. Dazu muss man sich nur mal die Amnesty Berichte der letzten Jahre ansehen.
Trotzdem ist die jetzige Situation furchtbar für die Bevölkerung.
Holly01
25. Februar 2022 @ 14:58
Er steht da in einer langen Reihe von “Partnern” die im Regen stehen gelassen wurden, sich dann abgewandt haben, um dann direkt auf der Feindstaatenliste zu landen.
Sicher ist: Die USA haben in der Ukraine noch lange nicht fertig.
Fragt sich ob die “Konterrevolution” die “westlichen” Kräfte komplett “frisst” oder ob die Russen auf dem Pulverfass mit tagtäglichen Sprengstoffanschlägen sitzen bleiben.
Sterben werden in jedem Fall weiter die Ukrainer. Ganz egal welche Meinung sie haben und vertreten.
Komm wir gehen essen sagte die Spinne zur Fliege …..