Drei unglaubliche “Patzer”

Bei der Uno-Vollversammlung in New York rückt der Syrien-Krieg in den Fokus. Auch die EU will sich um eine Friedenslösung bemühen – dabei hat sie jahrelang weggeschaut.

So lange keine Flüchtlingsströme aus Syrien kamen, war die Welt für die EU in Ordnung. Brüssel überließ es Washington, in Syrien für „Ordnung“ zu sorgen.

Vor allem die Fans des Irak-Kriegs – darunter Kanzlerin Merkel – hielten sich bedeckt. Nur Frankreichs Präsident Hollande schlug mehrfach Alarm – vergebens.

Doch nun, da Hunderttausende Syrer um Asyl begehren, wacht EUropa auf. Nach der erfolgreichen Vermittlung im Atomstreit mit Iran habe man ein Wörtchen mitzureden.

Schön wär’s. Doch zunächst müssten die EU-Außenpolitiker uns bitteschön drei unglaubliche „Patzer“ erklären, die das ganze Fiasko erst möglich gemacht haben:

  • Wieso haben sie den unheimlichen Aufstieg des „Islamischen Staates“ (IS) jahrelang „übersehen“ – und das, obwohl hunderte Europäer beim IS mitkämpfen und -morden?
  • Wieso wurde der Massen-Exodus der Syrer ignoriert? Und wieso wurden Hilfen für Flüchtlingslager im Nahen Osten genau dann zusammengestrichen, als die Krise eskalierte?
  • Wieso hat die EU nicht reagiert, als die Türkei anfing, die Flüchtlinge über die Ägäis nach Griechenland zu schicken? Wieso wird die libysche Küste mit einer Militärmission abgeriegelt, die türkische aber nicht?

Kann es daran liegen, dass die Türkei, die USA und andere EU-„Partner“ (z.B. Saudi-Arabien) klammheimlich am Aufstieg des IS mitgewirkt haben?

Das behauptet P. Cockburn in seinem Standardwerk „The Rise of Islamic State“. Sie hätten den Krieg gegen Syriens Herrscher Assad bewusst angeheizt, obwohl schon 2012 klar war, dass er nicht zu gewinnen war.

Wenn man noch hinzu nimmt, dass Russland früh vor dem IS warnte und sogar anbot, Assad auszuwechseln, wird das ganze Ausmaß dieses geopolitischen Debakels klar.

Und EUropa spielt darin die Rolle des nützlichen Idioten, der USA und Türkei selbst noch dann unterstützte, als längst klar war, dass es zu den Verlierern zählen würde…

Siehe auch “Mit Assad reden” zur Syrien-Krise sowie “Die Sorgen der Anderen” zu Frankreich