Wird die Ukraine ein zweites Österreich?

Soll die Ukraine nach dem Krieg durch eine Nato-Friedenstruppe geschützt werden? Oder wird das Land zu einem neuen Österreich, also neutral und in der EU? Beide Möglichkeiten werden ernsthaft diskutiert.

Die erste Idee – eine Nato-Friedenstruppe – dürfte beim Krisentreffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel zur Sprache kommen. Polen hatte vorgeschlagen, die Nato-Mission solle mit Zustimmung des ukrainischen Präsidenten agieren und humanitäre Hilfe in der Ukraine leisten.

Dabei solle sie allerdings “von Streitkräften geschützt” werden und “in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen”, wie der polnische Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski am Rande einer Kiew-Reise der polnischen, tschechischen und slowenischen Regierungschefs betonte.

Realistisch ist das allerdings nicht. Mehrere Nato-Minister äußerten sich skeptisch. Zudem hat sich Ukraines Präsident Selenskyj bereits gegen eine weitere Zusammenarbeit mit der Nato ausgesprochen. Die Allianz habe sein Land “in die Irre” geführt, sagte er laut “Kiev Post”.

Wahrscheinlicher klingt da schon, was aus Moskau zu hören ist. Die russische Nachrichtenagentur Ria meldete, der Kreml sehe eine entmilitarisierte Ukraine mit eigener Armee nach österreichischem oder schwedischem Vorbild als möglichen Kompromiss an.

“Das ist eine Variante, die derzeit diskutiert wird und die durchaus als Kompromiss angesehen werden könnte”, wurde Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zitiert. Der Hinweis auf die Entmilitarisierung schien sich auf die Idee eines neutralen Status für die Ukraine zu beziehen – also außerhalb der Nato.

Selenskyj hat eine Neutralität seines Landes bereits öffentlich erwogen. Auch deutsche Experten haben diese Perspektive empfohlen. Sogar in Österreich scheint man den Vorschlag ernst zu nerhmen – jedenfalls macht der “Standard” aus Wien heute damit auf…

Siehe auch “Die Nato verliert die Ukraine” und “Ukraine: Ein Hoffnungsschimmer”

P.S. Österreich scheint auch nicht gut anzukommen. Selenskyjs Berater Mychailo Podoljak wies eine Neutralität nach österreichischem Modell zurück und forderte Sicherheitsgarantien: “Die Ukraine befindet sich gerade in einem direkten Kriegszustand mit Russland”, erklärte er. Daher könne es nur ein “ukrainisches” Modell sein, dessen Unterzeichner sich verpflichten, im Falle einer Aggression auf Seiten der Ukraine zu intervenieren. Und wer soll die Neutralität garantieren? Die USA, das UK und die Türkei. Frankreich und die EU sind wieder mal außen vor…