Frankreich: Meinungsforscher und Medien lagen daneben

Bei den Regionalwahlen in Frankreich haben sich die traditionellen Parteien erstaunlich gut gehalten. Meinungsforscher und Medien lagen daneben – wie so oft.

Einen Durchmarsch der Rechten (RN) unter Marine Le Pen hatten sie prophezeit, mindestens aber einen Warnschuß für Präsident Emmanuel Macron.

Doch beim ersten Durchgang der Regionalwahlen ist es anders gekommen. Die bürgerliche Rechte und die traditionelle Linke haben sich behauptet, denn sie sind in den Regionen gut verankert.

Le Pen hingegen dürfte leer ausgehen, wenn ihre Gegner im zweiten Wahlgang die Reihen schließen. Nur in der Region Provence-Alpes Côte d’Azur mit Städten wie Nizza liegt die RN knapp vor den regierenden Konservativen.

Macrons Partei LREM kam nur auf knapp elf Prozent und landete damit abgeschlagen auf Platz fünf. Ein Signal für die Präsidentschaftswahl 2022 ist das aber nicht – denn LREM ist in den Regionen und Départements bisher kaum präsent.

Auf nationaler Ebene sieht das ganz anders aus. Dort kommt nach Macron und seiner LREM lange gar nichts. Außerdem ist die Präsidentschaftswahl eine Persönlichkeitswahl – und keine Partei-Angelegenheit.

Deshalb ist es auch irreführend, was “Politico” meldet: Macron faces crushing defeat in local elections”. Nein, für eine in Paris geborene Newcomer-Bewegung wie LREM sind elf Prozent fast schon ein Achtungserfolg.

Schlußfolgerungen für die Präsidentschaftswahl lassen sich – wenn überhaupt – erst nach dem zweiten Wahlgang ziehen. Wenn sich die Konservativen weiter erholen, könnte dies den Wettstreit um das höchste Amt im Staate anheizen.

Bei den Republikanern sollte man sich auf jeden Fall schon einmal zwei Namen merken: Laurent Wauquiez und Xavier Bertrand. Aber auch der frühere EU-Kommissar Michel Barnier rechnet sich noch Chancen aus.

Schnell vergessen sollte man dagegen die Prognosen der Meinungsforscher und vieler Medien. Sie lagen wieder einmal total daneben – ganz ähnlich wie in Deutschland, wo die Wahl in Sachsen-Anhalt ganz anders ausging als erwartet…

Siehe auch “Migration: Barnier redet (fast) wie ein Brexiteer”

P.S. Bei den Grünen sticht Julien Bayou hervor. Wird er zum neuen Star der Linken?