Handelskrieg um E-Autos: Deutschland kann nur verlieren
Nicht nur China, auch die USA und die EU fördern Elektroautos mit Milliarden-Subventionen. Geholfen hat es wenig, Europa fällt zurück. Mit den nun geplanten Strafzöllen könnte alles noch schlimmer werden – vor allem für Deutschland.
Die EU-Kommission stellt sich auf einen langen und harten Handelskonflikt mit China ein. Die Einfuhrzölle für chinesische Elektroautos könnten sich verdoppeln, sagte EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton im französischen Fernsehen. Im Zuge der geplanten Überprüfung könnten sie von derzeit von zehn auf 20 Prozent steigen.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte zuvor eine Anti-Dumping-Untersuchung angekündigt. Der Preis der chinesischen Elektroautos werde mit staatlichen Subventionen künstlich gedrückt, sagte sie. Europa sei offen für Wettbewerb, aber nicht für einen unfairen Unterbietungs-Wettlauf.
Allerdings werden Elektroautos auch in der EU subventioniert – und nicht zu knapp. So teilte die Kommission mit, dass sie einen deutschen Antrag auf eine Finanzspritze von knapp 4 Milliarden Euro aus dem Corona-Fonds erhalten hat. Das Geld soll unter anderem für Kaufprämien für Elektroautos verwendet werden. Es gehe um mehr als 560.000 „dekarbonisierte Fahrzeuge“, heißt es.
Im vergangenen Jahr war die deutsche Förderung von E-Autos auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Bund zahlte 3,2 Milliarden Euro an Subventionen. Damit hat Brüssel kein Problem – denn im Rahmen des „European Green Deal“ ist der Abschied vom Verbrenner ausdrücklich erwünscht. Auch Batteriefabriken werden gefördert. Der Europäische Rechnungshof hat sogar noch mehr Hilfe angemahnt.
Denn die EU fällt im internationalen Wettbewerb um die Elektromobilität zurück. Aggressiv geht dabei nicht nur China vor. Auch die USA sind mit ihrem „Inflation Reduction Act“ in den Subventions-Wettlauf eingestiegen. Der amerikanische Weltmarktführer Tesla produziert seit 2022 sogar in Shanghai – und nutzt den Standortvorteil in China, um europäische Autobauer mit Rabatten auszubooten.
Die EU ist in die Defensive geraten. Nun will sie mit Einfuhrzöllen auf dem größten Wachstumsmarkt für E-Mobilität – China – gegensteuern. Allerdings dürfte noch einige Zeit vergehen, bis Brüssel ernst macht. Zunächst muß die Anti-Dumping-Untersuchung offiziell eröffnet werden. Danach hat die Kommission neun Monate Zeit, um vorläufige Strafzölle zu verhängen. Nach 13 Monaten endet die Frist.
Bumerang für deutsche Autobauer
In der Praxis bedeutet dies, dass die letzte Entscheidung wohl erst nach der Europawahl im Juni 2024 fallen wird. Die Strafzölle gegen China könnten zum Wahlkampfthema werden – dabei ist das Thema schon jetzt politisch aufgeladen. So warnte die Führung in Peking die EU vor „blankem Protektionismus“, der die globalen Lieferketten in der Automobilindustrie empfindlich treffen werde.
Wenn Peking zurückschlägt, würde dies vor allem die deutschen Autobauer treffen. Denn sie hängen mehr als andere vom chinesischen Markt ab. Experten warnen vor einem Handelskrieg. “Wenn Brüssel letztendlich Zölle auf subventionierte chinesische E-Autos erhebt, würde Peking mit Gegenmaßnahmen reagieren, um der europäischen Industrie zu schaden”, so die Analysten von Eurasia Group.
Am Ende könnte die EU den deutschen und europäischen Autobauern mehr schaden als helfen…
Arthur Dent
21. September 2023 @ 12:48
…”und die Evolution versuchts noch mal mit dem intelligenten Leben”… – Der Regenwurm kommt seit rund 100 Millionen Jahren mit seinem Oberschlund-Ganglion, Bakterien sogar seit mehreren hundert Millionen Jahren ganz ohne Gehirn bestens zurecht 🙂
Erst einmal soll einem das Autofahren gründlich verleidet werden. Die französiche Grüne Karima Delli vom Verkehrsausschuss der EU hat schon mal Vorschläge zur Überarbeitung der Führerscheinrichtlinie “erarbeitet”, die einem Anschlag auf die Mobilität der Menschen gleichkommen.
Woher soll auch der ganze Strom kommen, wenn demnächst Hinz und Kunz sich chinesische E-Autos leisten können? Allein für den geplanten Wasserstoffhochlauf in Deutschland bräuchte man etwa ein Viertel des gesamten EU-Stromverbrauchs (natürlich in grün ohne Kernkraft – hahaha). Wasserstofftransporte aus Übersee oder Saudi-Arabien sind technisch sehr anspruchsvoll, da Wasserstoff das leichteste Gas ist. Entweder muss man es unter hohem Druck (700 Bar) komprimieren oder aber auf -253 Grad Celsisus herabkühlen. Man kann es natürlich auch zu Ammoniak umwandeln, dazu braucht man aber teure Haber-Bosch-Anlagen. Ammonik ist leichter zu transportieren, hat aber nur noch ein sechstel des Heizwertes von Wasserstoff (Wasserstoff hat etwa ein Drittel der Heizleistung von Erdgas). Für die Rückwandlung von Ammoniak zu Wasserstoff braucht man Crack-Reaktoren. Alles ist nur mit hohem technischen Aufwand und jede Menge Energie(verlusten) möglich. Die Infrastruktur muss in großen Teilen auch noch erst gebaut werden.
Autofahren werden in Zukunft wohl nur noch der Bürgermeister, der Fabrikdirektor und der (Land)arzt. Die meisten Europäer müssen sich wieder ans Spazierengehen und an den Drahtesel gewöhnen – wie in China vor fünfzig Jahren.
ebo
21. September 2023 @ 12:54
Keine Panik, Delli ist isoliert, nicht mal die deutschen Grünen stellen sich hinter sie. Ihre Ideen, wie üblich von BILD kolportiert, haben nicht mal im Europaparlament eine Chance…
Annette Hauschild
21. September 2023 @ 09:22
liebe oder lieber KK, es haben längst nicht alle nach Globalisierung geschrieen. zumindest nicht die arbeitende Bevölkerung, deren Arbeitsplätze Richtung Thailand, Taiwan, Bangladesh, Korea und VR China verschwanden, und ganz gewiss nicht die Stahl-und Bergarbeiter, deren Stahlwerke im Ruhrpott abmontiert und in China wieder aufgebaut wurden. Das waren die Bosse, die nach Globalisierung geschrieen haben, schon vergessen? Die Ruhrbarone, die Autobarone und die Politiker von FDP und CDU.
KK
21. September 2023 @ 13:21
Die, die was zu sagen hatten, haben nach Globalisierung geschrieen. Alle anderen sind für die doch per se irrelevante Verfügungsmasse.
Kaum einer der nur mässig verdienenden, aber auf das Auto angewiesenen, hat auch je nach E-Mobilität geschrieen.
Es ist nur interessant, dass genau die, die früher am lautesten geschrieen haben, jetzt die fundamentalsten Gegenpositionen vertreten.
Und schon gar keiner hat nach Ursula von der Leyen geschrieen.
Thomas Damrau
21. September 2023 @ 08:42
Parallel zur E-Auto-Diskussion wird auch das Thema Huawei wieder hochgekocht ( https://www.zdf.de/nachrichten/politik/faeser-5g-komponenten-china-verbot-100.html ) – sehr zum Ärger der deutschen Mobilfunkanbieter.
In beiden Fällen scheint mir die Motivation ähnlich zu sein:
– Solidarität mit den USA, die durch einen Wirtschaftskrieg den Rivalen China zurechtstutzen wollen.
– Die EU ist industriell noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen – stattdessen werden die Industrien des 20. Jahrhundert subventioniert und vor den Unbillen des Weltmarktes geschützt. Das beste Beispiel ist die Auto-Industrie: Es ist schon lange klar, dass die Mobilität des 21. Jahrhundert anders funktionieren muss als bisher, aber wenn irgendein (vor allem deutscher) Automobil-Manager sein Geschäftsmodell in Gefahr sieht, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dem armen Mann die Mühen einer Transformation zu ersparen. Auch beim Thema IT ist die EU mehr oder weniger blank und von den USA/China abhängig – da nutzen auch einige Leuchtturm-Projekte wenig.
Deshalb läuft dieses Spielen der EU mit nicht vorhandenen Muskeln für mich unter „Projekt Größenwahn“.
KK
21. September 2023 @ 01:54
Erst schreien alle nach Globalisierung, und wenn sie da ist, ists auch wieder nicht recht!
Erst schreien alle nach bezahlbaren E-Autos, und wenn sie da sind, ists auch wieder nicht recht.
Erst schreien alle nach Frieden in EUropa, und wenn er da ist, ists auch wieder nicht recht.
Vielleicht einfach nen Strich drunter machen und die Evolution versuchts noch mal mit dem intelligenten Leben…
european
21. September 2023 @ 10:33
Dieter Nuhr hat vor einigen Jahren ein Buch mit dem Titel „Gibt es intelligentes Leben?“ geschrieben. Grossartig. Ich hab wirklich Traenen gelacht.
Sehr empfehlenswert.
Bogie
20. September 2023 @ 20:37
Die Strafzölle werden vermutlich erhoben; schließlich ist die EU, allen voran Deutschland, offensichtlich ganz versessen auf Sanktionen, die ihr mehr schaden als dem Sanktionierten.
Und vermutlich werden genügend Menschen den Schwachsinn, der als Begründung angeführt wird glauben.