Der nächste Machtkampf: China
Erst die EU-Kommission, nun die Außenminister, ab Donnerstag auch der EU-Gipfel: Alle reden über China. Doch es geht nicht etwa um ein Bündnis mit dem Reich der Mitte, um US-Präsident Donald Trump und seinen Handelskrieg auszubremsen. Im Gegenteil.
Genau wie Trump will nun auch die EU den Chinesen die Daumenschrauben anziehen. Sie sollen ihre Märkte öffnen. Gleichzeitig hat ein Machtkampf innerhalb Europas eingesetzt. Es geht um die Frage, ob bilaterale Kontakte und Verträge mit China erlaubt sind – oder ob künftig alle Deals von Brüssel genehmigt werden müssen.
Auslöser der Debatte ist wieder einmal Italien. Die Populisten-Regierung in Rom will ein bilaterales Abkommen schließen, das das Land an die chinesische Seidenstraße anbinden würde. Das findet die deutsche Bundesregierung gar nicht gut.
“Europa wird seine außenpolitische Rolle nur so stark spielen können, wie wir sie spielen wollen, wenn es in wesentlichen außenpolitischen Fragen … möglichst mit einer Stimme spricht”, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Italien soll der EU folgen, statt allein vorzupreschen.
Aus deutschem Mund klingt dies allerdings merkwürdig. Die Bundesregierung unterhält sogar Regierungskonsultationen mit China, zu denen die Minister geschlossen nach Peking reisen. Zudem ist Deutschland längst an die Seidenstraße angebunden. Bis zum Rheinhafen Duisburg reicht das Netz.
Aber wenn andere es machen, ist es natürlich nicht dasselbe. Brüssel weiß die Bundesregierung schon auf seiner Seite. Das war’s aber auch schon. China hat bereits Abkommen mit östlichen und südlichen EU-Mitgliedern abgeschlossen – von Bulgarien über Griechenland bis nach Portugal.
Auch Polen und Lettland suchen Anschluß; sie erhoffen sich u.a. mehr Investitionen. Man dürfe sich aber nicht von China abhängig machen, warnt nun die EU-Kommission in Brüssel. Sie hat China zum “systemischen Rivalen” erklärt, der “alternative Governance-Modelle” fördere.
Warnungen kommen (natürlich) auch aus Washington. Die US-Administration droht Deutschland sogar offen mit Repressalien, wenn der chinesische Huawei-Konzern beim 5G-Netz zum Zuge kommen sollte. Berlin werde dann von Geheimdienst-Informationen aus Washington abgeschnitten.
Da wird mit harten Bandagen gekämpft. Man darf gespannt sein, was der EU-Gipfel aus dieser Gemengelage macht. Hoffentlich denken Merkel & Co. auch daran, dass wir China für das Pariser Klimaabkommen und das Atomabkommen mit Iran brauchen – und zwar gegen Trump…
Siehe auch “Der heimliche Machtkampf, der Europa zerreißen könnte”
Holly01
18. März 2019 @ 18:32
Die Züge laufen tatsächlich von Südchina bis nach Lissabon. Russland hat dafür zwei Trassen zur Verfügung gestellt. Eine dritte Trasse liefe über den Nahen Osten, aber da steht ja dieser Sperrriegel, der die EU von China einerseits und den Rohstoffen unterwegs andererseits trennt.
Dieser Sperrriegel trennt übrigens auch die EU von Afrika, also per Landweg.
Deutschland darf das und verteilt dann in der EU.
Die Anderen fragen bitte die Beauftragte für auswärtige Angelegenheiten, ob die was verhandel mag.
Das ist eben der Unterschied. Italien ist Schuldner, genau wie die USA. Wenn die irgend etwas machen wollen, brauchen die Geldgeber.
Und wenn Italien etwas gutes machen will und Geld dafür sucht ist Deutschland erste Wahl, denn Deutschland ist Gläubiger.
Warum sollte Deutschland dann etwas über Italien machen, statt es selbst zu tun?
China ist auch Gläubiger. Genau genommen ist China DER Gläubiger.
Die können natürlich ihr Geld investieren in Wen und Was immer sie wollen.
Deutschland könnte Italien natürlich beim nächsten Mal, wenn es um Geld geht fragen “Sind wir dafür auch wirklich gut genug? oder soll das nicht besser China machen und daran Geld verdienen?”
Hörte ich USA?
Tja die USA sind DER Schuldner dieser Welt. Die können so Länder wie Vietnam beeindrucken. Mit schnellem Geld eine Blase aufpumpen und dann das Geld und die Rendite genau so schnell raus ziehen und brennende Städte hinterlassen.
Das kennt man in Asien, die Tigerstaaten sehen solche Sachen ganz relaxt. China und Deutschland auch.
Ein verschuldeter Hegemon der mit asynchroner Kriegsführung einen Verhinderungskrieg und regime changes betreibt, weil das Geld für Investitionen nicht da ist.
Ne, der kommt in der Rechnung nur als Störfaktor vor.
Nur so als Zusatzinfo: GM macht ein Werk dicht. Donatello ist sauer. Schade für die deutsche Autoindustrie, da wird Donatello wohl die Zusatzzölle schon beschlossen haben.
Eben destruktiv, wie das mit einem mächtigen Schuldner so ist.
One belt one road stellt die Frage wer am Transit mitverdienen darf. Genau wie Nord Stream 1/2. Wer darf mitverdienen?
Das bestimmen Gläubiger, keine Schuldner……
vlg
ebo
18. März 2019 @ 18:35
Beim wem ist Italien noch gleich Schuldner? In der EU ist Italien ein NettoZAHLER, und ein Hilfsprogramm auf Pump hat Rom auch nicht aufgenommen…
Holly01
18. März 2019 @ 18:48
Tatsächlich schleppt Italien seine 130% der öffentlichen Hand mit sich herum.
Der Handel ist ok
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/15619/umfrage/handelsbilanz-von-italien/
Probleme hat Italien mit seiner Industrie. Ähnlich wie F und D ist es eine Ingenieursnation und hat da große strukturelle Probleme.
Darum hakeln die im Mittelmeerraum mi Frankreich. Die beiden hakeln auch in Nordafrika, um Einfluss und Rohstoffe.
Natürlich krankt Italien beim Bankensystem, weswegen auch dieser Target2 Saldo und die Banken mit dem *räusper* “negativem Eigenkapital” einfach nicht zur Ruhe kommen.
In Summe: Italien hat Deutschland plus Frankreich, im akuten Stadium, denn Italien fällt hinten runter.
vlg
Peter Nemschak
18. März 2019 @ 19:19
Bei den Gläubigern der italienischen Staatsschulden.
ebo
18. März 2019 @ 19:30
Fast alles Italiener, no problem
Holly01
18. März 2019 @ 20:28
@ ebo:
Jaein.
So weit ich weiß ist Italien nicht nur mit der Automobilindustrie stark in Dollar.
Die haben (hören sagen) relativ hohe Unternehmenskredite in Dollar.
Also die Staatsanleihen sind nicht das Problem.
Die FIAT Gruppe in den USA reitet ein totes Pferd, läuft aber so bei Trump im toten Winkel.
Schifffahrt ist ein Problem, aber da stehen die nicht so schlecht da, obwohl da ein Verdrängungswettbewerb ins Haus steht.
Tatsächlich sind die so ein wenig das Opfer, weil F und D den EU Markt unter sich aufteilen und sie könnten zwischen die Mühlsteine geraten bei den globalen Auseinandersetzungen.
Aber ansonsten “no problem”.
vlg
Peter Nemschak
18. März 2019 @ 17:08
Nachdem die WTO handlungsunfähig ist, wäre es an der Zeit, dass sich die USA, Japan, die EU und China auf ein neues Handelsregime verständigen. Zusammen haben sie genug Gewicht für die Welt einen Standard auszuhandeln, dem sich der Rest unterwerfen muss. Der Versuch von Alleingängen mancher EU-Mitglieder war zu erwarten. Die Welt ist zu kompliziert, um in einfachen Feindbildern wie Trump Probleme zu sehen. Trump wird nicht ewig Präsident der USA sein.