Drohungen aus Warschau gegen Iran – und die EU
Erinnert sich noch jemand an den Azoren-Gipfel, den Ex-Kommissionschef Barroso einberief? Er diente der Vorbereitung des Irak-Kriegs und führte zur Spaltung der EU. Nun gab es ein ähnliches Treffen in Warschau.
Offiziell ging es dabei um die Nahost-Politik. Gastgeber Polen präsentierte sich vor Beginn des Treffens arglos. “Polen will ein neutraler Vermittler sein”, sagte Präsident Andrzej Duda.
Doch der Verlauf spricht eine andere Sprache. Die USA nutzten das Treffen, das außerhalb des üblichen EU-Rahmens (und ohne Deutschland und Frankreich) stattfand, für Attacken gegen Iran – und gegen die europäische Iran-Politik.
Die Islamische Republik sei der größte staatliche Unterstützer von Terrorismus, sagte US-Vizepräsident Mike Pence. Deshalb sei diplomatischer und wirtschaftlicher Druck nötig.
Außenminister Mike Pompeo erklärte, das Zurückdrängen des Irans sei zentral für die Lösung der anderen Probleme im Nahen Osten und unabdingbar für Frieden und Sicherheit in der Region.
Beide forderten die EU auf, vom Atomabkommen mit Iran abzurücken und die US-Sanktionen nicht länger zu unterlaufen. Auch für die Europäer sei es Zeit, den Atomvertrag zu kündigen und sich den USA anzuschließen.
Israels Regierungschef Natanjahu ging noch weiter. Für ihn ist Iran die Wurzel allen Übels in Nahost – weshalb er seit geraumer Zeit mit dem Gedanken an Krieg spielt. Dazu passt ein Zitat aus dem “Guardian”:
Netanyahu had earlier withdrawn a claim on his Twitter account, said to be the result of a mistranslation, that he was in Warsaw to discuss war with Iran.
Wenn man das so hört, fühlt man sich unweigerlich an den Azoren-Gipfel erinnert. Jetzt fehlen eigentlich nur noch Geheimdienst-Erkenntnisse mit einer “smoking gun”, die man Iran in die Schuhe schiebt…
P.S. Gerade kam noch eine Meldung der “New York Times” rein: “U.S. Revives Secret Program to Sabotage Iranian Missiles and Rockets”. Passt ins Bild…
Siehe auch “Der Krieg gegen Russland hat begonnen – an den Märkten”
[bctt tweet=”Jetzt fehlen eigentlich nur noch Geheimdienst-Erkenntnisse mit einer “smoking gun”, die man Iran in die Schuhe schiebt…” username=”lostineu”]
Torsten Langemann
16. Februar 2019 @ 19:43
@ P. Nemschack
Da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Aber muss es denn gleich ihrerseits in reaktionäre Kriegshetze ausarten? Ihre Kommentare hier, die ich schon sehr lange verfolge, sind absolut daneben. Wie wäre es denn mit einem Job als Redenschreiber für den US Botschaftsdarsteller in Berlin?
Oudejans
17. Februar 2019 @ 11:15
>>“US Botschaftsdarsteller in Berlin“
Wie herzlich ist Ihr Bedürfnis nach einem Leben in iranischen Verhältnissen? Das Anti-„Besatzer“-Mem ist ja erstens leider alt und vertraut, zweitens bereits seit der Ablösung Obamas im Aufwind – daß es mittlerweile aber sich an dem Gedanken an eine Anlehnung an den Gottesstaat Iran stärkt, ist alarmierend.
Peter Nemschak
15. Februar 2019 @ 17:54
Das Iran-Abkommen mag b.a.w. eine friedliche Lösung darstellen, allerdings bloß auf Zeit, in der der Iran Trägerwaffen entwickeln kann. Wenn das Abkommen ausläuft und nicht verlängert wird oder der Iran zu einem ihm genehmen Zeitpunkt abspringt, könnte der Iran innerhalb weniger Monate eine Atomwaffe besitzen, die in Kombination mit seinen inzwischen entwickelten Mittelstreckenraketen eine Bedrohung über die Region hinaus darstellen würde. Die Drohung der USA und Israels muss ja nicht gleich zum Krieg führen. Im übrigen könnte der Iran darauf verzichten, eine aggressive Außenpolitik in der Region (Syrien, Libanon) zu praktizieren.
Holly01
15. Februar 2019 @ 21:28
Also wirklich Mal. Da lässt man den demokratisch gewählten Präsidenten töten, setzt einen Diktator ein, veranlasst einen Jahre langen Krieg mit dem Nachbarn Irak und als das Volk so wütend ist, das es eine Revolution gab, da war die auch noch gewaltfrei.
Ach ja, die Geiselnahme der Botschaft.
Und nun nach all den Wohltaten nehmen die sich tatsächlich heraus sich zu bewaffnen?
Da war doch gerade diese Konferenz in Warschau. 60 (in Worten sechzig) Länder diskutieren über einen Krieg gegen den Iran.
Seit Jahren kann jeder den es interessiert, wissen dass die USA und andere im Iran verdeckte Operationen durchführen und im Umkehrschluss ist der Iran in Nachbarländern aktiv. Übrigens mit Zustimmung der entsprechenden Länder.
Och das ist es ….. die erfüllen den NATO Standard nicht.
Die NATO ist überall OHNE Billigung der entsprechenden Länder oder setzt da Statthalter ein.
Wie dumm vom Iran. Vielleicht sollte der Iran ein paar Länder mit Bomben umpflügen, ein paar Millionen Menschen umbringen und dann eine eigene A-Bombe präsentieren.
DANN wären die Verbündete …….
vlg
Peter Nemschak
16. Februar 2019 @ 15:54
Skurril wie Sie dieses Mullah-Regime verteidigen. Dieses ist weder im Interesse der eigenen Bevölkerung noch ist es in unserem Interesse, dass der Iran in der Region eine aggressive Politik verfolgt. Ich wüsste nicht, was es da zu verteidigen gibt.
Holly01
14. Februar 2019 @ 17:36
Deutschland ist vertreten, mit einem Staatssekretär.
Man muss das auch als Gesamtpaket sehen, mit Venezuela, dem Brexit und dem “Wirtschaftskrieg mit China”.
Die Amis ordnen ihr Erbe …..
vlg
Peter Nemschak
15. Februar 2019 @ 14:26
Dass die EU so Iran-freundlich ist, hat wohl damit zu tun, dass sie US-feindlich ist. Dass der Iran ungestört ein Mittelstreckenraktenprogramm entwickelt, das früher oder später mit Atomwaffen bestückt werden kann, sollte uns nicht egal sein. Wasserdicht war das Abkommen mit dem Iran nicht. Es hat bloß Zeit gekauft.
ebo
15. Februar 2019 @ 16:31
Völlig daneben. Die EU wollte am Beispiel Iran zeigen, dass sich Konflikte auch friedlich lösen lassen. Diese Idee entstand zur Zeit des Irakkriegs! Nun versuchen die USA, den funktionierenden Iran-Deal auszuhebeln, die EU zu bestrafen und Iran in einen Krieg zu ziehen.
Oudejans
17. Februar 2019 @ 10:59
>>“Dass der Iran ungestört ein Mittelstreckenraktenprogramm entwickelt, das früher oder später mit Atomwaffen bestückt werden kann, …“
MSR-Programm, das überhaupt nur mit Nuklearköpfen sinnvoll zu bewaffnen ist.