Kriegswarnung ohne Beweise – Abschreckung oder Fake News?
Die USA warnen ‘mal wieder vor einem angeblich “imminenten” Krieg in der Ukraine. Doch Beweise bleiben sie weiter schuldig. Geht es um Abschreckung – oder um Fake News?
Hü und hott – so geht es mit den Kriegswarnungen aus Washington. Noch in der vergangenen Woche hatte das Weiße Haus versprochen, nicht mehr von einem “imminenten” Angriff Russlands zu sprechen.
Nun wiederholt es seine Warnung – sogar dringlicher denn je. Der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, sagte, ein russischer Angriff könnte noch während der Olympischen Winterspiele in Peking erfolgen.
Beweise legte Sullivan nicht vor. Alle Warnungen beruhen auf nicht überprüfbaren, amerikanischen Geheimdienst-Erkenntnissen – angeblich haben die USA russische Nachrichten abgefangen. Am 16. Februar könne es losgehen, heißt es in Washington.
Vielleicht aber auch nicht. Denn kaum dass Sullivan geredet hatte, ruderte man schon wieder zurück: Niemand wisse, ob Kremlchef Putin schon den Marschbefehl gegeben habe, hieß es. Es sei nur ziemlich wahrscheinlich…
Everyone is predicting war between Russia and Ukraine except Russia and Ukraine
— Samuel Ramani (@SamRamani2) February 12, 2022
Kiew reagierte genervt. Präsident Selenskyj sagte, der “Alarmismus” schade seinem Land mehr als er nütze: “Der beste Freund für die Feinde ist Panik in unserem Lande.”
Aus Moskau kam ein – nicht sehr hartes – Dementi. Es werde “Alarmismus” verbreitet in den USA, ohne dass Beweise für die Behauptungen vorgelegt würden, teilte der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, mit.
Man habe immer wieder betont, dass Russland nicht plane, irgendjemand zu überfallen. Die Aussagen zeugten lediglich davon, dass die USA ihre “Propaganda-Kampagne gegen unser Land” verstärkt hätten.
Dazu passt, dass sich die russischen Medien zurückhalten. Bisher fehle “jegliches Kriegsgetrommel gegen die Ukraine, jeglicher Vorwand, den man vor einer Invasion eigentlich erwarten würde“, konstatiert der “Spiegel“.
Das Kriegsgeschrei geht nur von den USA aus.
Auffällig ist, dass die Warnungen mit der Entsendung von Kampfjets und Bombern aus den USA nach Europa zusammenfallen (die man aber dezent verschweigt). Zudem will Washington 3000 zusätzliche Soldaten nach Polen schicken.
Nachdenklich macht auch, dass die Alarmstufe immer dann erhöht wird, wenn Deutschland oder Frankreich direkte Gespräche mit Putin planen. Das war schon vor dem Besuch von Präsident Macron am vergangenen Montag so.
Nun will Kanzler Scholz nach Moskau reisen. Sein Besuch ist am Dienstag, 15. Februar geplant – folgt man Washington, so soll gleich danach die Invasion beginnen.
Man könnte auch sagen: Der Dialog wird von Kriegsgeschrei übertönt. Und von Fake News erschwert. Oder geht es Biden nur um Abschreckung, um einen Einmarsch zu verhindern?
Das ist die offizielle These in Washington. Die Erfahrung mit dem Irak-Krieg spricht allerdings eine andere Sprache…
Zur Abschreckungs-These siehe z.B. die “Welt” “Das steckt hinter der aggressiven Geheimdienst-Taktik der US-Regierung” oder die “New York Times”: “U.S. Battles Putin by Disclosing His Next Possible Moves”. Siehe auch “Die USA glauben selbst nicht an Krieg” und “Ukraine: Fake News aus London”
P.S. Einen Zweck haben die Warnungen schon erfüllt: Die EU schnürt ihr Sanktionspaket noch enger, EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen stimmt sich direkt mit dem Weißen Haus ab. Zuvor war die Sorge laut geworden, neben Deutschland könnten auch Österreich, Italien oder Ungarn ausscheren…
Lukas
15. Februar 2022 @ 16:01
Danke für die Dentanstösse!
Werner Rieger
14. Februar 2022 @ 21:15
Ich bin seit 1964 anerkannter Kriegsdienstverweigerer.Der Bundeswehr stehe ich nicht feindlich gegenüber.Höchstens mit Angst.Mein Vater ist bei Witebsk nach schwerer Verwundung beerdigt.Ein Onkel in Frankreich ,einer ist in Niederlande seit der Bombardierung der Seedämme durch die Amerikaner verschollen,drei weitere da und dort. Einer um ein Haar bei der Sprengung der Rheinbrücke Lu-Mannheim umgekommen.
Einer bekam in der Gefangenschaft TB.Die Narben nach der OP sind vergrebst und er starb später in der Univ.Kinik Heidelberg.Ein langer Sterbensweg. Ein Krieg kann nie was gutes sein und die Männer die hier Verantwortung haben tu ich nicht verurteilen als Reale Kriegstreiber nur meine Angst steht hinter ihnen. Ich fürchte die Amerikaner
könnten von uns verlangen einzugreifen und wir hätten Opfer. Ich habe Ahnung was dahinter steht Väter ,Mütter und Kinder. Die schmale Staatsrente ist eine Schande. Wie meine Mutter mich und meinen Bruder groß gebracht hat wäre ein Roman. Lernen wir mal wieder beten vieleicht hilft es.
european
13. Februar 2022 @ 11:47
Dazu passt dieser Vortrag mit anschließender Diskussion, den ich mir gestern angesehen habe.
https://www.youtube.com/watch?v=8X7Ng75e5gQ&t=1s
Pozner ist ein französischstämmiger russisch-US-amerikanischer, unabhängiger, Journalist mit äußerst interessanten Aspekten zum Thema. Mir war durchauch bekannt, dass Putin sehr früh die Hand nach Europa ausgestreckt hat. Dagegen war mir unbekannt, dass Jelzin zuvor das schon in USA versucht hatte. Beides, wie wir mittlerweile wissen, ohne Erfolg.
Er geht auch auf die Versprechen ein, die Baker seinerzeit Gorbatschow gemacht hat, dass die NATO sich nicht nach Osten ausdehnen wird. Die Transkripte dazu wurden mittlerweile veröffentlicht. Dass die NATO es trotzdem tut, liegt an ihrer eigenwilligen Interpretation. Das Versprechen wurde Gorbatschow als Präsident der Sowjetunion gegeben. Da es letztere aber nun nicht mehr gibt, fühlt man sich Russland gegenüber nicht mehr verpflichtet.
So einfach ist das also.
Hörenswert.
Weber
13. Februar 2022 @ 09:24
Die Ukraine ist von russischen Truppen umzingelt, während ganz Russland von der weit überlegenen NATO und Verbündeten im Osten umzingelt ist. Die permanente Kriegshetze und die unbewiesenen Beschuldigungen laufen – wie 1939 im Fall Polen – daraufhinaus, daß irgendwann von USA/NATO “zurückgeschossen” wird, weil ein angeblicher Angriff erfolgte, was man, wenn überhaupt, erst Jahrzehnte danach wird widerlegen können.
El Zorro
13. Februar 2022 @ 11:06
Der Vergleich haut hin. Jetzt käme es auf eine fünfte Kolonne an, die auf Russischer Seite Unruhe schürt, dann hätten die Angelsachsen ihr Ziel erreicht – so wie damals per AJAX in Persien. Das überragende Duo Putin/Lawrow hat das aber eingepreist. Der erste Schuss wird deshalb im Donbas fallen, um die Russen in Zugzwang zu bringen, ihren Brüdern zu Hilfe zu kommen und damit als Aggressor dazustehen. Das Minsker Abkommen ist eh nur noch Papier-, die Ukraine ein Failed State: pleite, korrupt und unregierbar. “Das ist des Pudels Kern.”