Erdogan führt Brüssel vor
Bei seinem Besuch in Brüssel hat der türkische Staatschef Erdogan zunächst keinerlei Zusagen gemacht – schon gar nicht in der Flüchtlingsfrage. Stattdessen erteilte er der EU ein paar Lektionen.
Sein Land habe bereits 2,5 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, ganz Europa hingegen nur 250.000, so Erdogan (wo hat er nur diese Zahlen her?).
Die Türkei habe sich also nichts vorzuwerfen, zumal sie niemals Menschen in andere Länder geschickt habe (und woher kommen dann die Bootsflüchtlinge in Griechenland?).
Um die Krise zu lösen, müsse vor allem der „Terrorismus“ in Syrien bekämpft werden. Dabei nannte Erdogan den IS und die kurdische PKK in einem Atemzug.
Er erwarte von seinen „europäischen Freunden“, dass sie die PKK nicht mehr unterstützen und deren „schwarze Propaganda“ zurückweisen, so Erdogan weiter.
Da stellt sich mir doch die Frage, wie man mit diesem Mann ernsthaft verhandeln will. Die eigentlichen Gespräche finden am Abend hinter verschlossenen Türen statt… mehr zu Erdogan hier
Nemschak
6. Oktober 2015 @ 11:20
Bei allem Respekt für den Einfluss von Merkel ist es die EU als Ganzes, die in Sachen Flüchtlings- und Migrationspolitik weder vorausschauend noch einheitlich agiert hat und dadurch zur Getriebenen der Ereignisse wurde. Ob selbst bei optimalem Agieren der Flüchtlingsstrom um so vieles kleiner gewesen wäre, bleibe dahingestellt. Die Mobilität der Menschen hat in den letzten 25 Jahren aus verschiedenen Gründen massiv zugenommen. Ich fürchte, man muss mit dem Umstand leben, dass räumliche Entfernungen im Bewusstsein der Menschen geschrumpft sind. Die Zeiten in denen autoritäre Regimes den Menschen Informationen vorenthalten konnten, sind seit der Erfindung des Internet endgültig vorbei. Trotzdem sind wir von einer kulturell homogenen Weltgesellschaft weit entfernt.
GS
6. Oktober 2015 @ 01:43
Verrückt, die Europäer bekommen es nicht gebacken, ihre Grenze abzuriegeln, weil die Mutti heiß drauf ist, x Millionen nach Deutschland zu lotsen. Und zwar ausschließlich Mutti. Niemand will ansonsten damit zu tun haben. Dafür kommt dann ein Erdogan daher und hat alle Druckmittel in der Hand. Danke Mutti, danke CDU, danke Grüne*, danke Medien. Ihr Pfeifen.
*Die SPD muss hier nicht erwähnt werden, denn als politische Kraft haben die fertig. Den medialen Diskurs bestimmen aber schon seit Ewigkeiten die Grünen und Merkel dackelt denen hinterher. So gehen wir den Bach runter.
Nemschak
5. Oktober 2015 @ 18:54
Alles hat seinen Preis, auch Erdogan, der im Vergleich zur EU eine günstige Verhandlungsposition hat. Möglich, dass er es nach den Wahlen in der Türkei billiger gibt.
luciérnaga rebelde
5. Oktober 2015 @ 17:46
Und der Mann geht hin und klagt Russland an, dass russische Militärflugzeuge die Türkei unerlaubt überflogen hätten. Aber die Flugzeuge der „Internationalen Koalition“ müssen wohl keine Erlaubnis haben?
Und die Kurden sind von den Einzigen, die wirklich gegen das EI vorgehen…
Nemschak
5. Oktober 2015 @ 19:10
Die Kurden sind in sich uneins. Dass die PKK terroristisch ist, ist wohl unbestritten, was nicht bedeuten soll, dass Erdogan ein Heiliger ist. Die Gemengelage in der Region ist kompliziert und vielschichtig, was die Interessenslagen der involvierten Parteien betrifft. Es sind ihrer zu viele, vor allem wenn man die kriminellen NGOS vor Ort mit einbezieht.
DerDicke
5. Oktober 2015 @ 20:07
Läuft auf eine Erpressung hinaus – wir behalten die Flüchtlinge, aber nur, wenn wir die Kurden wegbomben dürfen. Was für ein abartiger Deal.
Nemschak
5. Oktober 2015 @ 22:50
Die Kurden sind nicht „die“ Kurden. Erdogan möchte die terroristische PKK mit den Kurden gleichsetzen und hofft, dass diese im nächsten Parlament nicht mehr vertreten sind. Es gibt kein schwarz oder weiß. Die USA haben, aus ihrer Sicht zu ihrem Nachteil, das Gesetz des Handelns an die Russen abgegeben. Durch rechtzeitige Liquidation von Assad hätten sie ihre Verhandlungsposition gegenüber den Russen verbessern können. Für Obama, einem schwarzen Hawaiianer, scheint die Alte Welt keine Priorität zu haben. Dafür dürfte das transpazifische Handelsabkommen so gut wie sicher stehen. Es ist Zeit, dass im Gegenzug das TTIP zum Abschluss gebracht wird. In den Internationalen Beziehungen geht es um Macht, die, wenn erforderlich, mit Gewalt durchgesetzt wird.