Nun spielen sie “Schwarzer Peter”

Ohne Drama geht es nicht beim Brexit, das wissen wir seit Jahren. Doch nun haben die Verhandlungen zwischen Brüssel und London einen neuen Tiefpunkt erreicht. Im Grunde spielt man nur noch “Schwarzer Peter” – wer ist Schuld, wenn es schief geht?

Den Auftakt machte der EU-Gipfel. Statt den britischen Premier Johnson nach Brüssel zu laden, verbarrikadierten sich die EU-Chefs im streng abgeschirmten Ratsgebäude – nicht ‘mal Handys waren zugelassen – , um intern ihre Position abzustimmen.

London müsse sich bewegen, hieß es hinterher. Keine Selbstkritik, kein neues Angebot an London, keine neue Strategie – nichts. Es war der Versuch, Johnsons Ultimatum (15. Oktober) zu übergehen und London den Schwarzen Peter zuzuschieben.

Doch Johnson ist auch nicht besser. Statt sich das Scheitern einzugestehen, wich er einer Entscheidung aus und verkündete, die Briten müssten sich auf den “No Deal” einstellen. Auch er wollte nicht derjenige sein, der das Licht ausknipst.

“Kommt hierher, kommt zu uns – wenn es fundamentale Änderungen an eurer Position gibt“, erklärte der britische Premier. Auch die EU müsse sich bewegen, erklärte ein Regierungssprecher in London. Nächste Woche soll es weitergehen.

Damit drehen wir uns im Kreis. Johnson versucht, die EU zu erpressen – und die EU versucht, Großbritannien neun Monate nach dem Austritt neue Fesseln anzulegen – nämlich die eigenen Spielregeln. Die nächsten Wochen können heiter werden…

Siehe auch “Brexit: Das Ultimatum endet, die Deadline kommt