Maskenball in Berlin, Schweigen in Brüssel
Tschechien machte den Anfang, nun führt auch Deutschland die flächendeckende Maskenpflicht ein. Dabei gibt es weder in Deutschland noch in der EU genug Masken, die tatsächlich gegen die Übertragung von COVID-19 schützen. Und Brüssel schweigt.
Professionelle Masken für alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen, Schnell-Tests für alle Kranken, Tracking-Apps für alle Freiwilligen: Das waren bisher die Empfehlungen für eine Lockerung der COVID19-Schutzmaßnahmen.
Doch nun hat die Lockerung in Deutschland und Europa begonnen – und alles ist anders. Tests stehen immer noch nicht genug zur Verfügung, die Tracking-Apps für Kranke ist in weite Ferne gerückt.
Auch Masken sind noch nicht genügend da. Schon gar keine funktionierenden. Doch das hindert die Behörden in Deutschland nicht, eine Maskenpflicht einzuführen – und sie sogar noch mit Bußgeld zu belegen.
Das dürfte nicht nur zu Ärger bei einigen deutschen Mitbürgern, sondern auch zu Engpässen auf dem europäischen Markt führen. Der absurde Maskenball, der in Berlin aufgeführt wird, hat auch Folgen für Brüssel.
Doch die EU-Kommission schweigt. Ihre deutsche Chefin von der Leyen sagt nichts zum deutschen Alleingang, den selbst Kanzlerin Merkel – ihre Parteifreundin – noch vor zehn Tagen öffentlich ausgeschlossen hatte.
Nur Weltärztepräsident Montgomery spricht es aus: Eine gesetzliche Pflicht für nicht funktionierende Masken sei “ein Armutszeugnis eines Staates”, sagte er. Dem ist nichts hinzuzufügen…
RAJA RAJAMANI
28. April 2020 @ 15:56
My son’s in laws gifted with two home made cloth masks. These were made from multiple attractive cloth pieces with distinct prints. Not only we have a unique mask, but we wash it every night and re use it.❤
FD
27. April 2020 @ 22:01
Eigentlich kann man ja sämtliche bisher auf „Lost in EUrope“ erschienenen Beiträge – allesamt wohlgemerkt sehr gut geschrieben, unterhaltsam und lesenswert! – in die drei Worte zusammenfassen: „Deutschland ist schuld!“ Schuld ist Deutschland, Deutschland ist schuld, soviel steht als Tiefennarrativ jedes einzelnen Beitrages von vornherein fest, aber die Begründungen müssen jeweils noch gefunden werden (entstehen manchmal auch erst beim Schreiben) und können von Zeit zu Zeit leicht schwanken, und eben diese Schwankungsbreite macht auch einen gewissen angenehm literarischen Reiz der Variation aus. Jetzt ist Deutschland schuld, weil es angeblich – o weh, o Graus; Macron, steh‘ uns bei! – einen „Alleingang“ unternimmt. Und das nach 1945! Was erlauben Deutschland? – Sorry, aber alles in allem und nach etlichen Jahren des interessierten Lost in EUrope-Lesens ist mein Eindruck doch, dass das hier bewusst ein bisschen wahrnehmbar antideutsch gepolt ist. Why? Eine Generationsfrage? Eine Art totaler und radikaler Wille zur berichterstattenden Wiedergutmachung? Familiäre Belastung 1933-45? Eine Art von linksrheinischer Nibelungentreue zu Frankreich, die karmisch noch in Rheinbundzeiten wurzelt? Ein katholisch grundierter Abscheu vor protestantischen Kanzlerinnen aus dem Osten? Liebe zu kritischen Ansätzen an sich kann es nicht sein, denn bei Macron kommen Sie ja aus dem Jubeln gar nicht mehr raus. Ich stehe vor einem Rätsel, bitte klären Sie mich über den klar wahrnehmbaren Drall Ihres Ansatzes auf.
ebo
28. April 2020 @ 08:40
Ist Montgomery antideutsch?
War nicht auch Merkel gegen den Maskenzwang?
Ich bin Rheinländer und trage einfach ungern Masken – es sei denn zu Karneval.
Ansonsten halte ich es mit Heine : “Denk ich an Deutschland in der Nacht…”
Die aktuelle, in diesem Blog immer mal wieder zitierte Variante findet sich bei Ulrich Beck : “Das deutsche Europa”. Dazu gibt es sogar eine eigene Seite, und zwar hier: https://lostineu.eu/deutsches-europa/
Viel Vergnügen weiter bei der Lektüre – und danke für die ausführliche Würdigung!
RAJA RAJAMANI
27. April 2020 @ 15:03
The masks are easy to make out of cloth. Thus can be washed and reused. And individualism and fashion can prevail.
Kleopatra
28. April 2020 @ 07:22
Masken sind nur dann Mangelware, wenn man sie nur einmal trägt und dann wegwirft. Selbst eine Einfachmaske aus Papiervließ lässt sich wochenlang verwenden, wenn man sie nach gebrauch, d.h. nach Verlassen des Ladens, sorgfältig wegpackt. Man sollte sich bewusst machen, dass es seht viel weniger um ihren Nutzen als Hygienemaßnahme geht, sondern dass sie tatsächlich wie eine Art Amulett wirken, das seinen Träger und ggf. seiner Umgebung ein gutes, beruhigendes Gefühl vermittelt (manche Leute tragen sie im Freien unter dem Kinn als eine Art “Kinnriemen”). Genausowenig wie die in Mode gekommenen Formeln wie “Bleib gesund” am Briefschluss oder #stayathome eine echte medizinische Wirkung haben; man könnte genausogut ein Vaterunser beten.
Würden auf den Umgang mit Gesichtsmasken dieselben Hygieneanforderungen wie auf OP-Masken bei Operationen ernsthaft angewandt, wäre eine ausgedehnte Maskenpflicht in der Tat mangels Ausrüstung nirgendwo einzuhalten, weil jeder täglich mehrere Masken verbrauchen würde. Somit geht es um den Beruhigungseffekt und sehr viel weniger um Hygiene; und deshalb genügen Masken Marke Eigenbau. Die meisten Maskenpflicht-Vorschriften sehen ohnehin auch einen vor Mund und Nase gezogenen Schal als ausreichendes Äquivalent an. Das wirkliche Ziel ist der Effekt der kollektiven Beruhigung, dadurch dass man sieht, dass alle eine im Grund absurde Vorschrift (Pflicht zum Tragen von Kleidungsstücken mit _unbekannter und von niemandem kontrollierter Wirksamkeit_) befolgen.