Attacke auf den „weichen deutschen Euro“
Ein „Vehikel für Deutschland“ hat US-Präsident Trump die EU genannt. Nun legt er nach: Sein Handelsberater attackiert den angeblich unterbewerteten Euro, der eine weiche DM sei und von Deutschland mißbraucht werde.
Deutschland nutze den „grob unterbewerteten“ Euro, um die USA und die EU-Partner „auszubeuten“, sagte P. Navarro der britischen „FT“. Er kritisierte auch die deutsche Haltung zu TTIP:
“The German structural imbalance in trade with the rest of the EU and the US underscores the economic heterogeneity [diversity] within the EU — ergo, this is a multilateral deal in bilateral dress.”
Das sitzt. Denn niemand macht sich mehr für TTIP stark als die Kanzlerin des Unternehmens Deutschland, Merkel. Und gerade verzeichnete „Made in Germany“ wieder einen Exportrekord.
Die Aussagen zeigen, dass sich vor allem Deutschland warm anziehen muss – oder endlich dafür sorgen, dass die exorbitanten Exportüberschüsse (mehr als China!) zurückgefahren werden.
Das fordern nicht nur die USA (auch schon unter Obama), sondern auch der IWF, die EU-Kommission und viele Experten. Deutschland verletzt sogar die EU-Regeln zu den „ökonomischen Ungleichgewichten“.
Doch davon will man in Berlin natürlich nichts wissen. Die deutschen Medien haben das Thema bisher weitgehend ausgespart, Merkel wies Tusks Kritik umgehend zurück.
Am schwachen Euro könne man nichts ändern, dafür sei die EZB zuständig, und die sei ja bekanntlich unabhängig. Nur, dass Finanzminister Schäuble täglich auf die EZB einwirkt, das sagte sie nicht…
Claus
1. Februar 2017 @ 10:55
Ich lese: „Deutschland nutze den “grob unterbewerteten” Euro, um die USA und die EU-Partner “auszubeuten”.
Vielleicht sollte Trump’s Handelberater in diesem Punkt doch mal etwas Nachhilfeunterricht nehmen, denn der Euro war ja im Ursprung (DDR-Beitritt, 2+4-Themen etcetera pp) als Maßnahme g e g e n die europäische Dominanz des vereinten Deutschlands durch Abschaffung der starken, harten DM ins Spiel gebracht und durchgesetzt worden. England und Frankreich zogen maßgeblich an den Strippen dafür, vereint mit der europäischen Finanz- und Großindustrie. Und Kohl, der dies hätte abwehren können, wollte wohl nur eines sein: Kanzler der Wiedervereinigung.
Und nun hat sich Deutschland mit dem Euro zum Weichwährungsland entwickelt, produziert auf Teufel komm ‚raus Exportüberschüsse, die auch wieder bemeckert werden. Irgendwie schon witzig, das Ganze.
Susanne
31. Januar 2017 @ 20:00
Herr Nemschak, Sie haben gelesen, dass Trump sein Land binnen kurzer Zeit zum Marktführer in Umwelttechnologie ausbauen möchte?
Peter Nemschak
1. Februar 2017 @ 08:48
Wer es glaubt, wird selig….
Peter Nemschak
31. Januar 2017 @ 19:24
@ebo Dann sollen sie halt den Euro verlassen statt zu jammern. Offenbar geht es ihnen im Euro besser als mit einer eigenen Währung sonst hätten sie schon längst Deutschland mit einem Austritt aus der Eurozone gedroht. Die EU ist nun einmal kein Bundesstaat mit einem Finanzausgleich wie in den USA oder Deutschland.
Peter Nemschak
31. Januar 2017 @ 19:13
@Susanne Trump ist mittelfristig vor allem ein Problem für die USA, das nicht Europa sondern nur die USA lösen kann und auch wird. Die (teilweise) Herauslösung der USA aus der globalen Arbeitsteilung wird für die USA Wohlstandsverluste bringen, die vorrangig auf die Unterschichten, die Trump gewählt haben, fallen werden. Europa sollte sich zum weltweiten Ökologieführer entwickeln. Das würde zukunftsorientierte Arbeitsplätze schaffen und international verfügbare Intelligenz anziehen.
Susanne
31. Januar 2017 @ 17:49
Jetzt liegt in dem Wahljahr die Russlandpolitik, Flüchtlingspolitik, Aufrüstung der Nato und die Euro-Krise durch Trump thematisiert auf dem Tisch.
Gibt es dazu einen eu-Gipfel, in welchem die eu/ro-Länder zu einer gemeinsamen Lösung/Haltung kommen, oder wird jedes Land durch die Seinen einen Wettbewerb der Sprüche führen..oder versucht man, diese wichtige Themen aus den Wählkämpfen 2017 heraus zu halten?
ebo
31. Januar 2017 @ 17:51
@susanne Gute Frage. Zumal sich Schulz und Merkel in all diesen Fragen kaum unterscheiden…
Susanne
31. Januar 2017 @ 18:06
Es braucht m.E. einen Gipfel, welcher mehr als Haltung bietet.
Ein durchdachtes, glaubwürdiges Konzept – erarbeitet von unabhängigen Experten (welche es wohl nicht mehr gibt) – zu den anstehenden sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Aufgaben.
Oudejans
31. Januar 2017 @ 18:11
>>“…erarbeitet von unabhängigen Experten… “
Ergebnisoffen!
ebo
31. Januar 2017 @ 18:13
…genau wie in Bratislava 🙂
Oudejans
31. Januar 2017 @ 18:10
>>“Jetzt liegt in dem Wahljahr die Russlandpolitik, Flüchtlingspolitik, Aufrüstung der Nato und die Euro-Krise durch Trump thematisiert auf dem Tisch.“
Ja, the United States people erweist sich nun nach einer längeren Testphase als der deutschen Regierung unwürdig.
Hetzen wir ihnen die Zeit auf den Hals.
Pardon wird nicht gegeben.
Susanne
31. Januar 2017 @ 18:21
Sie meinen, durch dieses Trump-bashing wäre die deutsche Regierung würdig in Gestaltung der neuen Politik aus den USA?
„Hetzen wir ihm die Zeit auf dem Hals“ bedeutet, Merkel wird durch diese Art von Presseberichterstattung ihr „Problem Trump“ durch Aussitzen lösen?
Oudejans
1. Februar 2017 @ 01:20
>>“Aussitzen“
Susanne, im Dezember wurde den Märkten, anlaßbezogen einem Weihnachtsmarkt, der neue selbstbremsende Scania, ein VW, auf der Rüttelstrecke vorgestellt. Ein echtes Premiumfahrzeug, bei dem deutsche Notbremstechnik den Nutzern schwedischer, aber auch polnischer Landstraßen eine bessere Experience bereitet, indem beim Anprall an unbefugt umherstehende Weichziele schon nach wenigen Dutzend Metern die Feinstaubbelastung drastisch abfällt.
Merkel? Merkel? Seibert, schreiben Sie…
Heute macht ein Trumpadlat ein Bäuerchen und wenige Stunden später fühlt sich Madame zu einem O-Ton bemüßigt.
Der Amerikaner schlägt den zentralen Pfeiler aus Schröder-Merkels Machtstrategie.
Wie viele EU-Nachbarn haben Merkels Beschwichtigungen, nothin to see, everybody move on, heute bekräftigt?
In Berlin, Mainz und Gütersloh werden, wie am Ende jeden Krieges, die Medikamente knapp. Heute ganz besonders Vasopressin…
GS
31. Januar 2017 @ 17:27
Nun, er hat ja Recht. Der Euro ist eine Weichwährung. Allerdings bin ich der Meinung, dass das Deutschland selbst auf lange Sicht am meisten schadet.
Peter Nemschak
31. Januar 2017 @ 19:18
Warum beklagen sich dann die Südländer, wenn der Euro ohnehin eine Weichwährung ist?.
ebo
31. Januar 2017 @ 19:20
Weil Deutschland sie zum Kürzen zwingt
GS
31. Januar 2017 @ 22:43
Für Deutschland zu weich, für andere zu hart. Das ist Dir doch bekannt.
Peter Nemschak
31. Januar 2017 @ 17:17
Ein Ende der Niedrigzinspolitik der EZB würde nicht nur den europäischen Sparern helfen sondern auch, wie von Trump gewünscht, den Euro stärken, was den strukturschwachen Südländern allerdings nicht genehm wäre. Sollte Trump seine Pläne zur Ausgabenpolitik umsetzen, werden die US-Zinsen eher früher als später und damit der Dollar steigen und amerikanische Exporte behindern. Man kann nicht alles gleichzeitig haben wollen. Investitionen in ein effektives Bildungssystem würden Trump-Wählern wohl am ehesten helfen. Besonders bildungsaffin schein Trump allerdings nicht zu sein.