Ukraine-Krieg wird aus Wiesbaden geführt – doch Berlin schaut weg
Die “New York Times” zeigt in einem neuen Report, wie der Ukraine-Krieg von US-Militärs in Wiesbaden geplant und geführt wurde. Doch Berlin schaut weg – von der deutschen Verstrickung will man ebenso wenig wissen wie vom amerikanischen Stellvertreterkrieg.
Nicht sehen, nichts hören und nichts sagen: Dies scheint die Strategie von Verteidigungsminister Pistorius und seinen Chefs im Kanzleramt zu sein. Weder Noch-Kanzler Scholz noch sein designierter Nachfolger Merz wollen sich äußern.
Dabei hat es der Bericht der “New York Times” in sich. Er zeigt nicht nur, wie der Krieg gegen Russland von den USA in Wiesbaden geplant und geführt wurde. Im US-Hauptquartier Europa und Afrika wurde eine “Tötungsmaschine” eingerichtet, so das Blatt.
“In kritischen Momenten bildete diese Partnerschaft das Rückgrat der ukrainischen Militäroperationen, bei denen nach US-Zählungen mehr als 700.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden.”
Der Report zeigt auch, dass der amerikanische Stellvertreterkrieg Ende 2022 in einen Atomkonflikt zu eskalieren drohte – und dass er erneut außer Kontrolle geraten könnte. Denn die Ukrainer versuchen, sich mithilfe der Deutschen und Europäer von den USA zu lösen.
Dies sollte eigentlich alle Alarmglocken in Berlin klingeln lassen. Denn zum einen wird Deutschland von den USA und der Ukraine als Drehscheibe für einen Krieg gegen Russland mißbraucht – obwohl sich Deutschland offiziell nicht im Krieg mit Russland befindet.
Immer aggressiver – mit deutscher Hilfe?
Zum anderen zeigt der Bericht, dass sowohl die USA als auch die Ukraine die Einsatzregeln immer mehr gelockert haben, um Russland härter und “tiefer” zu treffen. Wenn sich die Amerikaner wie befürchtet zurückziehen, dürfte die Ukraine noch aggressiver vorgehen.
Kann Kiew dann auf deutsche Hilfe hoffen? Wird Deutschland von der (mehr oder weniger passiven) Drehscheibe zur aktiven Kriegspartei? Ist es das, was Pistorius und Merz mit Taurus vorhaben, ist das der Grund der geplanten Aufrüstung ohne Ende (“Whatever it takes”)?
Fragen über Fragen – doch Berlin antwortet nicht. “Dem Friedensgebot ist diese Bundesregierung auf das Tiefste verpflichtet”, sagte ein Regierungssprecher auf Nachfrage der “Nachdenkseiten” – das war’s…
Siehe auch Die USA heizen den Krieg an – mit Deutschland als Drehkreuz (von März 2022!) – Mehr zum Krieg um die Ukraine hier
P.S. Der ukrainische Präsident Selenskyj hofft darauf, dass Merz seinem Land den Taurus zur Verfügung stellt. Auf die Frage, ob er erwarte, dass Merz als Kanzler schnell über die Taurus-Lieferung entscheiden werde, antwortete Selenskyj bei einem rührseligen Abschieds-Treffen mit Noch-Außenministerin Baerbock in Kiew: „Wir werden daran arbeiten.“ Deutsche Bodentruppen wünscht er sich übrigens auch…
Arthur Dent
2. April 2025 @ 18:33
Taurus in Endlosschleife. Bleibt immer noch die Frage: Wie kommt der Taurus in die Luft? In Deutschland ist der Marschflugkörper nur für den Tornado zertifiziert. Eurofighter folgt voraussichtlich 2027. Man kann ihn auch noch mit F/A-18 kombinieren. Hat die Ukraine diese Jets? Spanien hat auch den Taurus, warum werden die nicht angefragt?
Woher kommen die Zieldaten?
Wie kommen die in die Ukraine?
Taurus lässt sich nuklear bestücken – was, wenn Russland vom Schlimmsten ausgeht und zurückschlägt?
Skyjumper
2. April 2025 @ 18:08
@Stef
“………… nur eine extrem einseitige Variante des demokratischen Spektrums bedient.”
Ist es denn überhaupt noch eine Variante des demokratisches Spektrum? Oder nur noch eine Variation dessen was einmal Demokratie ausmachte?
Ich glaube ja Sie wollen das gleiche ausdrücken was ich auch empfinde:
Ist es nicht schlimm, dass die heutige Jugend mit dem Wissen aufwächst dass die öffentlich-rechtlichen Medien Staatsmedien sind die für eine objektive Meinungsbildung gänzlich ungeeignet sind?
Ist es nicht schlimm, dass die älteren unter uns in dem sicheren Wissen aufwuchsen und lebten, dass Alu-Hut-Träger belächelt werden konnten und durften – weil wir sicher wußten dass diese recht seltenen Exemplare an Mitbürgern in 90 % aller Fälle verwirrte Irre waren. Während die heutigen Alu-Hut-Träger in dem sicheren Wissen lächeln dürfen dass sie in 90 % der Fälle richtig liegen – und die Nicht-Alu-Hut-Träger die geistig armen sind die sich von den Staatsmedien verarschen lassen.
Als ich Jugendlicher war gab es wochentags 2 abonnierte Tageszeitungen, dazu den Stern und den Spiegel, sowie die Tagesschau (oder die Tagesthemen). Danach war man gut, umfassend und meinungsreich informiert. Wenn ich das heute (es kommt nur noch sehr sehr selten vor) konsumiere, reicht es höchstens für ein kurzes Amüsement darüber dass die dpa oder RND-Meldungen inkl. aller Schreibfehler als Leitartikel herhalten müssen. Bei politischen Sendungen des ÖR Fernsehen reichen wenige Minuten und ich bin versucht den Fernseher aus dem Fenster zu werfen. Was für eine verarmte und verdummte Welt.
Ja, es war nicht immer leicht verBRANDT oder verKOHLT zu werden. Von Wehner, Bahr oder Strauß ganz zu schweigen. Aber bei deren Niveau könnten heutige Politiker nicht mal mehr auf die Tischplatte luschern. Von Augenhöhe fangen wir lieber gar nicht erst an.
Karl
2. April 2025 @ 11:40
@ Helmut Höft: … das Paper der RAND Corp., der NYT-Artikel … und gestern der Artikel von Jacques Baud, der ausdrücklich Jeffrey Sachs widerspricht, dass es primär um die Nato-Osterweiterung gehe. Nach Bauds These sahen die USA (jene Rand-Studie) und die Ukraine-Regierung die REALE Möglichkeit, Russland zu besiegen und ihm das Schwarze Meer (Krim-Flottenstützpunkt) wegzunehmen. Sie provozierten den Krieg aufgrund ihrer Fehleinschätzung, dass Russland und Putin schwach seien.
Baud ist – mit Emmanuel Todd und Jürgen Habermas – der Meinung, dass es um die Verfolgung und Diskriminierung der russischen Ethnie geht. Eine leider viel zu wenig beachtete Tatsache: siehe die von ihm angeführten Belege in dem Artikel. Baud sagte an anderer Stelle, er habe als Schweizer Geheimdienst-Analytiker mit Überzeugung gegen den Kommunismus gekämpft, aber in diesem Krieg gehe es “nicht gegen ein System, sondern gegen Leute”, für ihn ein illegitimer Kriegsgrund.
Jacques Baud: „Die Ukraine hat den Krieg provoziert“ — https://dieschweiz-online.ch/jacques-baud-die-ukraine-hat-den-krieg-provoziert/ (ein neues Portal für die Neutralität der Schweiz, eine Schwester-Site der friedensbewegten Globalbridge)
ebo
2. April 2025 @ 12:27
Baud vs. Sachs – eine interessante Debatte! Findet in Brüssel natürlich nicht statt…
Stef
2. April 2025 @ 10:14
“Fragen über Fragen – doch Berlin antwortet nicht.”
Die von ebo beschriebene kognitive Dissonanz wird zu einem Dauerphänomen bei der Begleitung der Politik auf Bundes und EU-Ebene. Mit aller Macht werden die auf der Hand liegenden Widersprüche der eigenen Politik unter den Teppich gekehrt. Mit umso größerer Rigorosität wird gegen diejenigen Akteure Vorgegangen, die die Widersprüche anzusprechen wagen.
Widersprüche in der Politik sind die Normalität, da es hier um Interessen und nicht um Wahrheit geht. Aber jeden Tag die Tagesschau und heute sehen und mit Rundfunkgebühren auch noch finanzieren zu müssen, die mehr Energie darauf verwenden, die heiklen Themen zu umschiffen als sie zu thematisieren, ist spätestens seit Corona eine Grenzerfahrung der eigenen Art.
Noch prägender ist es allerdings für die junge Generation, die von vornherein mit dem Wissen aufwächst, dass der öR-Rundfunk nur eine extrem einseitige Variante des demokratischen Spektrums bedient.
Helmut Höft
2. April 2025 @ 05:56
Immer dasselbe: „Seit fünfuhrfünfundvierzig …“, „Zwischenfall im Golf von Tonkin …“, „weapons of mass destruction …“ (tbc endless). Was wird daraus gelernt?
Hinzufügen könnte man noch „unsere besten Freunde!“
Das Paper der RAND Corp. (https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html) und der NYT-Artikel machen die Sache noch ein wenig runder. Noch einmal: Was wird daraus gelernt?
KK
2. April 2025 @ 01:26
@ Michael:
“Dritte Frage: Für wie blöd hält der Westen seine eigenen Bürger!?”
Die Einschätzung scheint doch gar nicht so falsch zu sein – die Mehrheit fällt ja offensichtlich auf die Kriegspropaganda herein und schreit mit im Chor nach immer mehr Geld für Waffen! Es wird sich nie was an der leichten Manipulierbarkeit der Masse ändern…
Monika
1. April 2025 @ 23:03
„Wir werden daran arbeiten.“ Woran? An der self fullfilling prophecy eines 3.Weltenbrands? Was könnte ein Grund für unsere Politiknis sein, so etwas anzustreben? Korruption scheidet aus, da sie die Früchte ihres Korruptseins gar nicht mehr „genießen“ könnten. Was ist es dann? Geschichtsbücher…wird es auch nicht mehr geben… Ruhm, Ehre Ansehen? In welchen Kreisen? Nur das Haben von allumfassender Macht für den kurzen Moment des finalen Abtritts? Macht ohne „Zeugen“ auch wenig Sinn. Nihilismus in extremum? Endgültiges Rechthaben? Seit der Frage nach dem Befinden von Schrödingers Katze ist das eigentlich auch „durch“…
Robby
1. April 2025 @ 22:21
Was hat uns die Geschichte gezeigt über den Ausgang der europäischen Koalitionskriege gegen Russland?
Beim 1. , Napoleon, sind die Russen in Paris einmarschiert.
Beim 2. Hitler, sind die Russen in Berlin einmarschiert.
Beim 3. den sie gerade gewinnen ?
Michael
1. April 2025 @ 18:26
Dritte Frage: Für wie blöd hält der Westen seine eigenen Bürger!?
Guido B.
1. April 2025 @ 18:08
Frau Baerbock forderte heute, dass Russland einem sofortigen bedingungslosen Waffenstillstand zustimmen soll. Alle wollten Frieden ausser Russland.
Als neutraler Beobachter fragt man sich, was nur in den Köpfen unserer Politiker los ist.
Erst verweigern sie mit Russland jedes ernsthafte Gespräch über eine Neutralität der Ukraine und einen Rückzug der NATO.
Dann macht Russland seine Drohung wahr und greift an.
Wenige Wochen nach der Invasion will Selenski verhandeln und stimmt einem Neutralitätsstatus zu. Dann verwirft er den Friedensvertrag und beschliesst, Russland zu besiegen.
Dann verkündet der Westen, dass die Ukraine Russland auf dem Schlachtfeld besiegen könne und schickt endlos Waffen und Geld.
Nach zwei Jahren merkt der Westen, dass ein Sieg über Russland ziemlich unrealistisch ist.
Dann kommt Trump und fordert Frieden. Die Europäer schreien alle, dass es nur einen GERECHTEN Frieden geben könne (also einen Sieg über Russland), und pumpen die Ukraine demonstrativ mit Waffen voll, damit sie „aus einer Position der Stärke“ verhandeln könne („Frieden durch Stärke“).
Dann wird Trump sauer, dass sich Russland wenig von seinen vagen Versprechen beeindrucken lässt.
Jetzt, wo die Ukraine verliert, schreien plötzlich alle nach einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand.
Und Selenski träumt weiter von einem brennenden Kreml.
Zwei Fragen drängen sich auf:
1) Wann hat der Westen inkl. Ukraine jemals den Frieden gesucht?
2) Für wie blöd hält der Westen Russland?
Reykjavik
1. April 2025 @ 17:21
Ceterum censeo, zum tausendsten Mal: jede Regierung hat strikt die Interessen der eigenen Bevölkerung zu beachten, so auch die deutsche. Es ist absolut gegen die existenziellen Interessen der deutschen Bevölkerung, ohne jemals angegriffen worden zu sein, für fremde Interessen durch Verwicklung in einen fremden Krieg geopfert zu werden. Oder überhaupt nur dieses Risiko ohne Not einzugehen. Die Missachtung dieses Grundsatzes ist schlicht Verrat an der Bevölkerung und am Land und sollte in rechtsstaatlich organisierten Staaten juristisch aufgearbeitet werden – so lange noch Zeit dafür da ist.
Und zu der Frage, für wie blöd der Westen seine Bevölkerung hält: für saublöd und das nicht mal zu Unrecht. Da das Souverän seit Jahren zu allen Täuschungen, Lügen und propagandistischen Manipulationen zu schweigen beliebt, kommen sie damit doch wunderbar durch. Oder sehen wir etwa im westlichen Europa Anzeichen dafür, dass die Menschen es satt haben, dass man ihre Sicherheit, ihr Geld und nun auch ihre Zukunft für die Ukraine opfert?
european
1. April 2025 @ 16:37
@Michael
Gute Frage. Vielleicht war die breite Vernachlässigung des Bildungssystems kein Kollateralschaden der Austerität, sondern Absicht.