Best of 2019: Über deutsche Affären spricht man nicht

In der Europapolitik ist 2019 ungewöhnlich viel passiert. Brexit, Europawahl, neue EU-Kommission, Green Deal – die Zeichen stehen auf Wandel, vielleicht sogar Disruption. Doch was hat die Leser von “Lost in EUrope” am meisten interessiert? (Folge 2 von 10)

Nun, die Nominierung von Ursula von der Leyen war ein ganz großer Aufreger. Nach Platz 10 präsentieren wir heute Platz 9 unserer Top 10: Affären der deutschen Kandidatin? Psst, darüber spricht man nicht!

Dieser Beitrag erschien am 12. Juli, nachdem der Chef der SPD-Gruppe im Europaparlament, Jens Geier, an seine Fraktionskollegen aus anderen EU-Ländern ein brisantes Papier verteilt hatte.

Unter dem Titel “Warum Ursula von der Leyen eine unzulängliche und ungeeignete Kandidatin ist” listete Geier die Affären und Verfehlungen der ehemaligen Verteidigungsministerin auf.

Doch die erwünschte Wirkung wurde verfehlt. Die Genossen aus Spanien oder Italien interessierten sich nicht für “Flinten-Uschi” und ihre Skandale – sie gaben von der Leyen trotzdem ihre Stimme.

Gleichzeitig starten CDU/CSU eine Gegenkampagne. Die Christdemokraten konnten die Vorwürfe gegen von der Leyen zwar nicht entkräften. Stattdessen versuchten sie, die Debatte im Keim zu ersticken.

Das ist ihnen auch gelungen. Heute redet niemand mehr über Leyens Vorleben. Dass in Berlin noch einige Rechnungen offen sind und sogar der Bundestag noch Fragen hat, ist in Brüssel kein Thema.

Über deutsche Affären spricht man eben nicht. Das war schon bei Ex-Finanzminister Schäuble so, und es hat sich beim VW-Dieselgate und bei der Ausländermaut erneut bestätigt.

Selbst das Europaparlament drückt beide Augen zu. Bei den Anhörungen für die neue EU-Kommission wurde jeder Kandidat auf Herz und Nieren geprüft, drei Anwärter fielen durch.

Von der Leyen hingegen wurde verschont. Wie gut, dass sie nicht Cresson heißt – und der mächtigen Europäischen Volkspartei angehört, genau wie Kanzlerin Merkel und Schäuble