Der (böse) deutsche Blick auf Fillon
Kurz vor der entscheidenden zweiten Runde der Vorwahl bei Frankreichs Konservativen interessieren sich die deutschen Medien vor allem für Ex-Premier Fillon. Denn der bietet scheinbar eine attraktive Angriffsfläche.
Weil er aus seiner fünfjährigen Amtszeit als Premierminister noch gute Kontakte zu Russlands Machthaber Putin unterhält, wird er als “Putin-Versteher” präsentiert. Selbst die “Frankfurter Rundschau” macht mit.
Doch was ist ein Putin-Versteher? Ein Mann wie Schröder, der mit dem Kreml dealt? Eine Frau wie Merkel, die sich mit Putin auf Russisch unterhält? Was ist mit den North-Stream-Leuten, die eine Gaspipeline bauen wollen?
Geschenkt – dass in Deutschland die meisten Putin-(Geschäfts-)partner sitzen, wird nicht thematisiert. Der (böse) deutsche Blick gilt vielmehr Fillon, der als “Wunschkandidat des Kreml” dargestellt wird.
Doch was will er denn überhaupt, dieser Kandidat? Darüber erfahren wir verdächtig wenig in den deutschen Medien. Von “Kuschelkurs” und einem Ende der Sanktionen wegen der Ukraine ist die Rede.
Völlig ausgeblendet wird, dass man Putin in Frankreich nicht nur durch ukrainische Brille sieht, sondern auch im Lichte des Kampfes gegen den “Islamischen Staat”. Das ist ein ganz entscheidender Aspekt.
Denn in Frankreich hat der IS dutzende Menschen ermordet, der Kampf gegen die Islamo-Faschisten hat für jeden künftigen Präsidenten Priorität. Hat man das in Deutschland schon vergessen?
Mehr zum Terror hier, zu Frankreich hier
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OXIgen
27. November 2016 @ 03:56
Herr Nemschak, Sie haben immer noch überhaupt nichts verstanden! Aber man kann den Geifer förmlich tropfen hören, wenn Sie von “die russische Wirtschaft schwächen, Unmut in der Bevölkerung, Regimeterror” und sonstigem Dummfug faseln. Aber Sie sind ja ein ausgewiesener Russland-Experte, Sie müssen’s ja wissen – so rein gesamthaft gesehen.
Ansonsten ist dieser Artikel viel zu schwachbrüstig, um ins Detail zu gehen. Etwas mehr Hintergrund wäre wünschenswert.
Peter Nemschak
27. November 2016 @ 12:30
Die Beobachtung der derzeitigen russischen Entwicklungen stammt nicht von mir sondern von regimekritischen Russen, welche die Ereignisse vor Ort beobachten. Ich habe mir diese Beobachtungen nicht aus den Fingern gesogen und habe den Eindruck, Sie haben positive Vorurteile gegenüber dem autoritären Regime in Russland. Worauf gründen Sie Ihre Beurteilung?
GS
26. November 2016 @ 14:35
ebo, wenn ich auf die Hauptseite lostineu.eu gehe, kommt bei mir seit einer Woche ständig die Meldung “Diese Präsenz ist nicht verfügbar”. Wenn ich aber z.B. über Twitter direkt in die Artikel gehe, kann ich sie lesen. Was ist da los?
ebo
26. November 2016 @ 14:40
@GS Merkwürdig. Am vergangenen Freitag hatte ich Server-Probleme, es gab eine Überlast wg. großen Andrangs 🙂 Das Problem ist aber längst behoben. Vielleicht die Seite im Browser einfach nochmal auffrischen oder in einem neuen Fenster öffnen, dann sollte es gehen!?
Peter Nemschak
26. November 2016 @ 14:04
Viele haben immer noch nicht verstanden, dass die Russlandsanktionen langfristig sehr wohl wirken, in dem sie die russische Wirtschaft schwächen. Das schafft Unmut in der Bevölkerung. Dass dieser bereits jetzt steigt, sieht man an den zunehmenden Repressionen des Regimes auch gegenüber ganz normalen Bürgern, die willkürlich und zufällig herausgegriffen verhaftet werden, nur weil sie irgendeine Harmlosigkeit im Internet verbreitet haben. Es ist die Angst des Kreml, dass sich die Bürger im Internet organisieren.Der Regimeterror lähmt die Wirtschaft weiter. Es werden immer neue Feindbilder erfunden und die Repressionen verstärkt. So kommt es zu einer Abwärtsspirale, welche die Gesellschaft in Depression oder Revolte führt. Aus diesem Grund hat der Kreml ein Interesse an der Aufhebung der Sanktionen. Umgekehrt hat die EU ein Interesse an Sicherheitsgarantien für Osteuropa, Das zukünftige Verhalten der USA wird den Gang der Ereignisse maßgeblich beeinflussen. Man muss die Dinge gesamthaft, nicht nur wirtschaftlich, abwägen, wie man es Fillon derzeit unterstellt. Noch kennen wir seine Überlegungen zu wenig.