Karlsruhe bremst Brüssel aus, Israel ignoriert die EU – und Glyphosat bleibt
Die Watchlist EUropa vom 18. November 2023 – heute mit der Wochenchronik
Diese Woche könnte als Wendepunkt für die europäische Klima- und Finanzpolitik in die Geschichte eingehen. Auch die Außen- und Ukraine-Politik dürften die Folgen spüren.
Auslöser ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, in dem die von der Bundesregierung geplante Umwidmung von 60 Mrd. Euro für den deutschen Klimafonds für rechtswidrig erklärt wurde.
Damit wackelt nicht nur die Klimapolitik, sondern auch die Schuldenbremse, auf die sich die Karlsruher Richter in ihrem Urteil bezogen. Die gesamte deutsche Finanzplanung steht auf der Kippe – womöglich sogar die “Ampel”-Koalition.
Das bekommt auch die EU zu spüren: Die Bundesregierung hat signalisiert, dass sie die von der EU-Kommission geplante Aufstockung des EU-Budgets nicht mittragen werde. Nur die Ukraine soll mehr Geld bekommen.
Von der Leyen muss umdisponieren
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Die Aufstockung sollte beim nächsten EU-Gipfel beschlossen werden – genau wie der Start von Beirittsverhandlungen mit der Ukraine. Nun wackelt die EU-Agenda. Kommissionschefin von der Leyen muß umdisponieren…
Von der Leyens Plan, weitere 50 Mrd. Euro für Kiew locker zu machen, werde von mehreren Seiten kritisiert, heißt es in Brüssel. “Wir dürfen der Ukraine nicht erlauben, pleite zu gehen”, so ein Diplomat. “Aber es ist nicht leicht.”
Derweil wachsen auch in Brüssel die Zweifel am militärischen Erfolg der Ukraine. Offen sprechen möchte darüber zwar niemand. Doch kritische Kommentare von “FAZ” bis “Wall Street Journal” zeigen, wohin die Reise geht…
Siehe auch “Open Thread: Die Ukraine kann nicht gewinnen”
Was war noch? Israel führt seinen Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen weiter – ohne Rücksicht auf die EU, die eine sofortige Pause gefordert hatte. Die europäische “Soft Power” wirkt nicht mehr…
Und die EU-Kommission hat entschieden, das umstrittene Pestizid Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen. Die EU-Staaten konnten sich nicht einigen, Berlin und Paris brechen ihre Umwelt-Versprechen.
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Die meistgelesenen Beiträge der Woche:
Trotz neuer Korruptionsfälle: Von der Leyen überweist 1,5 Mrd. Euro an Kiew
Der ukrainische Agrarminister soll sich persönlich bereichert haben. Der Fall ist noch nicht aufgeklärt, da kündigt die EU-Kommission schon wieder neue Zahlungen an die Regierung an.
MehrUkraine hebelt Schutzstatus für Kriegs-Flüchtlinge aus
Mit ruppigen Methoden versucht die Ukraine, wehrpflichtige Männer zurückzuholen und an die Front zu schicken. Damit beschädigt sie den besonderen Schutzstatus, den die Flüchtlinge in der EU genießen.
MehrBaerbock: US-Hilfe sichert “europäische Friedensordnung”
Außenministerin Annalena Baerbock hat das US-Votum für neue milliardenschwere Militärhilfen für die Ukraine als Durchbruch gewertet – und erneut ihre Unkenntnis offenbart.
Mehr
Gaza: UN experts call on international community to prevent genocide against the Palestinian people
https://www.ohchr.org/en/press-releases/2023/11/gaza-un-experts-call-international-community-prevent-genocide-against
„Grave violations committed by Israel against Palestinians in the aftermath of 7 October, particularly in Gaza, point to a genocide in the making, UN experts said today.“
und weiter:
„The bombardment and siege of Gaza have reportedly killed over 11,000 people, injured more than 27,000 and displaced 1.6 million persons since 7 October 2023, while thousands are still under the rubble. Of those killed, about 41 per cent are children and 25 percent are women. On average, one child is killed and two are injured every 10 minutes during the war, turning Gaza into a “graveyard for children,” according to the UN Secretary-General.“
Wieviele tote Palästinenser erfüllen das Kriterium des „Rechtes auf Verteidigung?“ Wann ist genug, wann gesühnt?
Was sagt die Bundesregierung dazu? Was die EU?