Kakophonie zu Sputnik V, Verwirrung bei AstraZeneca, Streit um Biontech

Das Impfdebakel weitet sich aus, die EU hat nichts mehr im Griff. Mittlerweile herrscht eine Kakophonie zu Sputnik V, Verwirrung bei AstraZeneca und Streit um Biontech. Überall gibt Deutschland den Ton an.

“Wir haben absolut keinen Bedarf an Sputnik V, verkündete EU-Kommissar Breton vor einer Woche. Allein mit den in Europa hergestellten Impfdosen könne schon bis zum 14. Juli eine “Herdenimmunität” auf dem gesamten Kontinent erreicht werden.

Nun sind Kanzlerin Merkel und Frankreichs Staatschef Macron in Verhandlungen mit Zar Putin eingetreten – über Sputnik V. Nach Kreml-Angaben wurden in einer Videoschalte Perspektiven “möglicher Lieferungen und der gemeinsamen Produktion dieses Präparats in EU-Ländern” diskutiert.

Merkel hat sich auch zu AstraZeneca geäußert – und dabei neue Verwirrung gestiftet. Mit ihrer Ansage, das Vakzin nur noch an Personen ab 60 abzugeben, widerspricht sie der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA in Amsterdam und den Aussagen der EU-Kommission in Brüssel.

Beide hatten noch vor zwei Wochen nach einer eingehenden Prüfung erklärt, der Impfstoff sei sicher. Und In Deutschland galt noch bis vor kurzem die Regel, das AZ-Vakzin nur an Personen unter 65 zu verimpfen. Was gilt denn nun? Weiß es Deutschland besser als die EU und UK, wo es offenbar keine Probleme gibt?

Last but not least gibt es auch noch Streit um Biontech. Österreich hat gefordert, 10 Millionen Dosen des deutschen Impfstoffs an jene EU-Länder zu verteilen, die bisher angeblich zu kurz gekommnen sind. Doch Merkel sträubt sich gegen eine Umverteilung, wie sie Kanzler Kurz vorschwebt.

Der portugiesische EU-Vorsitz hat nun vorgeschlagen, drei der zehn Millionen Impfdosen für sechs besonders bedürftige Länder zu reservieren, nämlich Bulgarien, Kroatien, Estland, Lettland, die Slowakei und Tschechien. Die übrigen sieben Millionen Impfdosen sollen wie üblich nach Bevölkerungsanteil unter allen 27 Staaten verteilt werden.

Österreich würde demnach nicht besonders berücksichtigt. Das dürfte Kurz nicht gefallen – der Streit geht weiter…

Siehe auch “Kaputtes System: Merkel und Kurz streiten über Impfstoff-Verteilung”

P.S. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA rät von Einschränkungen bei Astrazeneca ab. Nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen gebe es “keine Belege”, die eine Beschränkung der Vakzinverwendung in irgendeiner Bevölkerungsgruppe stützten, sagte EMA-Chefin Emer Cooke.