Flüchtlingskrise: Es brennt nicht nur in Moria

Alle reden über Moria. Doch die neue Flüchtlingskrise hat noch viele andere hässliche Gesichter. Vor allem Sizilien, Bosnien und der Ärmelkanal haben sich zu “Hotspots” entwickelt, mit denen sich die EU dringend befassen muß.

Beginnen wir mit dem Ärmelkanal: Dort versuchen immer mehr Migranten, von Frankreich nach UK zu gelangen. Es habe noch nie so viele “Vorfälle” gegeben, berichtet “Le Monde”. Allein im August seien 1468 Menschen über den Ärmelkanal übergesetzt.

Das ist nicht nur ein bilaterales Problem. Denn durch den Brexit ist die französische Nordseeküste zur Außengrenze der EU geworden. “Le Monde” fordert daher, das Thema auch bei den laufenden Brexit-Verhandlungen anzusprechen und die EU einzuschalten.

Kompliziert ist die Lage auch auf Sizilien. Auch dort kommen immer mehr Flüchtlinge an, neuerdings nicht nur aus Libyen, sondern auch aus Tunesien. Die Lage ist angespannt, der sizilianische Regionalpräsident wollte im August alle Flüchtlingslager schließen.

Dem hat sich allerdings die Regierung in Rom widersetzt. Seitdem hört man nicht mehr viel von Sizilien. Doch ähnlich wie in Moria sorgt auch auf Sizilien die Coronakrise für zusätzlichen Druck. Von der EU habe ich zu diesem Problem noch nicht gehört.

Das gilt auch für Bosnien und Herzegowina. Dort sind tausende Migranten seit der Flüchtlingskrise 2015 gestrandet. Nun sitzen sie in Lagern, Notunterkünften oder sogar auf der Straße, werden malträtiert – und an der kroatischen Grenze zurückgewiesen.

Auch auf der ehemaligen Balkanroute sind noch Menschen unterwegs. Und nicht alle überleben das, wie die “Tagesschau” berichtet. Seit Juli 2013 hat das ARD-Studio Südosteuropa 237 Todesfälle dokumentiert – die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein.

Was muß eigentlich noch geschehen, damit sich die EU (und der deutsche Vorsitz) dieser Probleme annimmt?

Siehe auch “So schaffen wir das nicht”