Bitte, bitte, lasst uns Freunde bleiben!

US-Präsident Trump hat Deutschland scharf attackiert und die EU als “Gegner” bezeichnet, jedenfalls in der Handelspolitik. Und wie reagieren unsere Politiker? Wehren sie sich, begehren sie gegen Trump auf? Weit gefehlt.

Es wirkt eher so, als würden sie betteln: Bitte, bitte, lasst uns Freunde bleiben! Den Auftakt machte heute Außenminister Maas. “Wir können uns auf das Weiße Haus nicht mehr uneingeschränkt verlassen”, sagte er.

Das klang fast wie Kanzlerin Merkel – vor einem Jahr. Sie hatte schon beim Nato-Gipfel 2017 gefordert, Deutschland und Europa müssten sich “ein Stück weit” unabhängiger von den USA machen. Geschehen ist nichts.

Merkel sei weiter eine überzeugte Transatlantikerin, betonte denn auch ihr Sprecher am Montag in Berlin. “Daran hat sich nicht geändert, auch wenn wir starke Meinungsverschiedenheiten haben.”

Die CDU-Chefin schickt nun ihre Generalsekretärin Kramp-Schnarrenbauer nach Washington, um die “Bindung” neu zu festigen.  Sie soll in die USA fliegen und dort auch mit US-Gouverneuren zusammenkommen.

Auch in der CDU seien die deutsch-amerikanischen Beziehungen “nicht mehr so unangefochten wie in der Vergangenheit”, sagt Kramp-Schnarrenbauer. Umso mehr muss man sie nun verteidigen, scheint es.

Doch was will man tun, um die von Trump aufgekündigte Freundschaft wiederherzustellen? Wird Berlin die Autoexporte in die USA drosseln, oder den deutschen Außenhandelsüberschuss abbauen?

Wird man eine EU-Armee gründen und sich von den US-Truppen in Deutschland verabschieden? Oder einen europäischen Pfeiler in der Nato errichten, um “ein Stück weit” unabhängiger zu werden?

Weit gefehlt. Es soll alles weiter gehen wie bisher – nur bitte, bitte, in einem freundlicheren Ton. Und wenn Trump weiter poltert? Wird man sich dann in Berlin die Ohren zuhalten?

Es scheint, dass die Realitätsverweigerung weiter geht. Unsere Schlafwandler wollen einfach nicht sehen und hören, dass sich die Welt ändert- zu Lasten Deutschlands und wohl auch der EU…

Siehe auch “Deutschland unter Druck” und “Die Transatlantiker haben verloren”