Ukraine: Trump kassiert, EUropa verliert?
Kurz vor der Münchener (Un-)Sicherheitskonferenz kommen verstörende Meldungen rund um die Ukraine. US-Präsident Trump will abkassieren – und die EUropäer sollen die Zeche zahlen.
Es begann mit der Meldung, dass Trump einen hohen Preis von der Ukraine fordert: Im Gegenzug für die amerikanische Unterstützung im Krieg gegen Russland verlangt er Bodenschätze aus der Ukraine im Wert von 500 Mrd. Dollar. Das sagte Trump im Interview mit dem US-Sender Fox News.
Kiew und Brüssel würden das niemals akzeptieren, sollte man meinen. Weit gefehlt: Präsident Selenskyj signalisierte offenbar Zustimmung – er hofft auf einen Deal. Die EU sagte gar nichts. Sie will sich nicht mit Trump anlegen. Selenskyj hat sie ohnehin längst einen Blankoscheck ausgestellt.
Doch das könnte sich noch bitter rächen. Denn nun wird EUropa zur abhängigen Variable. Im Friedensplan, den Trumps Team in München vorstellen will, kommen die EUropäer wenn überhaupt nur als Zahlmeister vor. Sie sollen die USA in der Ukraine ablösen und den Wiederaufbau finanzieren.
Gleichzeitig sollen sie ihren Kriegstribut drastisch erhöhen. Neue Nato-Pläne sehen vor, dass die Militärausgaben von derzeit knapp zwei auf 3,6 Prozent des BIP steigen. Auch der EU-Beitrag könnte sich erhöhen. Spanien fordert, ihn zu verdoppeln – um mehr für die “Verteidigung” zu tun.
Und dann war da noch ein Interview im “Guardian”. Bei einem möglichen Friedensschluss wolle er sich nicht auf die EU verlassen, sagte Selenskyj dem Blatt. Auch die USA müssten Sicherheitsgarantien geben. Im Gegenzug könnten sie mit lukrativen Aufträgen beim Wiederaufbau rechnen.
Am Ende könnte die EU also auch noch in der Ukraine verlieren…
Siehe auch “Ein Friedensplan für die Ukraine? Die EU ist nicht vorbereitet”
Art Vanderley
12. Februar 2025 @ 21:46
“damit sich das Einfallstor nach Eurasien oeffnet und damit das Tor zur Weltherrschaft. ”
Das ist interessant weil es diese Ideen auch auf der anderen Seite gibt bei russischen Nationalisten. In extremer Form verbindet es sich mit Vorstellungen vom eurasischen Herrenmenschen, allerdings haben diese Ultras kaum Einfluß.
european
12. Februar 2025 @ 14:40
Vielleicht sehe ich das ja falsch, aber ich finde das nicht verstoerend. Es ist im Gegenteil verblueffend ehrlich, denn es zeigt sich, worum es eigentlich schon immer im Ukrainekrieg ging. Es ging um Geld, Macht, Rohstoffe und Weltherrschaft. Das Schicksal der Ukraine war in dem Moment besiegelt, als Zbigniew Brzezinski in 1997 The Grand Chessboard schrieb, was nicht mehr und nicht weniger die Bibel der Neocons ist, deren Vertreter in beiden politischen Lagern der USA zu Hause sind.
Demnach braucht man nur dieses Stueck Ukraine aus dem europaeischen Kontinent herausschneiden, damit sich das Einfallstor nach Eurasien oeffnet und damit das Tor zur Weltherrschaft. Das ist der Plan, der jetzt im ersten Ansatz nicht so gut funktioniert hat, wie gedacht. Also gibt man sich erst mal mit den Bodenschaetzen zufrieden. Ist ja auch schon mal etwas.
Europa ist kopf- und fuehrungslos und hat keine Antwort auf diese Situation, die aber von Anfang an klar war. Jeder, der sich nur ansatzweise mit der Vorgeschichte dieses Krieges befasst hat, konnte das sehen. Statt nun eine Antwort zu finden und gangbare Wege aus der Krise zu beschreiten, sehen alle zu, wie die europaeischen Laender den Bach runtergehen. Um schlimmeres zu verhindern, werden Laender selbst die Initiative ergreifen muessen, bilaterale Vertraege abschliessen und ihre internationalen Handelsbeziehungen ausbauen. Auch und gerade zu den BRICS-Staaten. Mit den meisten teilen wir uns den gleichen Kontinent und sie vertreten mehr als die Haelfte der Weltbevoelkerung.
KK
12. Februar 2025 @ 15:03
„Das ist der Plan, der jetzt im ersten Ansatz nicht so gut funktioniert hat, wie gedacht. Also gibt man sich erst mal mit den Bodenschaetzen zufrieden.“
Der zweite Ansatz schein ja schon terminiert, wenn unsere Politiker von einem Krieg gegen Russland in 2028 faseln…
Skyjumper
13. Februar 2025 @ 07:53
Falsch sehen Sie das m.M.n nicht. Die Terminierung würde ich allerdings anders sehen.
„The grand chessboard“ ist hinsichtlich Eurasiens nur als Wiederauflage der „Heartland Theorie“ zu sehen. Und dieses Werk wurde bereits 1904 von Mackinder veröffentlicht.
Ds Handlungsfenster Grossbritanniens schloss sich allerdings bereits mit dm Ende von WK1 und den anders gesetzten Prioritäten GB‘s bei den Verhandlungen. Es öffnete sich wieder mit dem Zerfall der Sowjetunion, dann allerdings für die USA, da dass Albion längst seine geopolitische Position verloren hatte.
KK
12. Februar 2025 @ 13:02
Es kann nur eine Antwort Europas geben: “Ami go home!”
Hätten die Verantwortlichen in Europa Ärsche in den Hosemn und nicht Grütze in den Köpfen, würden sie spätestens jetzt die Amerikaner aus Europa rauswerfen!
Monika
12. Februar 2025 @ 12:02
…Trump einen hohen Preis von der Ukraine fordert…
Trump der Große Forderer… Es gibt quasi nichts, was Trump nicht fordern würde…
Auch wir sollten endlich beginnen, Rechnungen zu stellen. Beispiel Deutschland: Wir bilden auf unserem Territorium die Nachschubdrehscheibe der NATO. Wir beherbergen NATO-Einrichtungen jeder Art und “Güte”, auch solche, mit Hilfe derer nachweislich völkerrechtswidrige Handlungen der USA gesteuert werden. Über Lagerung von US-Atomwaffen (wodurch die Bundesrepublik nicht das Atomwaffenverbotsabkommen ratifizieren kann, obwohl es eine parteiübergreifende parlamentarische Mehrheit seit 2010 dafür gibt) bis hin zur neuerlichen bilateralen (die NATO-checks und balances außen vor lassenden) landgestützten Mittelstreckenraketenstationierung im Rahmen einer MultiDomainTaskForce, bishin zum kompletten Verzicht auf jeglichen Einfluß in Fragen von Krieg und Frieden, denn darauf läuft die von Deutschland anerkannte Befehlshoheit der US-Army hinaus.
Wir bieten den USA unser gesamtes Land als vorgeschobenen Militär-Posten in Eurasien.
Dafür sollten wir angemessen entlohnt werden! Stattdessen bezahlen wir dafür und einem Herrn Trump ist das noch nicht einmal “genug”. Amerika behandelt Deutschland in dieser Sache extrem schlecht. Es ist Zeit für einen angemessenen Deal…
Mit der deutlich getragenen Zielschiebe auf der deutschen Brust und dem zur Verfügung stehen als künftiges Schlachtfeld (wie bereits in zahllosen NATO-Übungen durchexerziert) sollte die “Schuldigkeit” Deutschlands an der gemeinsamen Vorwärtsverteidigung mehr als abgegolten sein. Also ab 2025 Zahlungen für die NATO einstellen, die “Sachleistungen” die erbracht werden sind ein sehr günstiger Deal für die USA. Wenn die USA damit ein Problem haben sollten, können sie gerne beispielsweise nach Polen ausweichen, die werden sicherlich in Freudentränen ob ihrer neuen geopolitischen Wichtigkeit ausbrechen.
Helmut Höft
12. Februar 2025 @ 09:17
Herr Donald John Trump ist ja sehr bescheiden. Der Senator Herr Lindsey Olin Graham sieht das ganze Bild: “They’re sitting on $10 to $12 trillion of critical minerals in Ukraine” https://geopoliticaleconomy.com/2024/09/16/senator-lindsey-graham-ukraine-trillion-minerals/
Blöde ist halt nur, dass sich viele von den “Trillions” im Osten der Ukraine liegen, und dass Putin aus Sowjetzeit ebenfalls Bescheid weiß.
Schwache Performance für den König der Dealmaker! 😉
garno
12. Februar 2025 @ 09:09
„Kleopatra: … hätten damit die USA ein eigenes Interesse an einem ukrainischen Sieg.“
Ich bezweifle, dass es den USA je um einen ukrainischen Sieg ging, die waren realistischer als die Europäer (die ja Russland ruinieren wollten). Die USA wollen Russland lediglich schwächen, die wissen, dass die Atommacht Russland nicht besiegt werden kann – ohne zu riskieren selbst unterzugehen.
Eine Gefahr, die die Europäer ignorieren. Die halten in dogmatischer Weise an ihren Glauben fest, dass die Ukrainer siegen müssen. Sie sind Gefangene der von ihnen selbst erzeugten Russophobie. Das unterscheidet sie von den USA, die sehen ihre (materiellen) Interessen an erster Stelle – und Trump handelt entsprechend.
ebo
12. Februar 2025 @ 09:24
Biden ging es nie um Sieg: Bidens Bilanz: Es ging nie um den “Sieg” der Ukraine
Arthur Dent
12. Februar 2025 @ 09:02
Jedenfalls dürfte den Ukrainern bald nichts mehr gehören. Etwa 25% der fruchtbaren Ackerböden befinden sich im Besitz von Blackrock.
Stef
12. Februar 2025 @ 08:44
@Kleopatra, Gegenfrage: Warum sollte Brüssel etwas dagegen haben, wenn jemand den ökonomischen Rahm am Rand Europas abschöpft und gleichzeitig 1. die Prosperität des europäischen Wirtschaftsraumes auf Jahrezehnte unterminiert, 2. die Energieversorgung prekarisiert, 3. die Lasten nach Europa verschiebt und 4. einen dauerhaften Unruheherd auf dem europäischen Kontinent unterstützt.
Die Ukraine kann grundsätzlich Geschäft machen, mit wem sie will. Jetzt zahlt sie einen Preis dafür, dass sie sich vollkommen von den USA hat vassalisieren lassen. Hier von Geschäften zu sprechen, scheint mir euphemistisch. Und Europa zahlt einen Preis dafür, dass es dies nicht aus Eigeninteresse verhindert hat.
Kleopatra
12. Februar 2025 @ 09:34
@Stef: Die Ukraine hätte es zweifellos vorgezogen, wenn die Russen sie nicht angegriffen hätten. (Angesichts der abstoßenden Jubelkundgebungen in Russland nach dem Einfall in die Krim kann ich dies leider nicht als Putins Privatkrieg, sondern als den Krieg zumindest vieler Russen ansehen). Da diese als Kriegsziel die bedingungslose Unterwerfung, Beraubung, Misshandlung und Massenmord an Ukrainern verfolgen (der angeblich liberale ehemalige Präsident Medvedev erklärte in seinem Telegram-Kanal, dass alle Ukrainer, die sich nicht bedingungslos unterwerfen und zum Russentum bekehren, umgebracht werden sollten), ist die ansonsten als Option verfügbare Kapitulation hier keine Option. Die Russen sind eine Art von Feinden, vor denen zu kapitulieren man niemandem empfehlen kann.
Sie scheinen der Meinung zu sein, die EU solle Gas von den Russen kaufen und ihnen beim Umbringen der Ukrainer freie Hand lassen. Auch dazu gehören aber zwei, d.h. auch die Russen müssen mitspielen. Würden Sie fordern, dass die EU um des billigen Erdgases willen zusehen sollte, wenn Russland in Estland einfällt wie in der Ukraine?
Die Ukraine ist an sich kein „Unruheherd“, vielmehr ist es Russland, das gezielt versucht, überall destabilisierend zu wirken, um dadurch Macht auszuüben.
Guido B.
12. Februar 2025 @ 10:15
@Kleopatra:
“Die Ukraine hätte es zweifellos vorgezogen, wenn die Russen sie nicht angegriffen hätten.”
Da bin ich mir gar nicht so sicher. Die Ukraine führte vor dem Angriff Russlands einen Krieg gegen den prorussischen Osten, bereitete sich auf die Rückeroberung der Krim vor und lehnte es ab, auf das NATO-Beitrittsgesuch zu verzichten. Man kann auch der Ansicht sein, dass die Ukraine es vorzog, mit der NATO im Rücken Russland militärisch zu besiegen. Wie sagte doch Trump neulich? Selenski sei kein Engel, er sei am Krieg mitschuldig. Diese Perspektive scheint mir doch recht plausibel, auch wenn sie von Trump stammt.
Kleopatra
12. Februar 2025 @ 12:20
@Guido B.: Wie Sie meiner Äußerung entnehmen können, beginnt für mich der Krieg Russlands gegen die Ukraine im Jahr 2014 mit der Invasion der Krym und der Gründung der Banditen-“Republiken” Donec’k und Luhans’k. Und es ging nicht um die armen Unterdrückten dort, sondern darum, dass Russland einen Hebel haben wollte, um in die ukrainische Politik, die es nichts angeht, einzugreifen, sowie um die Stillung von Putins “imperialen Phantomschmerzen” (lt. Herfried Münkler). Die Ukraine hat nie einen Versuch unternommen, ihr Territorium über die Grenzen von 1991 hinaus zu erweitern. Ihre Argumentation läuft darauf hinaus, dass der Angegriffene am Krieg schuld sei, weil er sich doch lieber hätte unterwerfen sollen.
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Stef
12. Februar 2025 @ 12:45
@ Kleopatra: Sie sind sicherlich in der Lage zu belegen, dass die Russen die von ihnen unterstellten imperialistischen Absichten hegen. Die Russen selbst sagen nämlich das Gegenteil. Es kommt zwar oft vor, dass man in der internationalen Politik belogen wird. Wenn man aber eine Eskalationsspirale damit rechtfertigt, wie Sie es tun, dann muss man auch harte Belege dafür liefern können. Können Sie? Oder proklamieren Sie nur?
Guido B.
12. Februar 2025 @ 13:55
@Kleopatra:
“Ihre Argumentation läuft darauf hinaus, dass der Angegriffene am Krieg schuld sei, weil er sich doch lieber hätte unterwerfen sollen.”
Ich verstehe die Bandera-Ukraine, dass sie die “Banditen” (Ihre Sprache, nicht meine) mit Bombardierung unterwerfen und die Krim zurückerobern wollte. Sie bekam ja volle Rückendeckung von der EU und der NATO. Es war der Regierung aber auch von Anfang an klar, dass ihre Armee der russischen unterlegen ist. Trotzdem hat sie ein Arrangement mit Russland abgelehnt. Das war so heroisch-patriotisch wie dumm. Wie sich herausstellt, zieht die Ukraine auf dem Schlachtfeld – trotz NATO-Hilfe – erwartungsgemäß den Kürzeren (wenn man das Wunschdenken kurz beiseite lässt). Selenski ist weit davon entfernt, Russland zu besiegen. Wahr ist: Sein Patriotismus ist der Ukraine sehr schlecht bekommen.
Wissen Sie, manchmal ist es auch Patriotismus, in einem nachbarschaftlichen Konflikt rechtzeitig zu deeskalieren, bevor feindliche Truppen vor den Grenzen stehen. Es gab von Seiten der Ukraine keinen einzigen Versuch, den Konflikt zu deeskalieren. Keinen einzigen. Natürlich trägt die Ukraine eine Mitschuld an der Eskalation des Konflikts!
Alicia Maurer
12. Februar 2025 @ 08:21
Dann wäre es aber doch viel konsequenter, die USA würden statt Gaza und Grönland lieber die Ukraine kaufen. Möglicherweise hätten dagegen nicht einmal die UkrainerInnen etwas einzuwenden.
Aber im Ernst: wie hoch die Ukraine tatsächlich aufgrund des Krieges verschuldet ist und bei welchen Ländern, wissen wir nicht. Auch die sog. Waffenhilfe ist nicht umsonst. Es gibt keinen guten Ausweg aus diesem Krieg für die Ukraine.
garno
12. Februar 2025 @ 09:23
Es sieht ja fast wie Arbeitsteilung aus: Die US-Demokraten haben die Ukraine in eine Falle gelockt und Trump macht sich nun über den Fang her.
Michael
12. Februar 2025 @ 08:05
Der Ukraine Wiederaufbau wird zum „Zahltag“! Auf dem Korruptionsindex wird die Ukraine von derzeit Platz 105 weiter abrutschen! Da geht’s um „materielle“ Korruption! Aber wie ist es eigentlich um politische, ethische und moralische Korrumpiertheit bestellt!? Gibt es dafür einen Index? Oder zählt überall nurmehr Quantität aber nicht Qualität?
Kleopatra
12. Februar 2025 @ 07:37
Warum sollte „Brüssel“ etwas dagegen haben, wenn die Ukraine mit einem Drittstaat wirtschaftliche Vereinbarungen schließt? Der Verkauf von Bodenschätzen ist m.W. nach EU-Recht nicht verboten. Die EU-Staaten haben sich, was Waffenlieferungen betrifft, oft und lange geziert (Scholz hat dabei sogar Anlass für die Schaffung eines neuen englischen Verbs gegeben), da hätten sie eben weniger geizig sein müssen, wenn sie an etwas interessiert wären.
Außerdem (worauf F. Niederndorfer im Standard hingewiesen hat): Da manche der Lagerstätten umkämpften oder russisch besetzten Gebieten liegen, hätten damit die USA ein eigenes Interesse an einem ukrainischen Sieg. Und darauf dürfte es der Ukraine ankommen: die USA sollen ein eigenes Interesse am Kriegsausgang bekommen und einen Grund haben, keinem „Frieden zu Ungunsten der Ukraine zuzustimmen.
Arthur Dent
12. Februar 2025 @ 11:13
@Kleopatra
Alles für mich, nichts für die anderen – lautet der Wahlspruch. Weil die EU relativ schwach an Rohstoffen ist. Deutschland hat auch schon ein Auge auf die Lithium-Vorkommen geworfen. Deutschland ist sicherlich nicht der “größte Unterstützer” in Europa aus lauter hehrem Altruismus.