Lost in the United Nations, Rückschlag beim Katargate – und Schluß mit Greenwashing

Die Watchlist EUropa vom 21. September 2023

Diese Woche ist es ruhig in Brüssel. Denn die EU-Granden sind in New York, zur Vollversammlung der Vereinten Nationen. Leider war die Stimme EUropas dort kaum vernehmbar.

Kanzler Scholz sagte etwas zur Ukraine, Kommissionschefin von der Leyen redete zum Klima, und Chefdiplomat Borrell hatte mit dem Angriff auf Bergkarabach alle Hände voll zu tun.

Eine gemeinsame Botschaft? Fehlanzeige. Ein Ausweg aus dem Ukraine-Krieg? Wurde nicht einmal skizziert. Dabei erwartet der Rest der Welt von EUropa, dass es seine Probleme endlich löst.

Doch die EUropäer haben nicht nur keine Strategie – sie lassen sich auch mehr denn je von Präsident Selenskyj vorführen. Bei seinem ersten Auftritt in New York seit Kriegsbeginn zog er alle rhetorischen Register.

Selenskyj verglich Kremlchef Putin mit Hitler und beschwor die Gefahr eines Dritten Weltkriegs herauf. Spätestens da hätten Scholz & Friends einschreiten müssen. Für Hitler sind immer noch wir verantwortlich…

Auch das Gerede vom Dritten Weltkrieg ist unverantwortlich. Es bedeutet ja nichts anderes, als dass der Krieg von der Ukraine übergreifen könnte. Wollen Deutschland und die EU nicht genau das verhindern?

Am Ende legte sich Selenskyj auch noch mit Polen an. Einige EU-Länder täuschten Solidarität mit der Ukraine vor, würden aber indirekt Russland unterstützen, sagte er mit Blick auf den Streit über Getreideexporte.

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Das war ein Tritt unter die Gürtellinie – und das gegen einen der wichtigsten Verbündeten! Polen bestellte prompt den ukrainischen Botschafter ein. Und was taten die EU-Granden? Sie schwiegen.

EUropa ist wieder mal “Lost” – sogar bei den United Nations in New York. Das Ergebnis: Polen könnte nun die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen, die viel beschworene Einheit bröckelt…

P.S. Was ist eigentlich aus der ukrainischen “Friedensformel” geworden? Weder Selenskyj noch die EU-Vertreter haben sie in New York erwähnt. Scheint ein Rohrkrepierer zu sein…

News & Updates

  • Rückschlag im Katargate. Die Verteidiger der Hauptverdächtigen, darunter die ehemalige Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili, haben einen Erfolg vor einem belgischen Gericht errungen. Sie haben die Ermittlungen angefochten, nun gibt es eine Pause bis Mai. Solange bleibt auch unklar, wer wirklich hinter dem Korruptionsskandal steckt… Mehr in “Politico”
  • Verlängerung für Glyphosat. Die EU-Kommission hat eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat um weitere zehn Jahre vorgeschlagen. Für den Einsatz sind zwar bestimmte Bedingungen vorgesehen. Doch Grüne und Umweltschützer warnen vor Gefahren, etwa im Wasser. Mehr hier (taz)
  • Visa-Affäre in Polen. Die EU-Kommission und die Bundesregierung haben Polen zur Aufklärung in der Affäre um möglichen Visa-Betrug gedrängt. Innenkommissarin Johansson forderte in einem Brief an die polnischen Behörden “Klarstellungen” und setzte dafür eine Frist bis zum 3. Oktober. – Mehr bei der “Tagesschau”

Das Letzte

Schluß mit dem Greenwashing: Die EU will Werbung verbieten, die Produkte fälschlich als umweltfreundlich anpreist („grün wäscht“). Darauf haben sich Vertreter des Europaparlaments und der Mitgliedsstaaten in der Nacht zu Mittwoch in Brüssel geeinigt. Sie wollen auch die Verbraucherrechte stärken und Garantie-Ansprüche besser durchsetzen helfen. Produkt-Informationen wie “umweltfreundlich”, “biologisch abbaubar”, “klimaneutral” oder “öko” dürfen nur noch verwendet werden, wenn sie nachweisbar zutreffen. Wenn die Werbe-Aussage lediglich darauf beruht, dass die bei der Produktion erzeugten Emissionen in einem anderen Land ausgeglichen werden, soll dies künftig verboten sein. Die Ausgleichssysteme seien irreführend, heißt es in Brüssel.

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