Schäuble spricht es aus
Haben die EU-Chefs versucht, Großbritannien mit ihrer Hauruck-Aktion gegen Russland zu ultimativen Zugeständnissen beim Brexit zu bewegen? Oder wollen sie die Briten sogar heim in die Union holen?
Das ist die These von Bundestagspräsident Schäuble. Er spricht aus, was viele in Berlin und Brüssel denken. Zitat Tagesschau:
Nach dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Salisbury hätten die Briten gesehen, “wie gut es ist, wenn man in der Welt nicht alleine ist”. “Die Briten erfahren viel Solidarität und fangen an, die Sache etwas differenzierter zu sehen”, sagte Schäuble weiter. “Sie erkennen: Europa funktioniert.”
Nun ja, dass Europa funktioniert, kann man am Fall Skripal gerade nicht belegen. Im Gegenteil: Kanzlerin Merkel & Co. haben sich über die in solchen Fällen üblichen EU-Regeln locker hinweggesetzt.
Was aber sehr wohl funktioniert, ist der Aufbau einer gewaltigen Lärm- und Drohkulisse. Meiner Meinung nach ist sie vor allem dazu gedacht, von der britischen Kapitulation beim Brexit abzulenken.
Sie könnte aber auch, ganz nebenbei, den Zweck erfüllen, die Meinung in UK wieder zugunsten der EU zu drehen. Und dann könnte es, wie Schäuble hofft, durchaus noch eine Kehrtwende geben.
Ratspräsident Tusk, der am lautesten gegen Russland trommelt, hat sich schon mehrfach für einen “Exit vom Brexit” ausgesprochen. Wir dürfen auf seine nächsten Schritte gespannt sein…
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Claus
31. März 2018 @ 08:03
Ich lese: „Meiner Meinung nach ist sie vor allem dazu gedacht, von der britischen Kapitulation beim Brexit abzulenken.“
Zustimmung! Von Schwierigkeiten im eigenen Lande mit dem angeblich von außen kommenden Bösen abzulenken ist eine beliebte politische Finte, war bereits zu Zeiten des Britischen Empires beliebt, erscheint aber im Falle Scripal so dümmlich, dass man sich fragt, wer das ganze noch glauben soll.
Die Ermittlungs-Regel Nr. 1 „Cui bono“ macht die Beteiligung Russland an dem Scripal-Thema äußerst unwahrscheinlich, offenbart inzwischen aber zunehmend, wer die wahren Nutznießer sind. Welch eine Überraschung!
Was bleibt? Unter anderem eine nette kleine Reminiszenz an „Das perfide Albion“.