Ukraine: Ein Hoffnungsschimmer

Russland hat den Krieg in der Ukraine ausgeweitet und einen wichtigen Umschlagplatz für westliche Waffen angegriffen. Gleichzeitig gehen die Verhandlungen mit der Ukraine weiter – ein Hoffnungsschimmer?

Die Verhandlungen gehen bereits in die vierte Runde. Nach ukrainischen Angaben will man sich auf einen Waffenstillstand, einen Abzug der russischen Truppen und Sicherheitsgarantieren für die Ukraine konzentrieren.

Die Position der Ukraine habe sich nicht geändert, betonte der Unterhändler von Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, in den sozialen Medien.

Die Ukraine bestehe auf einem Waffenstillstand, bevor es Gespräche über die künftigen Beziehungen geben könne. „Verhandlungen. 4. Runde. Über Frieden, Waffenstillstand, sofortigen Abzug der Truppen & Sicherheitsgarantien. Harte Diskussion.“

Russland sieht es genau andersherum: Erst soll die Ukraine den angestrebten neutralen Status akzeptieren und auf die Krim sowie den Donbass verzichten. Danach könne man über einen Waffenstillstand und ein Ende des Krieges reden.

Hoffnungsvoll stimmt, dass man überhaupt miteinander redet – und dass Russland bisher weder Kiew noch Odessa angegriffen hat. Die ukrainische Hauptstadt ist weitgehend von russischen Truppen umstellt, doch die befürchtete Endscheidungsschlacht steht aus.

Das kann man als Zeichen deuten, dass Russland den Verhandlungen noch eine Chance geben will. Man kann es auch so interpretieren, dass Kremlchef Putin seine ursprüngliches Ziel einer „Enthauptung“ der Ukraine aufgegeben hat.

Das legt auch ein Interview mit dem russischen Militärexperten Wassili Kaschin nahe. Zitat aus „telepolis“:

Russland spricht offenbar nicht davon, dass es das Territorium der Ukraine besetzen möchte oder dass die Ukraine die Regierung wechseln sollte. Als Präsident Putin „Demilitarisierung“ und „Denazifizierung“ anfangs als Ziele setzte, konnte man das als Vorhaben interpretieren, eine Art „Regime Change“ durchzuführen, so unklar war es. Jetzt dürfte das anders sein.

Wir sehen gerade, dass die heftigsten Kämpfe hauptsächlich im Donbass stattfinden. Gleichzeitig blockieren russische Truppen eine Reihe von Großstädten wie Kiew, Charkow, Tschernihiw und Sumy, und es sind parallel intensive geheime Verhandlungen im Gange, wo man einige Fortschritte erwarten kann.

Wir haben zwar nicht alle Informationen, aber wenn ein Kompromiss wenigstens in Sicht ist, macht es keinen Sinn für das russische Militär, vorne durchzubrechen und einen extrem teuren und blutigen Angriff auf riesige Städte wie Kiew und Charkow zu fahren. Man blockiert sie weiter und setzt gezielte Angriffe auf die Standorte der ukrainischen Truppen fort, während die Verhandlungen weiterlaufen.

Quelle: telepolis

„Wenn ein Kompromiss wenigstens in Sicht ist“, so Kaschin, mache ein Angriff auf Kiew keinen Sinn. Bleibt zu hoffen, dass die Arbeiten an einem Kompromiss weitergehen und nicht durchkreuzt werden, von wem auch immer…