Mit vorgehaltener Pistole
Die Bedingungen an Griechenland sind so hart, dass sie an Krieg erinnern. Aus den Beschlüssen des Eurogipfels spricht nicht wirtschaftliche Vernunft, sondern der Wunsch nach Rache. – Ein Kommentar.
Die Franzosen haben wenigstens noch Sinn für die europäische Geschichte. Nach dem massenhaften „Ochi“ aus Griechenland erinnerte der französische Finanzminister Macron an den ersten Weltkrieg – und an die harten, letztlich überharten Auflagen der Siegermächte gegen Deutschland.
Einen „neuen Versailler Vertrag der Eurozone“ dürfe es nicht geben, forderte Macron.
Doch genau das bahnt sich nun an: Der Krisengipfel der Euroländer hat alle Lehren der Geschichte in den Wind geschlagen und den Grundstein für ein neues „Versailles“ gelegt.
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Peter Nemschak
10. Juli 2015 @ 10:09
@S.B. Wir = einer und keiner. „Wir“ könnte durch „man“ ersetzt werden.
winston
9. Juli 2015 @ 11:08
Was über die Griechenland Rettung willentlich verschwiegen wird.
Dito: Spanien, Portugal, Irland.
Greece Fallout: Italy and Spain Have Funded a Massive Backdoor Bailout of French Banks
http://blogs.cfr.org/geographics/2015/07/02/greecefallout/
S.B.
8. Juli 2015 @ 15:57
Der Versaille-Vergleich bezieht sich leider auf das falsche Land. GR kann aus dem Euro austreten (komme mir bitte niemand damit, dass die EU-Verträge diese Möglichkeit nicht vorsehen). Damit kann sich GR den harten EU-Bedingungen entziehen (hart wirds aber auch ohne EU erst einmal). Ein zweites Versaille – und zwar ins Quadrat – wird die EU aber für Deutschland, wenn der schäbige EU-Umverteilungsladen nicht bei Zeiten auseinanderfällt. Dann zahlt D bis in alle Ewigkeit für den Rest Europas. Tarnname: Solidarität. Klarname: Transferunion.
ebo
8. Juli 2015 @ 16:27
S.B. Du sagst doch selbst, dass zuerst GR fällt, danach (irgendwann vielleicht einmal) D. Im übrigen war es D, dem Versailles auferlegt wurde. Wir haben dann einfach nicht gezahlt und ganz Europa kurz und klein gehauen. Lehren? Keine!
Renzo
8. Juli 2015 @ 16:50
Aber wenigstens besteht nicht die Gefahr, dass GR hier alles kurz und klein haut. Jetzt wo sie nicht mehr zahlen können, liefern wir ja auch keine Waffen mehr hin….;)
S.B.
9. Juli 2015 @ 09:34
@ebo: Wo habe ich denn gesagt, dass GR zuerst fällt? Was als Nächstes in diesem Tollhaus EU passiert, kann kein Mensch vorhersagen.
Das D allein ganz Europa kurz und klein gehauen hat, ist ein Mär, die Sie für sich aufklären können, wenn Sie sich mit der Entwicklung hin zu WKII beschäftigen und zwar abseits des staatlichen verordneten „Lehrplans“. Wer sich solche Quellen unkritisch zu eigen macht, glaubt auch, dass EU und Euro den Frieden in Europa sichern. Das steht auch so im Lehrplan, auch wenn die Fakten seit Jahren das genaue Gegenteil aufzeigen.
Ihren kurzen Zeilen lese ich so, dass D nach Ihrer Ansicht auch die alleinige Schuld an der ganzen EU/Euro-Misere trägt. Das ist mir auch in diesem Fall zu einseitig. Was soll denn die Lehre aus WKII sein? Das D per Transferunion auf ewig den Rest Europas gegenleistungslos um des lieben Frieden Willens zwangssubventioniert? Das (= Versaille II) kann es ja wohl nicht sein.
Gestern habe ich auf SPON (wer hätte das gedacht) einen wirklich guten Artikel über die Konstruktionsfehler von EU und Euro gelesen: http://www.spiegel.de/politik/ausland/griechenland-gefangen-in-der-eurozone-a-1042521.html
Dieser absolut zutreffenden Bestandsaufnahme gibt es nur noch eins hinzuzufügen: Die dringende Empfehlung, dieses völlig misslungene Konstrukt schnellstmöglich rückabzuwickeln, bevor Europa erneut im völligen Chaos und Unfrieden versinkt. Mit EU und Euro sind wir nämlich auf dem besten Weg dazu.
S.B.
9. Juli 2015 @ 09:44
@ebo: Noch ein Nachtrag. „Wir“ haben überhaupt nichts kurz und klein gehauen. Weder Sie noch ich. Und ich übenehme auch keinerlei Schuld dafür, denn es gibt keine Kollektivhaftung für nachfolgende Generationen. Was wir, also die jetzt lebenden Generationen, übenehmen können, ist Verantwortung, dass so etwas nicht wieder passiert. Und zwar mit allen anderen Ländern (Nationen) gemeinsam. Nicht mehr und nicht weniger. Und diese Verantwortung besteht nicht darin, andere Länder zwangszusubventionieren.
Im Übrigen verabscheue ich dieses besch….ne „Wir“, das immer automatisch und vorallem ungefragt jedermann in Mithaftung nimmt. Das erinnert mich immer so an den Sozialismus. Da war auch alles „Wir“.
rastar
10. Juli 2015 @ 12:21
Wieso verweisen Sie ausgerechnet auf diesen (zur Abwechslung einmal) durchaus brauchbaren Spiegel-Artikel. Er widerspricht Ihnen doch weitgehend. Manche Leute verstehen beim Lesen auch nur das, was sie verstehen wollen.
Ihre Abscheu gegen das ‚wir‘ scheint sich merkwürdiger Weise in Luft aufzulösen, wenn Sie sich sinngemäß z. B. darüber beschweren, daß ‚wir‘ in einer Transferunion von den Griechen über den Tisch gezogen werden.
Im übrigen sollte man Leute, die die Tatsache, dass Deutschland in 2. Weltkrieg Europa kurz und klein gehauen hat, als Mär bezeichnen, eigentlich ignorieren.