Krieg gegen die Ukraine, Wirtschaftskrieg gegen Russland – und Deutschland am Pranger
Was bleibt von der Europapolitik der vergangenen Woche? Russland beginnt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die EU und die USA antworten mit einem Wirtschaftskrieg gegen Russland. Und Deutschland steht wegen seiner zögerlichen Haltung am Pranger.
Der 24. Februar 2022 wird als rabenschwarzer Tag in die Geschichte Europas eingehen. Russlands Alleinherrscher Putin – der neue Zar – führt Russland in einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Die EU reagiert sofort mit einem Sondergipfel. Dazugeschaltet wird auch Präsident Selenskyj, der um sein Leben fürchtet und erklärt, man spreche sich vielleicht zum letzten Mal.
Frankreichs Präsident Macron telefoniert – auf Bitten Selenskyjs – wenige Stunden nach Kriegsbeginn mit Kremlchef Putin. Doch der lässt sich nicht mehr von seinem Kurs abbringen, der Dialog bricht ab.
Die EU beschließt das bisher massivste Sanktionspaket gegen Russland, das vor allem auf die Wirtschaft zielt und eng mit den USA abgestimmt war. Allerdings ist unklar, wozu es dienen soll und wie weit es reicht.
Als die Sanktionen geplant wurden, sollten sie Russland noch von einem Krieg abschrecken. Dieses Ziel wurde verfehlt. Nun heißt es, man müsse Putin stoppen – was mit Sanktionen allerdings kaum zu erreichen ist.
Keine Strategie erkennbar
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Alles wirkt überstürzt, eine Strategie ist nicht zu erkennen. Die deutsche Außenministerin Baerbock erklärt, man wolle “Russland ruinieren” – offenbar stellt man sich auf einen mehrjährigen Wirtschaftkrieg mit Moskau ein.
Gleichzeitig spricht sich Baerbock dagegen aus, Russland vom Bankdatensystem SWIFT auszuschließen und die Gasversorgung zu kappen. Dies trägt ihr schwere Kritik ein.
Auch Kanzler Scholz gerät in die Defensive. Denn Selenskyj und viele EU-Länder fordern, alle Register zu ziehen, einschließlich SWIFT.
Tusk: Deutschland hat Schande über sich gebracht https://t.co/AcOvHHINtW via @tonline
— Ralph Kamphöner 🇪🇺 (@ralphkamphoner) February 25, 2022
Deutschland steht am Pranger, weil es zuvor schon Waffenlieferungen verweigert hatte und sich viel zu abhängig von Russland und dem Gas gemacht habe.
Merkels fatales Erbe
Dies ist allerdings nicht nur die “Schuld” von Ex-Kanzler Schröder und der SPD, wie es nun heißt – sondern auch und vor allem von Ex-Kanzlerin Merkel, die die Politik ihres Amtsvorgänger fortgesetzt hat und ein gutes Verhältnsi zu Putin pflegte.
Scholz muß nun die Folgen ausbaden. Nicht nur die “Friedensunion” EU, auch das größte EU-Land Deutschland sieht plötzlich ganz alt aus.
Der Wirtschaftskrieg dürfte die Lage nicht besser machen, im Gegenteil. Deutschland hat von einer privilegierten Beziehung zu Russland profitiert, auch wirtschaftlich.
Das könnte sich nun als Achillesverse erweisen…
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Chris
27. Februar 2022 @ 11:13
Ich befürchte, dass die Propaganda des Kriegsführenden einigen der hier Kommentierenden den Verstand vernebelt hat.
El Zorro
27. Februar 2022 @ 11:53
Bis auf den ihrigen sind alle heutigen Kommentare unpolemisch und einleuchtend.
ebo
27. Februar 2022 @ 12:17
Genau – lasst uns alle sachlich bleiben und nicht die Nerven verlieren, wie so viele Politiker 😉
El Zorro
27. Februar 2022 @ 10:16
Was hier abgeht ist ein Krieg – ein Propaganda-Krieg gegen Russland. Ich gewinne den Eindruck, dass die Ukraine (nach der 1. Intervention Macrons) den eingeleiteten Rückzug der Russen verhindern wollte, indem sie 24 Stunden v o r Einmarsch die Ostprovinzen mit Granatfeuer und Raketen überzog, um endlich „Krieg“ ausrufen zu können. Man beachte die Reihenfolge der Ereignisse und mache sich kundig.
BlueLion
27. Februar 2022 @ 09:21
Und die Eskalation schreitet voran, jetzt Swift-Ausschluß, Flugverbote für russische Airlines – wie soll das weitergehen? Irgendwann kommen wir an den Punkt, wo nur noch eine Kriegserklärung als nächste Eskalationsstufe bleibt. In mir steigt das Grauen an …
ebo
27. Februar 2022 @ 09:32
Eine Eskalation ohne Sinn und Verstand.
Zunächst hieß es, man würde alle Sanktionen auf einen Schlag verhängen. Nun kommen sie im Schweingsgalopp – aber nicht so, dass sie sich an den Kriegsverlauf anpassen und Verhandlungen erzwingen könnten. Wir sind jetzt schon auf einem Level, das Russland zu mehr Krieg provozieren könnte – und auch der EU und Deutschland spärbar schaden dürfte.
Sogar Finanzmarkt-Experte A. Tooze macht sich Sorgen, siehe sein Tweet hier
Holly01
26. Februar 2022 @ 21:42
Ich kann gar nicht so viel essen wie ich brechen möchte, wenn ich lese “Deutschland am Pranger”.
Was denken die Idioten eigentlich?
Wir ruinieren uns selbst?
Der permanente Druck der USA in den letzten 6 Jahren (eigentlich ja schon in den letzten Obama Jahren) hat nur eins gebracht:
Die Lage der EU hat sich permanent verschlechtert.
Jetzt gucken alle auf Deutschland?
Was erwarten die von uns?
Die haben jetzt so lange die Situation verschlechtert, unsere Nachbarschaft mit Polen und Frankreich belastet und unsere Wirtschaftsbeziehungen zerstört, das wir anfangen zu rüsten.
Gegen wen rüsten wir?
Wer ist unser Gegner?
Kurzer Blick nach Russland: deren Lage kann ich ziemlich gut verstehen. Die sehen nicht wie ein Freund aus, aber ein Feind sind die nicht.
Also wir rüsten erst einmal und dann schauen wir mal, wem wir mit dem Zeug eine Freude machen.
China und Russland kommen vor Lachen nicht in den Schlaf und die USA zerstören ihren einzigen starken Verbündeten (die EU) systematisch.
Kaum zu fassen der ganze Mist.
Es sei denn man hat sich längst geeinigt, also die USA und China. Dann macht das Alles plötzlich sehr viel Sinn.
Dann sägt man einen potentiellen Konkurrenten systematisch kurz und klein.
ebo
26. Februar 2022 @ 23:19
Doch, Deutschland steht seit Wochen am Pranger, und unter maximalem Druck der USA. Heute hat die Bundesregierung dem Druck nachgegeben. Ob es der Ukraine hilft und die deutschen Interessen wahrt, werden wir sehen…
Holly01
27. Februar 2022 @ 07:41
Wir zerstören Wirtschaftsbeziehungen, die das Verhalten den Beteiligten berechenbar machen, weil gegenseitige Abhängigkeiten entstehen.
Wir zwingen Russland also aus der relativen Abhängigkeit zur EU heraus.
Wir verhängen absolut wirkungslose Sanktionen, die nur uns selbst schaden.
Das Alles passiert, weil die USA sauer sind. Da laufen Geschäfte an denn sie nicht mitverdienen.
Sagt mal, gegen wen führen wir hier Wirtschaftskrieg? Deutschland oder Russland?
Schaden nimmt bisher nur Deutschland in nennenswertem Umfang, jetzt sogar in richtig hohem Volumen.
Kommen die EU “Freunde” jetzt mit den Amis und zahlen uns dafür etwas?
Ausgleich? Kompensation? RUHE? Irgend etwas?
Bei der Aufrüstung würde ich keinen Cent in die USA oder an unsere “Freunde” fließen lassen.
Eigenproduktion, Kompetenzaufbau, Entwicklung von Materialforschung über Soft-/ Hardware bis zur Endproduktion, alles selbst machen.
Wir haben doch hundert Tausende Ingenieure die in der Automobilindustrie über sind.
Tarnkappenbomber aus Kevlar, die auch im G5 Netz keine Schatten werfen?
Waffen aus Keramik?
Diese schicken neuen Plasmafelder-Waffen, mit denn die Starlink Satelliten runter geholt wurden und mit denen man das Wetter steuern kann?
Da fällt uns doch bestimmt was ein oder?
Am Pranger, am Popo ihr “Freunde”, Frieden und Freundschaft sind keine Einbahnstraße mit Pranger.
Ihr wollte Rüstung? Ihr kriegt Rüstung.
El Zorro
27. Februar 2022 @ 12:49
Nach dem Besuch der Polen fiel Scholz um. Deutschland liefert nun doch Waffen an die Ukraine. Hätte er sich beizeiten mit Macron und Orban gegen Brüssel verbündet, wäre die Kriegsgefahr längst unter Kontrolle. So aber ist die Kacke am Dampfen.