“Verbrechen gegen die Medien”
In einer Nacht- und Nebelaktion hat die griechische Regierung den Staatssender ERT geschlossen. Die Anstalt sei ein Hort der Vetternwirtschaft, begründete sie ihre Entscheidung. Doch die meisten Griechen sehen dahinter ein neues Diktat der Troika – und ziehen Parallelen zur Diktatur.
Nicht einmal unter der griechischen Militärjunta sei so etwas denkbar gewesen, heißt es in Athen. Kurz vor der Schließung hatte die Troika ihre Kontrollrunde gedreht.
Danach wurde kolportiert, dass die Regierung die Vorgaben zur Privatisierung nicht erreichen würde. Als Grund wurde genannt, das sich der Gasversorger Gepa nicht wie geplant für eine Mrd. Euro losschlagen lässt.
Ob die Schließung des Staatssenders mit dem Scheitern bei der Privatisierung zusammenhängt, sozusagen eine kompensierende Maßnahme war, ist offen.
Möglicherweise geht es auch “nur” darum, Stellen im öffentlichen Dienst zu streichen – oder mißliebige Journalisten kalt zu stellen. Bei ERT stehen nun 2900 Mitarbeiter auf der Straße.
Fest steht, dass die brutale Schließung eine neue Phase der erfolglosen “Rettung” Griechenlands darstellt. Erst letzte Woche hatte der IWF eingeräumt, dass die Sparstrategie von Anfang an verfehlt war.
Die EU hingegen hat bis heute kein “Mea Culpa” abgegeben. Die Frage ist nun, ob sie ihre “Chance” nutzt und wenigstens den massiven Eingriff auf die Pressefreiheit verurteilt.
Offiziell steht die EU ja für die Grundrechte, sie sind sogar im Lissabon-Vertrag verbrieft. Sollten EU-Vertreter jedoch in dieses “Verbrechen gegen die Medien” (der Ökonom und Blogger Varoufakis) verstrickt sein, dürften sie betreten schweigen.
Es wird höchste Zeit, dass auch in Brüssel die Masken fallen – und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden…
Johannes
12. Juni 2013 @ 16:01
Wenn Griechenland eine Diktatur sein soll, die Menschen können frei wählen und sich frei äußern, dann muss Deutschland ebenfalls eine Diktatur sein, denn mir als Bürger werden die Schulden anderer Länder aufgezwungen trotz eindeutiger Gesetze. “Offiziell steht die EU ja für die Grundrechte …” die Euro-Zone ist ein rechtsfreier Raum geworden, teilweise wird dies auch noch in diesem Blog gefeiert und noch viel stärker gefordert, Stichwort Schuldenübernahme. . “… und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden” ja, SPD und Grüne müssten wegen der Euro-Versprechen angeklagt werden, aber das wird nie passieren, Verantwortung und Rechenschaft, das gibt es in der Eurzone nicht, egal welche Seite, und teilweise wird das in diesem Blog ja auch so gewünscht, wenn es um die Schuldenübernahme geht. Man kann nicht in einzelnen Bereichen Gerechigkeit verlangen und bei anderen Bereichen dann diese Gerechtigkeit ablehnen. Entweder ÜBERALL Gerechtigkeit oder überall keine Gerechtigkeit, aber sich die Rosinen rauspicken, das würde die Ungerechtigkeit zusätzlich fördern.
GS
12. Juni 2013 @ 14:30
Ich denke auch, um missliebige Journalisten wird’s in diesem Fall wohl kaum gehen. Erstaunlich finde ich es allerdings doch. Welcher Staat verzichtet schon freiwillig auf seinen Funk? Ob es für die Griechen ein herber Verlust sein wird, ist noch nicht einmal klar, wenn ich mir unser Amalgam aus Dokutainment, weichgespülten Talkshows, Fußball, Stasi 2.0 und Demokratieabgabe für nur knapp 20 Euro im Monat so anschaue.
Setata
12. Juni 2013 @ 14:04
Wäre schön, wenn die unsere Regierungssender auch schließen würden. Wer braucht schon die Propaganda von denen.
Ronald
12. Juni 2013 @ 16:25
Wir haben keine Regierungssender