Neues vom Wirtschaftskrieg (126): 200 Mrd. Euro “im Energiekrieg”
Der Wirtschaftskrieg gegen Russland zieht immer weitere Kreise. Putin spricht von “Sabotage” und “Terrorismus” bei Nord Stream. Deutschland droht ein massiver Konjunktureinbruch. Und Berlin will bis zu 200 Mrd. Euro für die “Verteidigung” im “Energiekrieg” einsetzen – im nationalen Alleingang.
- Die Bundesregierung will mit einem über Kredite finanzierten 200-Milliarden-Euro-Paket die hohen Energiekosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher abfedern. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an. Die Finanzierung soll über den bestehenden Wirtschafts- und Stabilisierungsfonds (WSF) sichergestellt werden. Auf die bislang geplante Gasumlage will die Regierung verzichten und Unternehmen stattdessen direkt unterstützen. – Interessant ist die Rhetorik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigt einen „Doppelwumms“ an und erklärt, dass Russland seine Energielieferungen „als Waffe“ einsetzt. Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) spricht davon, dass das Regime von Wladimir Putin einen „Angriff auf unsere Volkswirtschaft“ betreibt. Und Finanzminister Christian Lindner (FDP) sieht einen „Energiekrieg auf Wohlstand und Freiheit“ im Gange.
- Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute erwarten angesichts der Energiekrise im kommenden Jahr ein Einbrechen der Konjunktur. Die Wirtschaft rutsche wegen der Energiekrise im Winterhalbjahr in eine konjunkturelle Talsohle und werde dann schrumpfen, erklärten die Regierungsberater in ihrem Herbstgutachten „Energiekrise: Inflation, Rezession, Wohlstandsverlust“. Für dieses Jahr erwarten die Fachleute nur noch ein Wirtschaftswachstum von rund 1,4 % und für 2023 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um etwa 0,4 %. In ihrem Risikoszenario – also bei einer Gasmangellage, kaltem Winter und fehlenden Einsparungen beim Energieverbrauch – veranschlagen die Forscher allerdings für 2023 sogar einen Konjunktureinbruch um 7,9 %. Das wäre deutlich mehr als in der Finanzkrise und im ersten Corona-Jahr 2020.
- Russlands Präsident Wladimir Putin bezeichnet seinem Büro zufolge die Schäden an den Nord-Stream-Gaspipelines als “beispiellose Sabotage”. Es handle sich um einen “Akt des internationalen Terrorismus”, habe Putin in einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan erklärt. – Die Wortmeldung ist interessant, da die meisten westlichen Experten wie üblich Russland die Schuld geben. Bemerkenswert ist auch, dass sich Kanzler Scholz weiter zurückhält. Man weiß nicht einmal, ob er die Lecks als Sabotage, Terror, Umweltverbrechen oder Kriegserklärung wertet… – Mehr hier
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european
30. September 2022 @ 10:36
Mittlerweile bin ich fest davon ueberzeugt, dass die Ukraine nur deshalb gewinnen muss, damit im Nachhinein all die unsinnigen Massnahmen und diese planlose Sanktionitis eine Rechtfertigung bekommen. “Seht ihr, wir hatten Recht”. Das soll erreicht werden, voellig egal, wieviele Menschen dabei ihr Leben lassen muessen.
Ich bin gespannt, wann die amerikanischen Ratingagenturen Deutschland’s Kreditwuerdigkeit herunterstufen, wenn die deutsche Wirtschaft weiter so gefaehrdet ist bzw Firmen abwandern.
ebo
30. September 2022 @ 10:46
Nein, es geht um mehr. An der Ukraine bzw. Russland wird ein Exempel für Taiwan / China statuiert.
Wenn es dumm läuft, erleben wir den Auftakt zum 3. Weltkrieg…
european
30. September 2022 @ 11:52
Fuer die USA glaube ich das sofort. Bei Deutschland bin ich mir nicht sicher. Die haben m.E. voellig den Kompass verloren.
Merkwuerdig ist allerdings, dass die USA auf der Liste der Laender, die Taiwan als selbststaendig anerkennen, nicht mal auftaucht.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.konflikt-mit-china-welche-staaten-erkennen-taiwan-an.eddb5a14-f843-4ae6-a1af-2e3be99abfd2.html
Holly01
30. September 2022 @ 21:49
@ european:
Deutschland hat nichts verloren. Deutschland (bzw Teile von Deutschland) empfindet sich als Führungsmacht.
Nichts, aber wirklich gar nichts rechtfertigt diesen Anspruch.
Jeder einzelne Pluspunkt wurde teuer erkauft.
Sei es die notorisch niedrigen Löhne, die notorisch hohen Außenhandelsüberschüsse, sei es die chemische Industrie oder die überbordende Rüstungsindustrie, alles hatte seinen hohen Preis.
Die Milliarden die nach Bayern gingen und mit denen man die Firmensitze nach München geholt hat.
Die völlig einseitige Ausrichtung auf Verkehrsindustrie und das vollständige Jahrzehnte lange Versagen die Energiewende hin zu bekommen, alles fällt uns jetzt gleichzeitig auf die Füße.
Alles beruhte auf armen Arbeitern und billiger Energie und damit ist man prahlerisch in der Welt herumgelaufen und wollte Allen erzählen, was die nicht alles sollten und müssten.
So, nun haben wir den Misthaufen hier liegen.
Frankreich sucht eine Zusammenarbeit mit Italien.
Die Skandinavier warten ganz sicher nicht auf die Erleuchtung aus Deutschland.
Polen haben wir in 30 Jahren nicht befriedet bekommen.
Jetzt sind wir die Palästinenser in Mitteleuropa, das Volk das eigentlich niemand da haben will, aber doch ist es da.
Jetzt sehen wir das politisch was sich beim Songcontest jedes Jahr gezeigt hat, die deutsche Beliebtheit hält sich in engen Grenzen.
Spätestens seit der Austerität gegen Griechenland ist der Konsens: ” Wenn die Deutschen dich in ihre Klauen bekommen, bis du im Eimer.”
Jetzt sind die Amis in Europa zurück und machen Politik gegen Deutschland.
Die Amis greifen sogar deutsche Infrastruktur mit Waffen an.
Die NATO verteilt die spezialisierten und gut ausgerüsteten Verbände über ganz Osteuropa.
Ich halte die da für gefährdet.
Es gab nie einen Kompass.
Es gab nur eine nette Abfolge von Gelegenheiten, die einseitig und egoistisch genutzt wurden und jetzt wo alle sicher sind das wir zu groß und zu rücksichtslos sind, ist die Show vorbei.
Jetzt sitzen wir richtig im Dreck. Reingefahren haben den Karren die Blockparteien. Genau die Blockparteien, die gerade beweisen, das es noch viel schlimmer geht.
Im Schach sagt man: “In einer schlechten Stellung, gibt es keine guten Züge”.
Wir haben eine richtig schlechte Stellung und nur Idioten in der Politik.