Mit vorgehaltener Pistole (II)

(Fortsetzung von Seite 1)

Ausgerechnet Deutschland, die neue Siegermacht der Eurokrise, hat die Bedingungen vorgeschrieben. Sie sind so hart, dass sie durchaus an Krieg – an einen Wirtschaftskrieg um den Euro – erinnern.

Mit vorgehaltener Pistole musste Premier Tsipras am Mittwoch einen neuen Hilfsantrag in Brüssel vorlegen. Schon am Donnerstag soll er ein neues, „vollständiges“  Spar- und Reformprogramm präsentieren.

So spricht man mit Feinden

Sollten die Konditionen nicht bis ins Detail bis Freitag Morgen um 8.30 Uhr erfüllt werden, werde man Griechenland aus dem Euro werfen, droht EU-Kommissionspräsident Juncker. Der Grexit sei schon bis ins Detail vorbereitet.

So spricht man nicht mit Partnern, sondern mit Feinden. Aus diesen Beschlüssen spricht keine historische Vernunft, sondern der Wunsch nach Rache – dafür, dass sich Tsipras über den Willen der Euro-Granden hinweggesetzt und sein Volk zu einem „Nein“ hingerissen hat.

Es sollte ein „Nein“ zu Ultimaten und Pressionen aus Brüssel sein – Brüssel antwortet mit neuen Ultimaten.

Diese Politik verheißt nichts Gutes

Gutes kann aus dieser Politik nicht erwachsen. Schon gar keine „Rettung“ Griechenlands. Denn der „Rettungsplan“, den die Euro-Granden nun in kürzester Zeit einfordern, wird nur formal in Athen geschrieben.

In der Substanz dürfte er sich kaum vom letzten, von den Griechen mit großer Mehrheit abgelehnten Memorandum unterscheiden. Und einen Schuldenschnitt wird es auch nicht geben.

Deutschland hat seine Schulden nach dem 1. Weltkrieg übrigens nicht zurückgezahlt, im 2. auch nicht. Dasselbe Land hat nun verhindert, dass Tsipras wenigstens einen kleinen Sieg davonträgt.