Freihandel vs. Klimaschutz
Beim G7-Gipfel in Biarritz brechen die Gegensätze in der Wirtschaftspolitik auf. Die Brandrodung im Amazonas offenbart, dass Freihändler gegen Klimaschützer stehen. Doch Brüssel will das nicht wahrhaben.
Man beobachte die Feuer im wichtigsten Regenwald der Erde mit großer Sorge, sagte eine Kommissions-Sprecherin. Das beste Instrument der EU, Einfluss auf die brasilianische Regierung auszuüben, sei das neue Mercosur-Freihandelsabkommen.
Dieses verpflichte die Vertragspartner, darunter Brasilien, auf Einhaltung von Umweltstandards und des Pariser Klimaabkommens von 2015. Das Ende Juni (kurz nach der Europawahl!) vereinbarte Mercosur-Abkommen ist allerdings noch längst nicht von den EU-Staaten ratifiziert.
So hat sich Frankreich von Anfang an gegen den Deal ausgesprochen. Präsident Macron fürchtet Nachteile für die französischen Landwirte, aber auch für den Klimaschutz. Auch Irland ist auf Gegenkurs. Dublin droht wegen der Brände sogar mit einer Blockade des Mercosur-Abkommens.
Demgegenüber wollen die Freihändler in der EU, allen voran wie üblich Deutschland, um jeden Preis an der Marktöffnung festhalten. Der deutsche Außenminister Maas (SPD) war es auch, der Brasiliens rechtsradikalen Präsidenten Bolsonaro mit einem Besuch hoffähig gemacht hat.
Beim G7-Gipfel in Biarritz dürften die Gegensätze offen zutage treten. Besonders “interessant” dürfte mal wieder US-Präsident Trump werden – denn der ist bekanntlich sowohl gegen Freihandel als auch gegen Klimaschutz. Ob sich Kanzlerin Merkel mit ihm gegen Macron verbündet?
Siehe auch “Mercosur: Deal zur Unzeit”
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Peter Nemschak
28. August 2019 @ 08:57
@Kleopatra Unschlagbare weibliche Logik, auf die Männer nie kommen würden. Ohne Frauen wäre die Menschheit nur halb so intelligent bzw. unintelligent.
Peter Nemschak
24. August 2019 @ 14:14
@Kleopatra Was wäre die effektivste Methode (korrupte) brasilianische Politiker vom Klimaschutz zu überzeugen ?
Georg Soltau
24. August 2019 @ 16:03
Gut Frage, sicherlich kommen da noch viele interessante Vorschläge von einheimischen (korrupten) Politikern.
Kleopatra
25. August 2019 @ 08:42
Für den Moment bin ich auch überfragt. Ich meine freilich, dass ich deshalb eine undiplomatische, für das heimische Publikum bestimmte Äußerung schon als solche bezeichnen darf.
Was das Thema Korruption betrifft, glaube ich, dass einem oft nichts übrig bleibt, als mit korrupten Ländervertretern zu verhandeln, wenn es nun einmal keine anderen gibt.
Ich möchte halt nicht, dass es mit Brasilien auf dasselbe wie mit Russland hinausläuft, d.h. dass die EU alle sechs Monate die Verlängerung von Wirtschaftssanktionen beschließt und diese längst zum Selbstzweck degeneriert sind und nur aus Prestigegründen – um das Eingeständnis der Niederlage zu vermeiden – immer wieder verlängert werden.
Ein gutes Argument gegen die Abholzung von Regenwäldern habe ich in der Schulegelernt – die Böden darunter sind so nährstoffarm, dass man nur ganz kurz daraauf Ackerbau betreiben kann.
Holly01
25. August 2019 @ 10:20
BASF reibt sich die Hände.
Die Böden sind weltweit extrem vorbelastet. Die Böden werden oft als biologisch tot beschrieben. Keine Mikroorganismen, keine Kleinlebewesen, keine Tiere.
Da wird jedes Jahr schön das System benutzt, auf den das jeweilige Chemieunternehmen das Patent hat.
Erst Pflanzen, mit Saatgut das Pflanzen hervorbringt, die kein Saatgut produzieren und die gegen die Unkrautvernichter „immun“ sind.
Dünnen Düngen mit Zusatzstoffen und „Volldünger“ der aus 4-6 Komponenten besteht und die Wasserabhängigkeit maximiert.
Dann Düngen mit Unkrautvernichter.
Dann Spritzen, um den Wassergehalt zu senken, damit man weniger Trocknen muss nach der Ernte.
Dann ernten und den Leuten als biologisch wertvoll anzupreisen.
Das ist so ähnlich wie unsere Hühner. Die sind chlorfrei aber eben so verändert, das die Eier keine neuen Kücken hervorbringen. Man muss jede Generation an kaufen und kann die dann hoch ziehen.
Auch biologisch sehr sehr wertvoll und „die Kunden wollen das so, denn die kaufen ja die riesen Hühner mit dem hohen Fleischanteil“.
Wenn wir diese Techniken raus nehmen. Brechen alle gründe für das Verhalten von Bolsonare zusammen.
Aber die Aktienkurse der Chemieunternehmen eben auch und wer hat die größten der Welt?
Genau …..
Ansich müsste man bösartig unterstellen, die Systemhersteller legen selbst die Feuer, weil das verhalten eben geradewegs dahin führt.
Aber das sind ja alles VT …….. Unsinn von verblendeten und dummen Menschen wie mir, die nicht verstehen, das wir Milliarden Menschen zu ernähren haben.
Und das tun wir.
Natürlich zwingen wir diese Milliarden in Abhängigkeit zu uns und zwingen die dann EPA zu unterschreiben, die die Wirtschaft zerstören und dann wundern wir uns über Flüchtlingskrisen.
Die sind aber auch dämlich (die anderen, das die uns auf den Leim gehen).
Darum mag Maas den Bolsonaro. Diese Politik der Abholzung führt direkt in die Abhängigkeit von uns. win – win – win
Die verkaufen uns Lebensmittel, wo wir ihnen nicht nur den Preis vorrechnen, sondern diese Lebensmittel sind Teil unserer eigenen Wertschöpfungskette.
SO geht Wirtschaft Trumpi, das sind deal maker du Hornviech …
vlg
Holly01
25. August 2019 @ 10:47
Und … wir haben auch ein sehr schönes Beispiel: Argentinien.
Die sind in der Schleife aus: Kredit, wirtschaften, kein Gewinn, Schulden, Bankrott, Kredit …..
Tja liebe Leser, wenn man ein Geschäftsmodell hat, wo man in der Basis und im Verkauf abhängig ist, dann ist es eben kein Geschäftsmodell sondern Abhängigkeit.
DAS ist der Grund warum es in der EU keine nennenswerte IT- und Softwareindustrie gibt.
Weil es eben keine eigene Basis gibt und den Heimatmarkt bestimmen die Firmen, von denen man von der Basis her abhängig ist.
Da wird sich auch über Generationen nichts ändern, es sei denn man ändert an den Grundvariablen etwas.
vlg
Kleopatra
28. August 2019 @ 08:02
Damit aus Eiern keine Küken schlüpfen, ist keine spezielle Behandlung nötig. Es genügt vollkommen, wenn die Hennen nie einen Hahn zu sehen bekommen. Und wo sind in Legebatterien die Hähne?
Summerhill
24. August 2019 @ 09:15
Die UNO hat „uns“ in Afghanistan einmarschieren lassen, um dort Krieg zu führen.
Warum nun nicht in Brasilien, um die Welt zu retten…
Ich meine das ernst. Gleichwohl: Der Hinweis (oben von Holly01) auf die europäische Landwirtschaft ist völlig berechtigt.
Rudi Ehm
24. August 2019 @ 08:21
Macron befürchtet Nachteile für die Landwirtschaft in Frankreich und sofort ist er Umweltschützer.
ebo
24. August 2019 @ 08:39
Ja und nein. Er sieht sich auch als Garant des Klimaabkommens von Paris.
Rudi Ehm
24. August 2019 @ 09:49
Sorry, aber bei so viel Gläubigkeit, kommen mir die Tränen.
Kleopatra
24. August 2019 @ 09:51
Allerdings sieht er m.E. auch die Chance, in der hemischen Öffentlichkeit gut dazustehen. Dummerweise ist ein Tweet, der ihm in Europa Freunde bringt, nicht unbedingt die beste Methode, brasilianische Politiker zu überzeugen. Brasilien als “unser Haus” zu bezeichnen, wirkt mindestens undiplomatisch.
Stef
24. August 2019 @ 00:59
Die Konsequenz liegt auf der Hand: Wie kompensieren Brasilien für den Verzicht.
Kleopatra
23. August 2019 @ 19:22
Genausowenig wie man sich amerikanische Präsidenten aussuchen kann, kann man sich brasilianische Präsidenten aussuchen. Man kommt nicht darum herum, mit Bolsonaro diplomatisch-freundlich umzugehen. Nie vergessen: wir wollen etwas von ihm.
ebo
23. August 2019 @ 21:26
Was wollen wir denn von ihm? Ich kann gut ohne brasilianisches Rindfleisch leben, in meinem Namen hat Maas nicht gehandelt.
Holly01
23. August 2019 @ 23:31
Bolsonaro hat sinngemäß gemeint, Deutschland solle doch aufforsten, wenn man so wild auf Wald wäre.
Gemein ist eine Diskussion, die unsere Medien weggeblendet haben.
Zentraleuropa hat massiv die Landschaft verändert und für sich genutzt. Wir nennen das „Kulturlandschaften“.
Anderen wollen wir das aber verbieten.
Bei den Verhandlungen zum Klimaschutz, haben die Entwicklungsländer darauf hingewiesen, das die Industriestaaten bereits ihren CO² Ausstoß in der Luft haben und ihre Wirtschaft darauf beruht (und der Vorsprung).
Nun will man allen anderen den Weg dahin verbieten.
Wir „fahren“ da argumentativ etwas mit Doppelstandards.
Früher blenden wir weg.
Während wir Brasilien kritisieren versiegeln wir selbst ungebremst unsere Oberflächen, verderben unser Grundwasser und belasten unsere Wasserqualität in den fließenden Gewässern.
Das obwohl wir einen zig fach höheren Stand an Produktivität haben, als die Staaten die gerne den Anschluß finden würden.
Weil wir ja jeden gnadenlos ausbeuten, wenn die sich nicht wehren können.
Ist das nicht sonderbar, wie es überall brennt? So plötzlich und über den Erdball verteilt?
Achten Sie mal auf wissenschaftliche Texte, die sich mit hocherhitzen Spots in der oberen Atmosphäre beschäftigen.
Diese Berichte werden nämlich kommen. Das sind keine natürlichen Phänomene.
Vielleicht erfahren wir dieses Mal mehr als beim letzten mal, als man nur von „in der Wirkung zusammen hängende Phänomene“ erkannt hat.
vlg
Kleopatra
24. August 2019 @ 06:19
Auf umweltpolitischer Ebene wollen wir etwas von ihm. Ob man ein Freihandelsabkommen als geeignetes Mittel dafür ansieht, kommt auf den Einzelfall an. Dass Maas nichts kann als Maßanzüge tragen, steht auf einem anderen Blatt.
Peter Nemschak
25. August 2019 @ 15:22
Die westliche entwickelte Welt mit dem größten Rindfleischkonsum beträgt rund ein Siebentel der Weltbevölkerung. Wie will man den anderen sechs Siebentel der Weltbevölkerung erklären, dass sie das “unmoralische” Lebensniveau des einen Siebentels nicht nachahmen sollen? Das wird schwierig werden, ohne in den Geruch des Neokolonialismus zu kommen.
Peter Nemschak
23. August 2019 @ 18:14
Warum soll Protektionismus außer bestimmten Interessengruppen dem Klimaschutz dienen ?
ebo
23. August 2019 @ 18:49
Welcher Protektionismus? Meinen Sie Trump?