Schlechtes Timing: Ukraine und Moldau haben ein Demokratie-Problem

Wenn die EU-Kommission ihre “Fortschrittsberichte” zum geplanten Beitritt der Ukraine und Moldaus vorlegt, dann wird es auch um die Demokratie gehen. Ausgerechnet jetzt gibt es massive Probleme.

So hat Präsident Selenskyj sich gegen Wahlen in seinem Land ausgesprochen. “Das ist nicht der Moment für Wahlen”, erklärte er mit Verweis auf den Krieg gegen Russland.

Zuletzt hatte Selenskyjs früherer Berater Oleksij Arestowitsch angekündigt, gegen ihn antreten zu wollen. Auch der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Saluschnyj, liebäugelt mit einer Kandidatur.

Selenskyj ist seit Mai 2019 im Amt. Wegen des Kriegsrechts waren die für Oktober vorgesehenen regulären Parlamentswahlen bereits ausgefallen. Ohne den Krieg stünden im kommenden März Präsidentschaftswahlen an.

Man darf gespannt sein, was die EU-Kommission zur “kriegsbedingt ausgesetzten Demokratie” in der Ukraine sagt! Normalerweise sind Wahlen eine unabdingbare Voraussetzung für den EU-Beitritt.

Verwirrend ist die Lage auch in Moldau. Dort haben zwar gerade Kommunalwahlen stattgefunden. Doch die proeuropäische Regierungspartei PAS von Staatspräsidentin Maia Sandu hat eine schwere Schlappe erlitten.

Zudem stellt die OSZE fest, dass die prorussische Opposition massiv behindert wurde. Ihre Redefreiheit wurde eingeschränkt, einige Kandidaten durften erst gar nicht antreten. Zitat:

“The broad powers of the government commission for exceptional situations were used to restrict freedom of speech and association as well as the right to stand”.

Wie lässt sich das mit den demokratischen Spielregeln vereinbaren? Könnte es sein, dass eine Mehrheit der Moldauer gar nicht in die EU strebt – aber mit aller Macht dorthin “geschoben” wird?

Die EU hat sogar extra einen Sondergipfel in Moldau ausgerichtet. Dabei war ganz viel von Geopolitik und von Russland die Rede – von Demokratie eher weniger. Kurz danach wurde die größte Oppositionspartei verboten…

Siehe auch “Der Bluff mit dem EU-Beitritt”