Paradox, aber wahr: Die Nato schützt im Kosovo eine Sezession

Die Nato will ihre Kosovo-Truppe um 700 Soldaten aufstocken. So will sie die Unruhen eindämmen. Doch die KFOR-Mission ist anachronistisch – sie schützt eine Sezession, die nicht einmal alle EU-Staaten anerkennen.

Das Kosovo hatte sich nach der Nato-Intervention in Serbien 2008 für unabhängig erklärt. Doch Serbien, Russland, China und viele weitere Staaten – darunter auch die EU-Mitglieder Spanien und Griechenland – haben die Sezession bis heute nicht anerkannt.

Griechenland werde die Unabhängigkeit des Kosovos auch weiterhin nicht anerkennen, erklärte die griechische Präsidentin Katerina Sakellaropoulou im März. Dies gilt auch für Spanien, das in der EU derzeit den Außenbeauftragten Borrell stellt.

Borrell wirbt nicht nur für die Unabhängigkeit des Kosovos, sondern sogar für eine Annäherung an Serbien. Doch der von ihm angestoßene „Dialog“ zwischen Belgrad und Pristina ist zum Erliegen gekommen. Die EU ist mit ihrem Latein am Ende.

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Noch paradoxer ist die Rolle der Nato. Im Kosovo schützt sie eine Sezession – doch in der Ukraine hilft sie, eine Abspaltung zu verhindern bzw. rückgängig zu machen. Die Rede ist vom Donbass und von der Krim, die Russland für sich beansprucht.

Fällt den EU- und Nato-Chefs nicht auf, dass sie mit Doppelstandards agieren? Wie können sie gleichzeitig eine Abspaltung bekämpfen und eine andere Sezession verteidigen – beides in Europa und in Ländern, die weder der EU noch der Nato angehören?

Offenbar haben sie ein kurzes Gedächtnis. Schon 1999, als die Nato Belgrad bombardierte, haben viele Experten vor einem Präzedenzfall gewarnt. Als sich Kosovo dann von Serbien abspaltete, sorgte sich sogar die SWP vor einem „Sonderfall mit Präzedenzwirkung“.

Heute beruft sich Russland auf das Kosovo, um seinen Krieg zu rechtfertigen. Und die Nato hat es mehr als 20 Jahre nach der Sezession immer noch nicht geschafft, die Region zu befrieden. Deshalb muß die „Schutztruppe“ jetzt aufgestockt werden…

Siehe auch Putin versucht den Kosovo-Trick Mehr zum Kosovo hier