EUropa spaltet (III)
Genau einen Monat vor dem britischen EU-Referendum liegt das “Remain”-Lager vorn. Doch das kann sich noch ändern – ausgerechnet Kommissionschef Juncker gibt den Brexit-Befürwortern Munition.
In einem Interview mit “Le Monde” hatte Juncker gewarnt, nach einem Austritt würde UK wie ein “Drittstaat” behandelt – also auf einer Stufe mit Neuseeland oder Argentinien.
“Deserteure werden nicht mit offenen Armen empfangen” fügte er hinzu. Und das sagte er ausgerechnet einer französischen Zeitung – was nicht gerade die feine englische Art war.
Das ärgert die EU-Gegner gewaltig. Sie sehen darin eine unzulässige Einmischung Junckers in den Brexit-Wahlkampf. Auch im Pressesaal der EU-Kommission schlägt das Interview Wellen.
Doch auf die Frage, ob Juncker nun entgegen seiner Ankündigung Partei ergreife, wollte sein Sprecher nicht antworten. Dabei hat er durchaus Partei ergriffen, was auch sein gutes Recht ist.
Allerdings wäre es klüger gewesen, für den Verbleib in der EU zu werben und dafür gute Gründe anzuführen, statt zu drohen. Denn damit spaltet Juncker die Briten nur noch mehr…
kaush
23. Mai 2016 @ 18:35
“Leave the EU” hat durchaus gute Argumente:
“Brexit The Movie”
https://www.youtube.com/watch?v=eYqzcqDtL3k
Die ersten zwanzig Minuten zeigen schonungslos den Hofstaat in Brüssel. Intransparent, undemokratisch, feudal, mit einem unfassbaren Ausmaß an Selbstbedienungsmentalität.
Nach einem geschichtlichen Rückblick auf das ach so tolle Empire, wird die Regulierungswut der EU aufs Korn genommen.
Die Frage am Ende des Films, kann ja jeder für sich mal beantworten:
Wollen Sie von einer Organisation die Sie nicht verstehen, von Leuten die sie nicht kennen und nicht gewählt haben und auch nicht wählen können, regiert werden? Mit Gesetzen, die nicht im Parlament debattiert werden?
Peter Nemschak
23. Mai 2016 @ 16:17
Das ist doch keine Drohung sondern Hinweis auf die Folgen eines Austritts. Wie die englischen Politiker damit umgehen, ist ihre Sache. Die Engländer lassen sich ohnedies nichts von außen dreinreden. Eine Händlernation sollte zu rechnen verstehen.
Andreas Meyer
23. Mai 2016 @ 14:50
Juncker scheint insgesamt von seinen Aufgaben überfordert zu sein – die Liste der Beispiele, welche eine solche Einschätzung belegt, ist lang. Europa bräuchte eine Führungsperson an der Spitze der Kommission: integer, glaubwürdig und offen; dabei war es vornherein klar, dass der ehemalige Präsident eines Steuerparadises, welches von der Ausbeutung seiner europäischen Nachbarn lebt(e), nicht die passende Wahl gewesen sein konnte.