Eine Kampagne gegen den Kanzler – und für den Krieg
Die Taurus-Affäre hat eine unerwartete Wendung genommen. Großbritannien, Frankreich und die CDU/CSU setzen Kanzler Scholz unter Druck – und trommeln für einen Krieg gegen Russland.
Die Taurus-Leaks haben sich als Allzweckwaffe erwiesen. Erst durfte sich Russland über seinen Coup im “Informationskrieg” freuen. Selten wurde Deutschland so vorgeführt wie in diesem Fall.
Dann nutzte die deutsche Opposition die Gelegenheit, Kanzler Scholz eins auszuwischen. Dessen Sorge, Deutschland könne mit einer Taurus-Lieferung zur Kriegspartei werden, sei eine “Unwahrheit” und werde ihn die Macht kosten, so CDU-Mann Röttgen.
Dabei haben die Offiziere der Luftwaffe keineswegs darüber diskutiert, ob ein Taurus-Angriff einer Kriegserklärung gleichkäme. Sie haben vielmehr darüber gesprochen, wie sich dieser Angriff so tarnen ließe, dass keine Spur nach Deutschland führt!
Egal – mittlerweile ist der Streit selbst zum Druckmittel geworden. So hat London den Kanzler aufgefordert, den Taurus endlich an die Ukraine zu liefern. Frankreichs Präsident Macron hatte Scholz dazu schon letzte Woche gedrängt.
Wir haben es offenbar mit einer Kampagne zu tun, die den letzten Widerstand im Kanzleramt brechen soll. Dass sich daran auch führende Grüne und Liberale beteiligen, ist unglaublich – schließlich sitzen sie (noch) in der Regierung.
Wirklich alarmierend ist aber, dass alle zusammen darauf abzielen, Deutschland endgültig und direkt in den Krieg gegen Russland zu ziehen.
Mit der Selbstverteidigung der Ukraine hat dies nun wirklich nichts mehr zu tun – denn dafür tut Deutschland mehr als genug, mehr jedenfalls als Großbritannien und Frankreich.
Langsam fange ich an, mir um Scholz echte Sorgen zu machen – bei so viel kriegerischer Energie…
Siehe auch Ukraine-Krieg: Bundeswehr plant(e) Angriff mit Taurus und Wo Scholz Recht hat sowie Update Taurus: Klare Mehrheit steht hinter dem Kanzler
P.S. Macron hat noch einen draufgelegt. Bei einem Besuch in Tschechien, das sich besonders kriegerisch gibt, erklärte er, in Europa rücke ein Moment näher, “in dem es angebracht sein wird, kein Feigling zu sein”. Scholz wird sich bedanken… Derweil postet Außenministerin Baerbock irgendwas von “gemeinsam sind wir stark” 🙂
Arthur Dent
6. März 2024 @ 23:45
@ebo
“den Webex per Mobil-Telefon ist offen wie ein Scheunentor!”
– muss dem Generalstab ja auch mal mitgeteilt werden 🙂
Haben die kein abhörsicheres Büro, wo man solche Dinge bespricht?
Das ganze ähnelt schon einer Posse wie die “Militärklamotte – Wo bitte gehts zum Militär”.
Irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor.
european
7. März 2024 @ 10:20
Wie wir wissen, ist das Internet doch fuer uns alle noch Neuland 😉
Art Vanderley
6. März 2024 @ 22:12
Macron kommt als Zögling der „Eliten“ daher und ist zuständig für den Erhalt des status quo, solche Leute sind keine Differenzierer und Krise können sie schon gar nicht. Mal abgesehen davon daß die demokratische Legitimation hier fragwürdig ist. Macron und Opposition nur rechts davon, so der oberflächliche Eindruck -tatsächlich sind es ein paar Prozente hin und her und der Präsident hieße wahrscheinlich Melonchon.
Jochen Scholz
6. März 2024 @ 17:37
“Dabei haben die Offiziere der Luftwaffe keineswegs darüber diskutiert, ob ein Taurus-Angriff einer Kriegserklärung gleichkäme. Sie haben vielmehr darüber gesprochen, wie sich dieser Angriff so tarnen ließe, dass keine Spur nach Deutschland führt!” Bitte genau lesen, Herr Bonse. Das Fazit dieser Überlegungen war: “Beteiligt ist beteiligt, und ich glaube, über diese Hürde werden wir nicht rüberkommen.” Um im Übrigen auch einmal klarzustellen: das war keine Planung der Luftwaffe, sondern die Vorbereitung auf ein Briefing, das Pistorius angefordert hat.
ebo
6. März 2024 @ 18:39
Das war das Fazit. Trotzdem haben sie diskutiert, wie sie es tarnen können – mit Datentransport nach Polen, Übergabe an Briten etc. Im Ergebnis geben sie Scholz recht, auch wenn die Opposition das Gegenteil behauptet.
Übrigens kann man auch (für) ein Briefing planen, die Herrschaften hatten sogar diverse Slides vorbereitet…
B.K.F.
6. März 2024 @ 15:40
Die Angloamerikanischen Geheimdienste wissen mehr über CUM – EX, WIRECARD und ELBTOWER Machenschaften als der Kanzler selber.
Bei der Sprengung von Nord Stream -2 durfte Scholz
„Männchen machen“ und natürlich „unbedarft grinsen“!
Nur das mit dem Taurus-Leak nun die Frist für einen Frieden in Europa abläuft, sollte jedem und jeder bewusst sein.
Würde die AMPEL morgen drei neue Atomkraftwerke bauen,wären die Deutsche sofort auf der Straße und es würde protestiert werden.
Aber beim kuscheligen Atomtod durch Atombomben,da
rührt sich kein Gewissen bei der Gesellschaft!
Woran kann das nur liegen ?
Doch nicht nur durch die Medien ?
Art Vanderley
6. März 2024 @ 22:05
Abwarten. Da draußen liegt was in der Luft…
Karl
6. März 2024 @ 10:47
Lesenswert von Petra Erler: “Taurus, fachsimpelnde deutsche Militärs und ein folgenreiches Leak” –>
https://petraerler.substack.com/p/schon-wieder-sind-die-russen-schuld?utm_campaign=comment&utm_medium=email&utm_source=substack&utm_content=post
Monika
6. März 2024 @ 10:32
Also das stinkt ja förmlich nach „Wir brauchen einen Sündenbock“ was das zuhause völlig abgewirtschaftete und runtergerockte „Groß“britannien angeht, und Macron der auch ein bisschen innenpolitischen Druck verspürt, assistiert da als Führer einer „Grand“ Nation gleich willig… Deutschland soll sich kräftig die Finger verbrennen, wo kämen wir Briten und Franzosen denn hin, wenn Deutschland nicht auch zum Alleinschuldigen für den 3.WK „genudged“ werden kann… Hat doch schon zweimal so wunderbar geklappt und klappt auch jetzt, die Deutschen haben eben immer noch ihren Minderwertigkeitskomplex und wollen unbedingt in die „Oberliga“ aufsteigen… „Der Michel lernt nix dazu, das mögen wir ja so an ihm“, juxen die anderen. Die Tage eigenständiger Politik sind Gottlob ausgestanden, der Brandt-Geruch verzogen und der alte Mief wieder genau da, wo er hingehört. SAGENHAFT
Arthur Dent
6. März 2024 @ 09:59
@Kleopatra
Für die Selbstverteidigung sind nicht nur effektive Waffen nötig, sondern auch der geschulte Umgang damit. Nennt sich Operation verbundener Waffensysteme und wird in Manöver geübt. Die verschiedenen Waffengattungen müssen ähnlich wie in einem Sinfonieorchester aufeinander abgestimmt sein.
2. Was wollen die Russen mit ihrer Propaganda denn hier in Deutschland erreichen? Einen anderen Kanzler? Wozu?
3. Man kann mit Taurus auch den Kreml selbst ins Visier nehmen. Beim Einsatz von Taurus lässt sich nichts mehr vertuschen – ganz egal, wer den bedient. Deutschland ist dann in jedem Fall Konfliktpartei und aus Sicht der Russen damit die gesamte Nato, ebenso wie bei der Entsendung von Bodentruppen. Wissen wir, ob Russland über eine ähnliche Waffe verfügt? Stralsund, Rostock, Berlin lassen sich von Kaliningrad leicht erreichen.
Kleopatra
6. März 2024 @ 10:23
1) Dass Waffen nicht genügen, sondern der Umgang damit geübt werden muss, ist altbekannt, und Ukrainer werden seit langem auch in Deutschland ausgebildet.
2) Was Russland mit der Veröffentlichung erreichen will, darüber kann man spekulieren. Jedenfalls ist ihnen die Propaganda so wichtig, dass sie dafür auf die Möglichkeit verzichten, auf ähnliche Weise nochmals abzuhören.
3) Nach Aussagen der russischen Seite wird der Krieg bereits jetzt in solchem Grad als Krieg gegen den Westen gesehen, dass sie eigentlich schon nicht mehr mit der Ukraine, sondern mit den USA verhandeln wollen. Wenn Sie darüber spekulieren, dass Russland weitereichende Waffensysteme haben könnte, wäre das ein Grund mehr, gegen Russland aufzurüsten.
Karl
6. März 2024 @ 09:39
Blackrock, England und Frankreich helfen Deutschland bei der “Selbstregierung”, damit dieses der Ukraine bei ihrer “Selbstverteidigung” hilft…
Und wenn dann der letzte Groschen aus den besseren Zeiten verjubelt ist, werden die Taschen der Rüstungsaktionäre dicke voll, und Europa wird dahin sein.
Kleopatra
6. März 2024 @ 08:21
Für die Selbstverteidigung der Ukraine sind effektive Waffen nötig, und auch die Störung der feindlichen Logistik wie etwa der Brücke auf die Krim wäre militärisch sehr wichtig.
Dass Scholz aus den westlichen Staaten bearbeitet wird, ist nur die andere Seite davon, dass die russische Veröffentlichung der Propaganda in Deutschland dient. Denn wenn dem nicht so wäre, würde Russland nie öffentlich gemacht haben, dass sie mitgehört haben – diese Mithörmöglichkeit dürfte in derselben Form auf Dauer verbrannt sein.
Monika
6. März 2024 @ 10:39
@ Kleopatra
ist überhaupt belegt, dass die ursprüngliche Abhöraktion eine russische war? das könnte auch aus einer ganz anderen Ecke kommen…Angenommen das war nur eine Secondhand-Meldung, dann vergibt sich Russland überhaupt nichts mit dem Durchstechen
ebo
6. März 2024 @ 10:46
Nein, das ist nicht belegt. Es könnten auch Dienste aus Sigapur, China, den USA oder sogar Deutschland mitgehört haben. Selbst, dass ein besorgter Mitarbeiter der Luftwaffe das Leak “durchgestochen” hat, ist nicht ausgeschlossen – den Webex per Mobil-Telefon ist offen wie ein Scheunentor!
KK
6. März 2024 @ 02:54
London, Paris, Brüssel, Ampel – alle haben Angst vor den nächsten Wahlen, und im Kriegsfall gibt es die auf absehbare Zeit nicht mehr. Und die Union mit Friedrich “IM Blackrock” Merz an der Spitze wittert ihre Chance wie schon 1982 im konstruktiven Misstrauensvotum noch in dieser Legislatur (und auf einen Riesen-Reibach für Blackrock und Co).
Monika
6. März 2024 @ 10:58
Als “Demokrat” Angst vor den Wahlen haben? Ja wo sammer denn, sonst haben doch nur böse Autokraten und übelste Diktatoren Angst vor dem Volk! Mittlerweile muss man annehmen: Klar, denn es könnte auffliegen, dass gar keine demokratische Opposition mehr existiert, sondern nur das entfesselte Kapital einer “autokratischen Mitte”. Insofern hat das Volk überhaupt noch eine “Wahl”? Die Parteien machen sich ja nicht einmal mehr die Mühe Wahlalternativen zu formulieren, alles unisono auf Krieg, und wer noch Widerworte wagt, ist ein ausgewiesener Demokratiefeind und muss mit allen Mitteln, die die Staatsmacht so hergibt, verfolgt werden. Na dann auf ins Reich der Reichen. Schaun mer mal ob das länger durchhält als die schon vergangenen…
Arthur Dent
5. März 2024 @ 23:58
“Sie haben vielmehr darüber gesprochen, wie sich dieser Angriff so tarnen ließe, dass keine Spur nach Deutschland führt!”
??? – Echt jetzt, wie soll das gehen? So langsam mach ich mir Sorgen über die intellektuellen Fähigkeiten unserer Offziere. Was will man denn da noch vertuschen? (Nee, Wladimir – wir wissen auch nicht, wie das Loch in die Brücke gekommen ist. Wir waren das nicht, ehrlich. Großes Spion-Ehrenwort).
Ich frage mich, wieso solche Überlegungen überhaupt erst jetzt angestellt werden. Solche Strategien sollten lange fertig sein – zumindest die Sachfragen geklärt sein, unabhängig davon, ob der Taurus jemals geliefert wird oder nicht. Wie kommt der Taurus in die Ukraine? Welches Trägersystem soll verwendet werden? Welche Ziele? Wer soll die programmieren? Mit welchen Konsequenzen müssen wir rechnen?
Ich glaube auch nicht, dass die Russen das erste Mal Gespräche abgehört haben und einen Glückstreffer gelandet haben. Und warum haben sie genau das jetzt veröffentlicht? Nach dem Motto: Wir wissen genau, was ihr vorhabt – lasst das mal besser bleiben? Da wartet man doch, bis die Falle zuschnappt.
Ich bin gespannt, ob der besonders kriegerische Macron demnächst in Uniform und “Clairon” (Spitzname des französischen Sturmgewehrs) an vorderster Front mitkämpft oder doch lieber weiter mit “Messer und Gabel” im Elysee-Palast.
Thomas Damrau
5. März 2024 @ 19:24
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die NATO in ein strategisches Abseits manövriert, wächst von Tag zu Tag:
— Im “günstigsten” Fall müssen nur die Ukrainer die Konzeptionslosigkeit des Westens ausbaden.
— “Schwieriger” wird es schon, wenn die ersten US-amerikanischen, französischen, britischen, polnischen und (bald auch) deutschen “Berater” in Zinksärgen in die Heimat zurückgeschickt werden, als sie “aus Versehen” in die Feuerlinie geraten sind. Was tun?
— Noch schwieriger wird es, wenn die Russen NATO-Berater gezielt unter Feuer nehmen und töten. Wie soll die NATO reagieren?
— Oder wenn NATO-Berater von den Russen gefangen genommen werden. NATO-Prisoners-Of-War in russischen Gefangenenlagern?
— Und was passiert, wenn NATO-Berater in Situationen geraten, in denen sie zur Selbstverteidigung auf Russen schießen?
Der/die eine oder andere Dr. Strangelove in Washington, Brüssel, London, Paris, Berlin und Warschau mag feuchte Träume haben, in denen solche Szenarien vorkommen: “Endlich haben wir einen Anlass, gen Moskau zu marschieren. Endlich ist die Zeit des feigen Zögerns vorbei …” Aber wie in Kubricks Film ließe sich eine solche Entwicklung nicht mehr deeskalieren.
Stef
5. März 2024 @ 17:17
Im Grunde ist das veröffentlichte Gespräch ja auch nur als Vorbereitung eines Ministerbriefings zu verstehen. Das bedeutet aber, dass Pistorius in direktem Widerspruch zur ausgeübten Richtlinienkompetenz des Kanzlers seine Generäle mit der Vorbereitung von Taurus-Einsatzszenarien beauftragt hat. Der Haussegen zwischen Kanzleramt und Verteidigungsministerium dürfte gerade ziemlich schief hängen. Im Grunde positioniert sich Pistorius damit gerade als der bessere Kanzler.
Interessant ist auch, dass der grüne Transatlantiker Konstantin von Notz heute im DLF die Veröffentlichung des Abstimmungsgesprächs erst als russische Desinformationsmaßnahme gebrandmarkt hat, nur um sie im gleichen Atemzug als „Leak“ zu bezeichnen. Das passt aber nicht zusammen. Wäre es ein Leak, dann wäre dies ein direkter politischer Angriff auf den Bundeskanzler gewesen, ausgehend vom Verteidigungsministerium. Nur ein Versprecher oder ein weiterer Fingerzeig?
Irgendwie riecht das alles nach dem Anfang vom Ende von Scholz als Kanzler. Die kriegslüsternen Falken scheinen zur Übernahme bereit zu stehen…
Skyjumper
5. März 2024 @ 19:55
Bitte bei den Vermutungen die zeitliche Abfolge nicht vergessen. Auch wenn der Inhalt des Telefonates erst letzten Freitag, also nach des Kanzlers „Basta“veröffentlicht wurde, so fand die Tel-Ko doch bereits am 19.02. statt, und demnach VOR des Kanzlers „Basta“.
Es ist nach wie vor denkbar, dass der Kanzler seinen Verteidigungsminister vor der Tel-Ko nach den Optionen gefragt hat, dieser bei seinen Generalen ein Briefing anforderte, und der Kanzler dann in Kenntnis dieses Briefings erst zu seinen „Basta“-Entschluß gelangte.
Das alle möglichen Kreise (Russen, Opposition, Briten) selbstverständlich gerne einen anderen Eindruck vermitteln liegt dagegen auf der Hand. Scholz wird geschwächt und unter Druck gesetzt).
Gerade das es noch so viele denkbare Varianten gibt ist der wahre Clou der Veröffentlichung.