Industriepolitik? So nicht!
Seit dem Nein der EU-Kommission zur Fusion Siemens-Alstom tobt in Berlin und Paris eine hitzige Debatte zur Industriepolitik. Deutsche und Franzosen träumen vom “Airbus der Schiene”. Dabei zeigt Airbus gerade, wie man es nicht macht – beim A-380.
Das völlig überdimensionierte Prestigeprojekt wird eingestellt, weil der Superjumbo zu wenig nachgefragt wurde. Wenn er einmal flog, war er oft halbleer. Airbus hat dutzende Milliarden in den Sand gesetzt.
Das Unternehmen, das in Berlin und Paris gern als Musterbeispiel für eine gelungene Industriepolitik und einen erfolgreichen “europäischen Champion” dargestellt wird, erleidet eine teure Bruchlandung.
Ähnlich wäre es womöglich dem “Airbus der Schiene” ergangen. Man stelle sich nur vor, was eine Kreuzung aus deutschem ICE und französischem TGV ergeben hätte – einen schwerfälligen Jumbo wie den A-380?
Nein, Industriepolitik heißt nicht, die Amerikaner oder (im Fall von Siemens-Alstom) die Chinesen zu überbieten – im Sinne von größer-schneller-weiter. Industriepolitik heißt, alte Industrien zu modernisieren und neue zu antizipieren.
Das haben weder Deutschland (Autobranche) noch Frankreich (Atombranche) überzeugend geschafft. Sie haben es auch versäumt, für den nötigen Wettbewerb in der neuen Internet-Wirtschaft zu sorgen.
Ein europäisches Google zu gründen, das wäre eine zeitgemäße Industriepolitik. Doch davon redet man in Paris und Berlin schon gar nicht mehr. Stattdessen beschließt man ein anachronistisches Leistungsschutzrecht!
Überfällig wäre es auch, Zukunfts-Investitionen zu erleichtern und Forschung und Entwicklung stärker zu fördern. Warum rechnet man Investitionen nicht aus dem Budgetdefizit heraus, wie es z.B. Italien fordert?
Und warum stockt man die EU-Mittel für zivile Forschung und grüne Technologien nicht massiv auf, statt sie – wie gerade geschehen – in unproduktive (und vom EU-Vertrag verbotene) Militärforschung umzuleiten?
Zu ähnlichen Schlüssen kommt der Brüsseler Think-tank Bruegel, für den ich ein paar Jahre gearbeitet habe. Hier der Link: http://bruegel.org/2019/02/what-can-the-eu-do-to-keep-its-firms-globally-relevant/
Holly01
14. Februar 2019 @ 18:25
“…… im Sinne von größer-schneller-weiter. Industriepolitik heißt, alte Industrien zu modernisieren und neue zu antizipieren.
Das haben weder Deutschland (Autobranche) noch Frankreich (Atombranche) überzeugend geschafft. Sie haben es auch versäumt, für den nötigen Wettbewerb in der neuen Internet-Wirtschaft zu sorgen.”
Investitionen sind natürlich rar.
http://www.usdebtclock.org/
Not in labor force 95.000.000 plus 36.000.000 food stamps recipients bedeuten das 1/3 der US Bevölkerung überhaupt nicht mehr statt findet.
12.000.000 Arbeiter in Produktion.
US total debt 72.000.000.000.000$.
Defizit der Zentralregierung 880.000.000.000 pro Jahr und steigend.
Abschreibung für den militärisch-industriellen Überwachungskomplex 1000 Mrd. pro Jahr.
Die USA sind nicht dazu fähig die Zinseszinsen auszuzahlen und eigenen sich neue beleihbare Schürfrechte in Venezuela und dem Iran an.
Also erklären Sie mir, wie jemand in so einer Situation investieren soll.
Denkt man europäisch? Was ist denn bitte schön Europa (abgesehen vom definierten Kontinent).
Investitionen in China? Was passiert wenn die Amis Amok laufen und China angreifen?
Denkt man national? Weltweite Probleme wirken sich weltweit aus und es gibt nur ein funktionierendes “Rechtswesen”, das ist das US amerikanische, das weltweit wirkt.
Für welchen Markt plant man denn? Der Massenkonsum ist praktisch nicht zu prognostizieren.
Erlebt die EU eine Entwicklung wie Griechenland, weil die USA Geld brauchen?
Wie lange können die US Bürger noch konsumieren?
Bleibt Asien allgemein oder China im Besonderen ein “offener” Markt?
China hat ein “Volkslinux” als allgemeines Betriebssystem. Da spielt Windoof kaum noch eine Rolle.
Bei der IT strebt China nach Unabhängigkeit von den USA. Die EU winselt dagegen weiter nach überteuerter Hardware mit backdoors, Hauptsache aus den USA.
Tesla wird mit Milliarden aufgeblasen. Möchte da jemand konkurrieren?
Industriepolitik? Das ist lächerlich. Im Moment geht es darum keinerlei Auslandsverschuldung zu haben und die Abhängigkeit vom Geldsystem herunter zu fahren.
Das Geldsystem ist eigentlich im Moment der zentrale Punkt.
Da tut sich aber nichts. Weder in den Medien noch in der Politik.
Der Hegemon muss ja jeden Tag mit 5,5 Mrd. Dollar gefüttert werden.
5,5 Mrd JEDEN TAG !!!!!
Da können Sie ja mal sagen, wie da jemand “investieren” soll.
In unplanbaren Zeiten mit Deflation und Depression investiert man nicht.
Da hält man das Geld zusamen und die Füße still.
vlg
Peter Nemschak
15. Februar 2019 @ 13:19
Die Realität sieht etwas anders aus. Zumindest die weltweiten Börsen scheinen Ihre Sorgen und Bedenken nicht zu teilen. Wer sagt, dass der “Volkstesla” nicht in Deutschland gemacht wird?
Holly01
15. Februar 2019 @ 15:18
Ich bin halt ein verbohrter Mensch.
Ein perfekter Sturm kündigt sich für mich an, ausgelöst durch den schwarzen Schwan “Brexit”.
Aber was weiß ich schon. Ich rate meinen Bekannten ja auch ihre Konten auszugleichen, Bargeld “auf der Hand” zu halten und keine unnötigen Konsumentenkredite aufzunehmen.
Mein Vertrauen in das System ist seit Jahren abnehmend und eilt von einem Allzeittief zum nächsten.
Kurzer Blick auf die Politik ….. ne keine Besserung ;-P eher im Gegenteil.
vlg
Holly01
15. Februar 2019 @ 22:17
Och, ich habe wohl nicht als Einziger Sorgen:
https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2019/02/15/ezb-denkt-ueber-neue-not-kredite-fuer-banken-nach/
Also eine dunkle Wolke sehe ich über den Zwillingstürmen der DB 😉
vlg
Pjotr56
14. Februar 2019 @ 16:36
Wer nutzt noch google? Metager tut’s auch.
Peter Nemschak
14. Februar 2019 @ 15:08
Ein europäisches Google zu gründen wäre fein, außer die Staaten gründen es. Diese sollten sich überlegen, was sie tun müssten, damit Industrien der Zukunft in Europa entstehen. Warum schaffen die USA was die EU nicht schafft? Solange die berufliche Vision für viele junge Europäer darin besteht Beamter zu werden, wird es kein europäisches Google geben.
Holly01
14. Februar 2019 @ 17:24
Das ist schon sonderbar, wie Sie einerseits kritisieren, die EU “verballert” in unsinnigen Projekten Geld und auf der anderen Seite wollen Sie einen Staatenbund, der mal eben gegen einen etablierten Monopolisten mit 1000 Mrd.$ Marktkapitalisierung antritt.
Machen Sie sich mal keine Sorgen. Die leben alle von Werbung. Die Mittel für die Werbung kommen aus der ganzen Welt.
Keine Werbung bei google, bye bye google ….
Diese ganzen *zwinker* Giganten sind nur Drittverwerter der Mittel.
Da sind immer noch die Geldgeber.
vlg