Best of 2022: Worum es in Saporischschja wirklich geht
Worum es in Saporischschja wirklich geht – dieser Blogpost erschien am 26. August und wurde mehr geklickt als jeder andere. Woran das wohl liegen mag? Die Leitmedien verweigern ihre Arbeit und fragen nicht einmal, wer ein Interesse am Beschuß des AKW haben könnte. Deshalb ist die Nachfrage nach unabhängigen News und Analysen groß!
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat erneut vor einer atomaren Katastrophe in Saporischschja gewarnt. Doch das ist kaum ernstzunehmen, sagen Experten. Worum es wirklich geht, verraten wieder einmal die USA.
Die Welt sei nur knapp einer nuklearen Katastrophe entronnen, behauptete Selenskyj in seiner täglichen Ansprache. Doch das glauben nicht einmal die eigenen Experten. Derzeit gebe es keine Probleme mit den Maschinen oder den Sicherheitssystemen des Kraftwerks, betont der staatliche Betreiber Energoatom.
Auch das – von den Medien fleissig verbreitete – Narrativ von einem Spiel mit dem atomaren Feuer durch Russland ist nicht glaubwürdig. Die “Sorge vor bewusster nuklearer Eskalation ist Unfug”, sagt der Politikexperte Markus Kaim auf n-tv. Vielmehr gehe es Russland darum, die Stromversorgung der Ukraine zu stören.
Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn Russland der Ukraine tatsächlich den Strom abknipsen wollte, könnte es dies durchaus machen – schließlich stehen russische Truppen seit Monaten auf dem AKW-Gelände. Dafür müsste Moskau das Kraftwerk nicht auch noch beschießen lassen.
Worum es wirklich geht, verraten wieder einmal die USA. “Um es ganz klar zu sagen: das Atomkraftwerk und der Strom, den es produziert, gehören der Ukraine”, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Russland müsse das AKW räumen.
Offenbar geht es also darum, die Stromversorgung in der Ukraine zu sichern, was ein absolut legitimes Ziel ist. Nicht legitim ist es jedoch, das Kraftwerk deshalb zu beschießen, um es zurückzuerobern. Doch genau das beobachten wir seit Tagen.
Es führt uns erneut zu dem Schluß, dass es höchstwahrscheinlich ukrainische Militärs sind, die das AKW angreifen – und so die (angebliche) nukleare Gefahr heraufbeschwören. Und dabei werden sie, wenn nicht alles täuscht, von den USA gedeckt…
UPDATE: Saporischschja hat weiterhin höchste strategische Bedeutung für die Ukraine. Nach französischen Geheimdienst-Informationen (Quelle: LCI) plant Kiew sogar eine neue Offensive, um das AKW zurückzuerobern. Wir dürfen gespannt sein, ob es in den deutschen Medien dann wieder heißen wird, dass Russland das Gelände beschießt, um eine nukleare Katastrophe auszulösen…
Siehe auch Selenskyj will die Nato in den Krieg ziehen – nun auch über Saporischschja
Hiermit endet unsere Serie “Best of 2022”. Die übrigen Beiträge (insgesamt zehn) finden Sie hier.
Stef
4. Januar 2023 @ 11:59
Der größte Elefant im Raum aus 2022 ist und bleibt der größte Terroranschlag auf kritische Infrastrukturen von nationalem Rang seit dem Ende von WW2 in Deutschland, nämlich die Zerstörung von Nordstream 1 + 2. Allen voran die Bundesregierung schaut hier angestrengt weg, statt irgend einen Beitrag zur Aufklärung dieser Frage von höchstem öffentlichem Interesse zu leisten. Und die öffentlich rechtlichen Medien helfen fleißig dabei, von der Frage der Urheberschaft abzulenken und die Tragweite dieses Anschlags herunterzuspielen.
MdB Gremmels machte sich im Bundestag lächerlich indem er verkündet hat, die Frage nach dem Täter sei unerheblich, weil die Leitungen ohnehin kein Gas mehr geliefert hätten. Der Herr hat das Wesen von Infrastrukturen nicht verstanden. Das Gegenteil ist richtig. Diese beiden Gasstränge waren ein maßgeblicher Pfeiler des Wohlstandes in Deutschland und Mitteleuropa nach dem Mauerfall. Stehen sie dauerhaft nicht mehr zur Verfügung, sind wir auf Gedeih und Verderb abhängig von teuren und ökologisch hoch bedenklichen Brennstoffen aus den USA. Und die können auch in fünf Jahren den erforderlichen Gasbedarf mengenmäßig nicht annähernd decken. Was bis zum Kriegsausbruch jeder energiewirtschaftliche Experte bestätigt hat und inzwischen kaum mehr jemand zu sagen wagt.
Der Grüne Glaube, das Gas sei neben der wegfallenden Kohle- und Atomverstromung durch noch mehr regenerative Energien zu ersetzen, basiert auf dem Einsatz von unglaublichen Mengen von zusätzlichen Stromspeichern auf industriellem Niveau. Diese gibt es heute noch nicht und sie werden in den nächsten Jahren auch nicht mit dem notwendigen Wirkungsgrad und zu wirtschaftlichen Konditionen bereitzustellen sein. Dafür gibt es weder die ausgreiften technischen Konzepte, noch die erforderlichen Rohstoffe, noch die benötigten industriellen Fertigungskapazitäten. Ganz zu schweigen von den bekannten Lieferkettenproblemen und der Halbleiterkrise, die uns auch im Bereich der regenerativen Versorgungssicherheit die Deutsche und europäische Abhängigkeit von Importen vor Augen führen.
Mit anderen Worten: Wir werden uns in Deutschland und Zentraleuropa ohne Nordstream 1 und 2 auf ein Jahrzehnt einstellen müssen, in dem die bedarfsgerechte Versorgung mit elektrischer Energie im Winter nur bei Sonnenschein und Wind sichergestellt werden kann. Sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich. Hohe Abreitslosigkeit inklusive.
Von daher hat die Frage nach dem Täter sogar die allerhöchste Relevanz. Weil der Täter mit dem Anschlag die wirtschaftliche Entwicklung Europas für ein Jahrzehnt massiv beeinflusst hat. Mit allen ökonomischen und sozialen Folgen, deren Anfang wir gerade erleben dürfen.
ebo
4. Januar 2023 @ 12:17
Dazu hatten wir 2022 mehrere Beiträge, der meistgelesene steht hier Wie das Nord-Stream-Attentat vertuscht wird
KK
3. Januar 2023 @ 15:20
“Wir dürfen gespannt sein, ob es in den deutschen Medien dann wieder heißen wird, dass Russland das Gelände beschießt, um eine nukleare Katastrophe auszulösen…”
Also bei mir ist der Spannungsbogen da eher sehr flach – natürlich werden wir auch in 2023 wieder mit solchen und ähnlichen Märchen gefüttert werden. Wie auch dem, dass es sich bei der Ukraine um eine wirtschaftlich blühende lupenreine Demokratie handeln würde.
Um es ganz klar zu sagen: Ich möchte nicht in Russland leben, aber auch nicht in der Ukraine. Und in der EU und Resteuropa, so wie sie sich derzeit darstellen, eigentlich auch nicht.
Wann gehts endlich zum Mars, hier auf der Erde gehen mir die Optionen aus…
@ european:
“Muss die Diplomatie eigentlich erst noch neu erfunden werden?”
Die wurde doch gerade erst von solchen “Chefdiplomaten” wie Baerbock, Blinken und Borell vorsätzlich abgeschafft.
“Aber lieber verheizt man die Ukrainer.”
Was man sich davon wohl erhofft? Warme Wohnungen werden es wohl eher nicht sein… (Zynismus off)
european
3. Januar 2023 @ 14:16
Unterdessen in Russland.
„Putin’s approval rating ends 2022 at 81%, boosted by support for the war in Ukraine“
https://intellinews.com/putin-s-approval-rating-ends-2022-at-81-boosted-by-support-for-the-war-in-ukraine-265628/?source=russia
Interessante Statistiken vom Lewada-Zentrum, das zwar russisch ist, aber trotzdem soweit unabhängig, dass es 2016 sogar als „ausländischer Agent“ eingestuft wurde. Selbst Wall-Street Journal, New York Times und Economist berufen sich auf Daten des Lewada-Zentrums.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lewada-Zentrum
Und was sich im Eurasischen Raum unter russischer Führung in 2023 sonst noch so tut, kann man hier nachlesen
https://www.russia-briefing.com/news/2023-trade-prospects-as-russia-chairs-the-eurasian-economic-union.html/
Zustimmungsraten, von denen westliche Politiker nur träumen können. Aber wir werden bestimmt noch die 15. und 20. Sanktionspakete erleben, die dann auch nicht funktionieren werden.
Muss die Diplomatie eigentlich erst noch neu erfunden werden? Es gab sie mal. Aber lieber verheizt man die Ukrainer. Die waren uns auch schon in den Fleischfabriken und als unterbezahlte Pflegekräfte oder Eizellenspenderinnen egal. Da bleibt nur noch der blanke Zynismus übrig.
Aber auf Russland.News kann man lesen, dass Frau Baerbock „keine normalen Beziehung zu Russland haben will“. Na denn…..
http://www.russland.news/baerbock-deutschland-wird-keine-normalen-beziehungen-zum-heutigen-russland-haben/
Ute Plass
4. Januar 2023 @ 12:06
“Moskau 2022 – Eine Reise für den Frieden”
https://www.nachdenkseiten.de/?p=92101
european
4. Januar 2023 @ 17:11
Das ist ein sehr lesenswerter Artikel, den ich gern gelesen habe. Vielen Dank fuer den Link. Ich verfolge auch sehr gern die Beitraege von Leo Ensel auf den Nachdenkseiten.
Ich bin nicht so sicher, ob sich die Politik in Russland so schnell aendern wird, insbesondere nachdem ich das kleine aber sehr lesenswerte, Buch “Putin ist nicht Russland’s Zar” von Roland Bathon gelesen habe. Ich glaube, Reiner Braun ist da zu optimistisch. Die Macht der Administration / Buerokratie hinter der Politik ist nicht zu unterschaetzen, zumal sie von einem starken Praesidenten auf ganzer Linie profitiert. Wenn man das liest, wird einem noch viel staerker klar, wie unzulaessig und irrefuehrend es ist, dieses riesige Land mit 147 Mio verteilt auf 11 Zeitzonen auf einen einzigen Mann zu beschraenken, den man nach Belieben von aussen austauschen kann.