Corona-Angst und Futterneid

Ausgerechnet zu Beginn des Wiederaufbau-Gipfels in Brüssel kommen wieder alarmierende Meldungen von der Coronafront. Belgien, Luxemburg und Spanien melden steigende Infektionszahlen; zugleich gibt es Streit ums Corona-Geld.

Es begann in Luxemburg: Infolge einer massiven Testserie meldet das Großherzogtum wieder höhere Fallzahlen. Deswegen haben Deutschland und Belgien neue Reisewarnungen ausgesprochen.

Aber auch Belgien bleibt nicht verschont. Vor allem in Antwerpen und Flandern nimmt das “Infektionsgeschehen” wieder zu, Premierministerin Wilmès berief für Sonntag eine Krisensitzung ein.

Besonders bedrohlich klingen die Nachrichten aus Barcelona und Katalonien: Dort wurden die Bewohnen sogar aufgefordert, die Häuser nicht zu verlassen – droht ein neuer Lockdown?

Doch beim EU-Gipfel, der ja den “Wiederaufbau” nach Corona vorbereiten soll, spielten diese alarmierenden Meldungen keine Rolle. Obwohl mit Masken geschützt, machten die Chefs in Business as usual.

Wie schon beim (gescheiterten) Budgetgipfel im Februar pflegte jeder seinen Vorgarten, man tagte in Gruppen und Grüppchen, man tauschte altbekannte Positionen aus – doch niemand bewegte sich.

Das gilt sogar für den umstrittenen Verteilungsschlüssel für die EU-Hilfen. Die EU-Kommission hat ihn aufgrund veralteter Daten – etwa der Arbeitslosigkeit – aus der Zeit vor der Krise errechnet.

Die Folge: Belgien und Luxemburg sollen kaum Finanzhilfe bekommen – dabei starben in Belgien besonderns viele Menschen an der Pandemie, und Luxemburg hat ein sündhaft teures Testprogramm aufgelegt.

Ratspräsident Michel will die Finanzhilfen zwar neu verteilen und auch die Folgen der Coronakrise berücksichtigen – doch dagegen sträuben sich Polen und andere EU-Länder, die viel Geld bekommen sollen.

Niemand will etwas abgeben – noch nicht einmal vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden “zweiten Welle”…

Siehe auch “Kommt die zweite Welle aus Osteuropa?” und “Coronakrise: Auch Brüssel hat geschlafen”