Barroso mobbt Ex-Berater
EU-Kommissionschef Barroso weist die Kritik seines früheren Wirtschafts-Beraters Legrain zurück. Die Antwort der EU auf die Eurokrise sei richtig und alternativlos gewesen, sagte ein Sprecher.
Irland sei keineswegs gedrängt worden, für die Schulden seiner Pleitebanken einzustehen, wie dies Legrain in seinem neuen Buch beschreibt, so der Sprecher. Auch sonst sei alles prima.
Nebenbei tritt Barroso noch nach: Legrain sei nur ein “former tempory stuff member who gave no useful advice”. Dabei war er bis Ende letzten Jahres Leiter des wissenchaftlichen Beraterstabs… – Mehr hier
winston
10. Mai 2014 @ 11:19
@Nemschak
Das mit dem
“Ironischerweise leiden heute vor allem jene Staaten am meisten, welche von Deutschland die Aufgabe der DM als politischen Preis für ihre Zustimmung zur Wiedervereinigung abverlangt haben”
Ist nicht ganz richtig, und ist vor allem die Deutsche Sicht der Euroeinführung, jeder hat diesbezüglich seine eigene Theorie, je nach Land. Sie haben vergessen hinzuzufügen, das Deutschland den Euro akzeptierte, allerdings NUR unter deutschen Bedingungen, und da lies man schlichtweg alles aus was einen Optimale Währungsraum ausmacht, wie Transferzahlungen, gemeinsamer Anleihemarkt und eine gemeinsame Lohn, Justiz und Steuerpolitik.
Es gab vor der Euroeinführung hunderte von Studien über Optimale Währungsräume, von hochdotierte Ökonomen, auch viele Liberalen, die klar sagten das ein Optimaler Währungsraum ohne oben genannte Bedingungen niemals funktionieren kann. Für mich ist es sehr unwahrscheinlich das die Europäischen Regierung davon nichts wussten, allen voran die Südeuropäischen.
Es gibt auch andere Stimmen die sagen der Euro ist ein Elite Projekt um das Europäische Volk zu disziplinieren.
http://blogs.telegraph.co.uk/bruno-in-brussels-eu-unplugged/brusselsbruno/600/600/
Die gesamte EU Führungsetage bläst mehr oder weniger ins gleiche Horn wie Schäuble.
Fakt ist das es ohne Euro weder eine Agenda 2010 gegeben hätte, noch eine Eurokrise, da Währungen die Positive Eigenschaft haben Fehlentwicklungen wieder auszubügeln, die Deutsche innere Abwertung hätten die Südeuropäischen Länder durch äussere Abwertung wieder ausgebügelt, das passiert ganz automatisch.
Es gibt sehr wohl eine Euro Exit Klausel, nämlich dann, wenn der Euro Volkswirtschaftlich nur noch Schaden anrichtet.
Der Euro richtet nicht nur Schaden an, sondern gefährdet das gesamte Demokratische Gefüge Europas.
Peter Nemschak
10. Mai 2014 @ 12:27
Freiwillig tut sich kein Land eine innere Abwertung an, soferne es bessere Alternativen hat. Da Preise und Löhne nach unten nicht flexibel sind, kommt es zwangsweise zu einer starken Erhöhung der Arbeitslosigkeit. Summa summarum stellt sich für viele Euroskeptiker in Deutschland die Frage, ob das Land mit der Beibehaltung der DM besser gefahren wäre als mit dem Euro. Selbst wenn dem so wäre, wäre ein Austritt aus dem Euro auch für Deutschland heute extrem schmerzhaft. Solange eine Transferunion von vielen als eine Form von “Reparationszahlung” und nicht als Gegenleistung für greifbare andere wirtschaftliche Vorteile empfunden wird, wird sie nationalistische Reflexe auslösen und politisch nicht durchsetzbar sein.
thewisemansfear
8. Mai 2014 @ 13:24
😀 was sollen sie auch anderes sagen. Keiner mehr kritikfähig, lässt man alles abtropfen.
ps: bin sicher er war “staff member”
Peter Nemschak
8. Mai 2014 @ 14:19
Mich würde interessieren, was Legrain als damaliger Berater von Barroso geraten hat und wie die Diskussion zwischen den beiden verlaufen ist und warum Legrain ausgeschieden ist. Dass alles prima sei, scheint jedenfalls übertrieben.
ebo
8. Mai 2014 @ 14:28
Zur Frage seines Abgangs hier ein interessanter Artikel:
http://www.thepressproject.net/article/53675/Philippe-Legrain-economic-adviser-to-the-European-Commission-resigns-and-turns-on-the-politics-of-austerity
Seine Arbeit wurde auf der Webseite der Kommission gelöscht, es findet sich (bis auf ein paar Fotos) keine Spur…
Peter Nemschak
8. Mai 2014 @ 15:12
Dass die Ansteckungsgefahr auf andere Südländer damals groß war, wurde nicht erwähnt. Hätte der moralisierende Schäuble auf eine Einbeziehung der privaten Gläubiger Griechenlands verzichtet, wäre zumindest die Fiktion der Risikolosigkeit der Bonds von allen Staaten der Eurozone auf den Märkten erhalten geblieben. An einer Entschuldung Griechenlands durch den europäischen Steuerzahler hätte damals wie heute sowieso kein Weg vorbeigeführt – das Ergebnis der Fehlentscheidung der europäischen Politiker Griechenland überhaupt in die Eurozone zu lassen. Ob sich Griechenland nach einer Entschuldung im Euro halten kann, ist mehr als unsicher. Dass die Bonds der EU-Mitgliedsstaaten, auch jene von Nicht-Euroländern, nach wie vor eine 0-Risikokapitalgewichtung in den Bankbilanzen haben, trägt maßgeblich dazu bei, dass die Geldpolitik der EZB im Süden bei den Unternehmen nicht ankommt. You can’t have the cake and eat it.
ebo
8. Mai 2014 @ 16:29
Heute liegen die Schulden in GR wesentlich höher als zu Beginn der Krise. Athen kann das niemals zurückzahlen.
Übrigens plädiert Legrain für einen Erhalt der No-Bailout-Klausel. Seiner Meinung nach gab es zwei fatale Fehler: 1. die dt. und franz. Banken in GR rauszuhauen und 2. die Bankschulden in IRL und ES auf die Staaten abzuwälzen. Der 3. Fehler war dann die generalisierte austerität.
Der Mann ist ein britischer Liberaler, er argumentiert ganz klassisch…
Peter Nemschak
8. Mai 2014 @ 18:22
Die Ansteckungsgefahr, was die souveränen Schulden betrifft, war damals real. Die Bankenkrise 2008/2009 war allen noch in frischer Erinnerung. Ob sie heute gebannt ist, bin ich mir nicht sicher trotz der Beteuerungen der Politiker, dass Irland, Portugal und Spanien aus dem Wasser sind. Die Finanzmärkte lassen sich nicht so leicht täuschen. Meines Erachtens wurde der Grundfehler bei der Konstruktion des Euro gemacht (no exit, no bail-out). Ironischerweise leiden heute vor allem jene Staaten am meisten, welche von Deutschland die Aufgabe der DM als politischen Preis für ihre Zustimmung zur Wiedervereinigung abverlangt haben. Ohne Vergemeinschaftung der Schulden und eine Transferunion wird der Euro, da stimme ich Soros zu, nicht zu halten sein. Voraussetzung dafür wäre ein europäischer Bundesstaat, der bei den Mitgliedsländern auf absehbare Zeit allerdings nicht mehrheitsfähig ist: eine wahre Quadratur des Kreises.