Update: Panzerdebatte im Presseclub
„Pistorius und die Panzer-Frage: Warum zögert die Bundesregierung?“. Das ist das Thema beim ARD-Presseclub am Sonntag. Ich bin auch dabei.
Ein Aufhänger für die Einladung war der Blogpost “Panzerdebatte: Warum lässt sich Deutschland vorführen?”. Im Vorfeld wurden alle Teilnehmer gebeten, eine These für Twitter zu formulieren. Hier mein Take:
Wollen wir unsere gesamte Waffenproduktion für die Ukraine freigeben? – fragt sich @Lostineu angesichts der Panzer-Debatte. Ex-Botschafter Melnyk habe schon Kampfjets gefordert. Er fürchtet: Wenn alle Tabus fallen, gibt es irgendwann kein Halten.
— Presseclub (@ARD_Presseclub) January 21, 2023
Wie sehen Sie das? pic.twitter.com/VtAVoouY2N
Mehr zum Ukrainekrieg hier. Zu meinem Auftritt im ARD-Presseclub geht’s hier
P.S. Selten habe ich so viele Reaktionen bekommen wie auf diese Sendung. Die Mehrzahl ist positiv. Allerdings gib es auch die üblichen Beschimpfungen à la “Putinknecht” und “Ab an die Front” – teilweise mit voller Mailadresse! Die Diskussionskultur in Deutschland ist auf den Hund gekommen, insbesondere bei diesem Thema. Aber wen wundert’s, angesichts dieser massiven Kampagne…
european
23. Januar 2023 @ 19:35
@Helmut Höft
Jüngstes Beispiel ist der MDR Kommentar zu den Panzerlieferungen. Telepolis fasst das Desaster hier zusammen
https://www.telepolis.de/features/MDR-Shitstorm-nach-Panzer-Kommentar-7468615.html?seite=2
Der Originalkommentar ist hier zu hören, aber der Kommentar der Redaktion darunter spricht Bände
https://www.mdr.de/audio-2235940_zc-61c1655f_zs-94656218.html
Die Deutschen sind bezüglich sachlicher Argumentation mittlerweile dicht. Es gibt nur noch eine einzige zulässige Meinung, meist vorgegeben von Social Media in einer Weise, dass die herkömmlichen Medien oder auch freie Journalisten sich oftmals gar nicht erst trauen, eine abweichende Meinung zu äußern oder sogar den Krieg im Kontext zu sehen. Gabriele Krone-Schmalz ist ein gutes Beispiel oder auch Ulrike Guerot.
Helmut Höft
23. Januar 2023 @ 18:30
Sry, noch ein Nachtrag; Was Sorge bereiten muss, ist die offensichtliche Vorbereitung einer “Dolchstoßlegende”, Tenor: Hätte Deutschland doch (frühzeitig, ohne zu Zögern, in vollem Umfang usw.) … dann wäre alles gut geworden. Wetten dass viel zu breite Kreise einer solchen “Theorie” viel zu viel Raum geben werden? Btw.: Mindestlohn in der Ukraine, 2021 1,21 €
Helmut Höft
23. Januar 2023 @ 18:19
@european
Du kennst sicher auch den Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz, sie beschreibt am Anfang (leichte Tonstörung bis zur Hälfte) genau das, was “Wir” eigentlich nicht wollen: Eine Unkultur des Diskurses … und die Hauptmasse der Medien mittendrin: Ukraineukraineukraine … mitten in Europa geht das UK kopfheister, Kommenar der Medien: “Hä_öh_wieso?” Zugespitzt: Gebt Marie Agnes
StahlhelmStahl-Zimmerman und AntonLeo2Hofreiter je einen Dolch zwischen die Zähne und lasst sie persönlich die Leosan die Ostfrontin die Ukraune fahren. Mich persönlich schüttelt’s bei dem Gedanken: Deutsche Panzer gegen russische Panzer auf dem Boden des damaligen Hauptkampfplatzes. Hier noch etwas zum Thema!Robby
23. Januar 2023 @ 00:58
Durch Ihre Teilnahme wurde der Presseklub endlich einmal erträglich. Normal ist es ja so, vier Teilnehmer, eine Meinung und der Diskussionsleiter gehört auch noch dazu.
Die Diskussionskultur ist wirklich auf den Hund gekommen in Deutschland.
Fr. Arndt hat im MDR einen grundvernünftigen Kommentar gesprochen, darüber fallen die Waffenlobbyisten und Quislinge jetzt her.
Später sagen sie dann wieder: Aber seht her, es gab doch Widerstand.
Gabriela
22. Januar 2023 @ 23:40
Sehr geehrter Herr Bonse, vielen Dank für Ihren Beitrag heute im Presseclub, der mich dank Ihnen etwas weniger lost zurücklässt. Bleiben Sie tapfer und unbeirrbar in Ihrer Berufung als Journalist.
KK
22. Januar 2023 @ 16:01
@ fjesse:
Das Ziel der USA und auch Politikern wie Baerbock ist der Sturz Russlands von der Weltbühne, bestenfalls die Zerschlagung Russlands; ökonomisch scheint das offenbar nicht zu gelingen, da bleibt nicht viel anderes als militärisches, um dieses Ziel zu erreichen. Die USA und die NAhTOd waren und sind dabei offenbar nicht bereit, die berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands anzuerkennen.
Wenn nicht in absehbarer Zeit von der Eskalationsspirale abgelassen und um Frieden – unter Enbeziehung russischer Siocherheitsinteressen – gerungen wird, statt Russland auf Teufel komm raus niederringen zu wollen, wird es unweigerlich zu einem Dritten Weltkrieg kommen, der in erster Linie hier bei uns in Europa ausgetragen werden wird. Und das wird aller Voraussicht nach mit einem atomar verseuchten Europa enden.
Der Gewinner eines solchen Szenarios steht doch bereits fest, es werden die USA sein – alle anderen können nur verlieren!
MarMo
22. Januar 2023 @ 20:58
@KK
Ja, wenn nicht baldigst die USA und ihre Verbündeten zu Verstand und Mäßigung zurück finden (wofür es keine Anzeichen gibt) und der Krieg beendet wird unter Wahrung der russischen Sicherheitsinteressen, dann landen wir sehr wahrscheinlich früher oder später im dritten Weltkrieg. Ja, Europa wird dann ziemlich wahrscheinlich zerstört. Aber ich glaube nicht, dass die USA heil daraus hervorgehen werden. Diesmal nicht, da bin ich mir sicher. Allerdings ist das auch kein wirklicher Trost.
KK
22. Januar 2023 @ 15:43
Geschichtsvergessen die Aussage von Kornelius (SZ) bezüglich der Krim und dem Donbas:
“Völkerrechtlich wäre das eine Katastrophe, wenn wir in Europa Grenzen verschieben, nur weil einer mit dem Panzer darüber fährt.”
Da soll er aber mal in Serbien herumfragen, ob der Kosovo ohne die massiven Angriffe der NAhTOd auf Serbien und die dortige Infrastruktur heute unabhängig wäre und innerhalb Serbiens so eine gänzlich neue Grenze gezogen worden wäre. Und wie dort so über die universale Geltung des Völkerrechts – auch für die USA und den Westen – heute gedacht wird…
Ja, das Verschieben von Grenzen innerhalb EUropas mit Waffengewalt ist eine Katastrophe, aber diese Katastrophe wurde bereits von der NAhTOd als Option eingeführt.
fjesse
22. Januar 2023 @ 14:16
Der einzige Journalist, der im Presseclub Herrn Bonse vorgeworfen hat “Putinversteher” zu sein war er selbst, … um es zu negieren. Aber Herr Bonse behauptet ja auch nicht, dass die Ukraine oder irgendwer (im Westen) einen Angriff auf Moskau vorbereitet. Da hat sich wohl ein Journalist selbst mehrfach ins Knie geschossen.
european
22. Januar 2023 @ 14:01
@Helmut Höft
Genauso habe ich es auch empfunden. Es ist das gleiche Schema wie bei den anderen Talksendungen. Man kann an der Zusammensetzung der Gäste bereits erkennen, was das Ergebnis der Runde werden soll. Ein großes Kompliment an ebo, dass Sie sich nicht aus dem Konzept bringen ließen. Ansonsten war die Sendung nur sehr schwer erträglich, weniger wegen des Themas, sondern wegen der Art der Umsetzung, der Unausgewogenheit der Argumente, der absolut unkritischen Haltung.
Es ist unfassbar, was aus den deutschen Medien geworden sind. Daran wird wohl auch das Buch von Precht und Melzer nichts mehr ändern und die Bürger, die man verloren hat, wird man wohl auch nicht mehr zurückgewinnen können. Es gibt genügend Möglichkeiten im Netz, wo man sich seriös informieren kann. Das aktuelle Interview auf Emma.de mit Erich Vad zeigt das ganz deutlich.
Helmut Höft
22. Januar 2023 @ 12:54
Tach, lieber Eric,
Danke für die Beiträge heute auf Presseclub. Eine Debatte nach dem üblichen Muster: (Deine) abweichende Meinungen werden nieder geschrien und diffamiert.
Sehr richtig:
– Ungute Verengung der Debatte auf D (Scholz) und Leo 2
– keine Ahnung von „verbundenen Waffensydtemen“ (hier auch ein klarer Kommunikationsmangel seitens der Bundesregierung und der Medien)
– Keine Strategie, kein Ziel wird definiert (lt. Nana Brink lassen die Amerikaner das wohlwissen [doppeldeut!!] im Unklaren
– keine Diskussion über die weiter wachsende Abhängigkeit von den USA – der militärisch-industrielle Komplex freut sich wie Bolle
– kein Wort über das ultimative amerikanische Trauma: Europa und Russland finden zusammen …
european
22. Januar 2023 @ 11:51
Dazu passt ein Interview mit Pierre de Gaulle. Im aktuellen Getöse findet man solche intelligenten Stimmen nur noch sehr selten. In Deutschland wuerde er höchstwahrscheinlich gecancelt und als Putinversteher verunglimpft.
https://www.hintergrund.de/politik/pierre-de-gaulle-enkel-von-charles-de-gaulle-spricht-klartext-ueber-die-usa-die-nato-und-die-europaeischen-medien/
Deutschland muss aufhören, amerikanische Politik zu betreiben, die nicht nur gegen europäische Interessen ist, sondern Europa nachhaltig zerstört.
Ich bezweifle, dass irgendeiner rechtzeitig wach wird.
Thomas Fiedler
22. Januar 2023 @ 10:58
Wenn von 315 in Deutschland vorhandenen Leopard2 40% funktionieren, also 126, und von denen, sagen wir mal, 50 in die Ukraine geschafft werden, die deutsche Rüstungsindustrie aber nicht schnell genug für Ersatz (auch in anderen lieferungswilligen Ländern) sorgen kann, eröffnen sich für die amerikanische Rüstungsindustrie große Chancen für die Nachrüstung mit amerikanischen Produkten. Das würde die Bindung an die USA noch mehr steigern, also politisch und wirtschaftlich sehr im Interesse der USA liegen. „Follow the money“, der alte Spruch aus den 70ern könnte auch hier den Schlüssel zu der enigmatischen Verhaltensweise der Bundesregierung und der US-Regierung aufzeigen.
KK
21. Januar 2023 @ 23:53
Vielleicht sollte man mal den tatsächlichen Stand der Demokratie in der Ukraine in die Debatte einbringen, bevor man sich in diesen Krieg immer weiter hineinziehen lässt und für dieses Land den Dritten Weltkrieg und damit die eigene Vernichtung riskiert:
https://globalbridge.ch/die-usa-wissen-genau-dass-die-ukraine-keine-demokratie-ist/