Baerbock wünscht Russland ein “strategisches Scheitern”
Erst wollte sie Russland in den “Ruin” treiben, nun wünscht sie sich ein “strategisches Scheitern”: Außenministerin Baerbock outet sich ‘mal wieder als Hardlinerin. Von Verhandlungen spricht sie nicht – dabei will das eine Mehrheit der Deutschen.
Wenn man ein Ziel nicht erreicht, dann setzt man sich einfach ein neues: Nach diesem Motto scheint die deutsche Chefdiplomatin vorzugehen. In einem vertraulichen Strategiepapier für die EU skizziert sie eine neue (Anti-)Russland-Politik.
“Um künftigen Aggressionen vorzubeugen, muss sich Russlands Krieg gegen die Ukraine in ein strategisches Scheitern verwandeln”, heißt es in dem als Verschlusssache eingestuften Papier, aus dem die Deutsche Presse-Agentur zitiert.
Dieses Scheitern definiere man im weitesten Sinne – also nicht “nur” militärisch -, und es umfasse auch eine Entkopplung von Russland im Bereich der Energie. Das könne zwar einen hohen Preis haben, räumt Baebock ein, dieser Preis könne sogar noch steigen.
Doch das müssten Deutschland und die EU hinnehmen. Auf Kritik müsse man mit “strategischen Kommunikationsbemühungen” reagieren und zeigen, wie die Unterstützung für die Ukraine die Sicherheit Europas erhöhe und warum Sanktionen notwendig seien.
Von Frieden und Diplomatie spricht Baerbock, so weit bekannt, nicht. Dabei will das eine Mehrheit der Deutschen, wie eine neue Umfrage zeigt.
Eine große Mehrheit von 77 Prozent demnach der Meinung, dass der Westen konkrete Bemühungen unternehmen solle, um Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges einzuleiten.
Nur 17 Prozent finden, der Westen solle das derzeit nicht tun. Und für diese Minderheit spricht nun Baerbock, oder was?
Siehe auch “Baerbock will Russland ruinieren”
P.S. Auf einer Diskussionsveranstaltung in Prag versprach Baerbock der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland auch im Winter durchzuhalten – ohne Rücksicht auf die öffentliche Meinung und ihre Wähler in Deutschland. “We support you and will support you as long as it takes, no matter what the German electorate thinks,” zitiert sie der “Kiyv Independent”. “I want to deliver to the people of Ukraine.” Dazu gibt es auch ein Video bei Youtube, Baerbock spricht bei Minute 55…
Arthur Dent
5. September 2022 @ 00:05
Vielleicht sind es ja gar nicht „ihre Wähler“ – soweit mir bekannt, wählen wir in Deutschland Parteien, keine Personen. Die permanente Fixierung der Medien auf Spitzenpolitiker ist aber schon Form einer Entdemokratisierung. Auch als einfacher Abgeordneter ist man Vertreter des ganzen Volkes und „Minister“ bedeutet Diener, Gehilfe. Alle Staatsgewalt hat daher dem Wohl des Volkes zu dienen. Das gehört zu den Grundvoraussetzungen einer Demokratie. Der Staat ist kein Selbstzweck, und schon gar nicht darf er von den Regierenden für ihre Zwecke instrumentalisiert werden. Der Staat und alle Personen, derer er sich in seinen Ämtern bedient, sind um der Bürger Willen da und haben eine rein dienende Funktion. Statt für die Sache, interessieren sich Politiker vornehmlich für ihre Position. Die Wähler haben weder wirklich Einfluss auf die Auswahl der Politiker, noch auf die Inhalte der Politik. Eine grüne Politikerin mit geschöntem Lebenslaufes und einer gewissen Vergesslichkeit Nebeneinkommen in Steuererklärungen anzugeben ist Außenministerin geworden. Wir haben einen Wirtschaftsminister, der nicht gedacht hat, dass der Gasmarkt so kompliziert sein könnte, aber weitreichende Entscheidungen trifft. Die muss er nachbessern, am Ende aber werden die privaten Gasverbraucher zur Kasse gebeten – und nicht zu knapp um einen finnischen Staatskonzern zu retten. Desweiteren haben wir einen Fachkanzler für unnütze Turbinentechnik, eine Helikopter-Verteidigungsminsterin, eine ehemalige Verteidigungsministerin, die vor lauter Beraterverträgen schon mal auch ihren Sohn mit einem solchen bedacht hat und heute EU-Kommissionschefin ist. (ohne sich wirklich einer Wahl gestellt zu haben). Die Arbeit des Auswärtigen Amtes fördert den internationalen Austausch und vertritt die Interessen Deutschlands. Es wäre Baerbocks Aufgabe zwischen der Ukraine auf einen Friedenschluss zu drängen, sowie auf eigenen Gespräche mit der russischen Regierung hinzuarbeiten. Stattdessen setzt sie auf einen lang andauernden Krieg und auf weitere Waffenlieferungen. Wer glaubt, die Ukraine wäre vor dem Krieg ein blühendes Land gewesen, der irrt. Selenskyi ist bei seiner Wahl angetreten, die Korruption zu beenden, den Donbass zu befrieden und die Wirtschaft anzukurbeln. Nichts davon hat er erreicht. Wirtschaftlich ist die Ukraine vollkomen von Krediten, Hilfs- und Fördergeldern abhängig. 2020 hatte sie ein BIP von rund 155 Mrd. Dollar, das entspricht in etwa unserer Hauptstadt Berlin – die hat aber nur ein zehntel soviele Einwohner.
european
2. September 2022 @ 11:03
Dazu ein aktueller Beitrag auf den Nachdenkseiten:
Baerbock pfeift auf die Bürger: „Egal, was meine deutschen Wähler denken: Wir stehen zur Ukraine“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=87511
“Ich möchte liefern. Egal, was meine deutschen Wähler denken. Ich möchte den Menschen der Ukraine beistehen.” Annalena Baerbock
und weiter
“Egal, was meine deutschen Wähler denken: Ich möchte den Menschen der Ukraine beistehen.”
“Im Winter werden wir als demokratische Politiker herausgefordert werden. Die Menschen werden auf die Straße gehen und sagen, ich kann meine Energiekosten nicht mehr bezahlen. Und ich sage, ja ich weiß, wir helfen euch mit sozialen Maßnahmen. Aber ich möchte nicht sagen: Okay, dann stoppen wir die Sanktionen gegen Russland. Wir stehen an der Seite der Ukraine. Und das bedeutet, die Sanktionen werden bestehen bleiben – auch im Winter und auch wenn das wirklich hart für Politiker werden sollte.“
KK
3. September 2022 @ 14:07
Die erste Hilfe, die einem Teil der Bürger in die linke Tasche gesteckt wurde, wird ihm durch die Gasumlage und weitere exorbitante Preissteigerungen vor allem im Energiesektor gleich wieder aus der rechten Tasche raus gezogen. Und noch mehr als das. So ein Gewäsch!
Auf Politiker, denen die Wähler offensichtlich so derart am Gesäss vorgeigehen wie Frau Baerbock, kann ich gut verzichten. Vor allem, wenn sie die Interessen der Bürger eines völlig undemokratischen, korrupten Staates dabei mehr im Blick haben als die der eigenen.
Leider sind die Zeiten offenbar vorbei, in denen unfähige und/oder untragbar gewordene Politiker/Minister zurücktreten – oder notfalls zurückgetreten werden!
umbhaki
3. September 2022 @ 21:13
Zu erwähnen wäre ich diesem Zusammenhang noch, dass Baerbocks Kompagnon, der Herr Habeck, ein Fan des Gustav Noske ist, was er in einem Theaterstück (geschrieben zusammen mit der Ehefrau) und in diversen Zeitungsinterviews zum Ausdruck bringt,
Das diesbezüglich deutlichste Interview hat er dazu der ZEIT gegeben, das finde ich aber jetzt nicht mehr. Vor ein paar Tagen war es noch da, nun ist es interessanterweise futsch, nachdem anderswo darauf aufmerksam gemacht wurde. Hier bespricht es der Autor und Filmemacher Klaus Gietinger:
https://jacobin.de/artikel/noske-2-0-robert-habeck-gustav-noske-1918-revolution-in-kiel-matrosenaufstand-novemberrevolution/
Immerhin ein Original-Interview zum Thema findet sich noch bei der FAZ:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/gruenen-chef-robert-habeck-im-interview-ueber-die-deutsche-revolution-15653547.html
Mit scheint, Baerbock und Habeck ergänzen sich ganz „wunderbar“ in der Regierung.
Robby
2. September 2022 @ 01:17
@Kleopatra
Anfang August ’39 waren Hitler Stalin noch nicht verbündet. Katyn in weiter ferne. Vermutlich wäre es nie dazu gekommen wenn Litwinow seine Allianz mit England und Frankreich erreicht hätte. Und versuchen sie nicht moralisch zu argumentieren . Da ging es um Geopolitik, zum damaligen Zeitpunkt. Ein kurzer Abriss der Vorkriegszeit ’32-’39:
https://www.infosperber.ch/wp-content/uploads/2019/09/Carley_Who_Betrayed_Whom.pdf
Kleopatra
2. September 2022 @ 09:31
Der Hitler-Stalin-Pakt mag formell erst im Lauf des August 1939 finalisiert und unterzeichnet worden sein, wurde aber natürlich von langer Hand vorbereitet. Militärische Kontakte zwischen Deutschland und der Sowjetunion existierten seit vielen Jahren, so dass z.B. die Reichswehr in der SU Dinge übte, die sie in Deutschland nicht hätte üben dürfen. Sie dürfen daher davon ausgehen, dass Stalin bzw. die in seinem Namen und Auftrag tätigen sowjetischen Außenpolitiker eine Politik der offenen Hand betrieben und über eine längere Zeit austesteten, was sie jeweils von welchem potenziellen Verbündeten zugestanden bekommen würden. Im konkreten Fall konnten natürlich Frankreich und Großbritannien keine Zugeständnisse auf Kosten Polens machen, während Deutschland da überhaupt keine Hemmungen hatte. Nichts und niemand hatte aber die Sowjetunion gezwungen oder verpflichtet, ihre westlichen Nachbarstaaten zu überfallen.
Ich nehme zur Kenntnis, dass Sie sich unter den vielen Historikern, die sich mit dem II. WK beschäftigen, einen ausgesucht haben, der zufällig eine Lehre vertritt, die Ihnen sympathisch ist. Die “herrschende Lehre” ist nicht umsonst eine andere.
Kleopatra
2. September 2022 @ 10:07
Um eine objektive Bewertung der sowjetischen Außenpolitik der 30er Jahre vornehmen zu können, muss ein Historiker nicht nur sowjetische, britische und französische Quellen auswerten, sondern auch deutsche (schließlich verhandeln wir die Frage, wie die Beziehungen zwischen der SU und Deutschland im Vergleich zu denen mit Frankreich und Großbritannien zu bewerten sind). Der von Ihnen zitierte Artikel nennt zahlreiche russische/sowjetische, sowie jeweils eine Position französischer (Dokumentenedition) und britischer (Memoiren von A. Eden) Quellen, aber keine deutschen. Außerdem bezeichnet er den Hitler-Stalin–Pakt als “Nichtangriffspakt” und unterschlägt damit das seit längere bekannte geheime Zusatzprotokoll über die gemeinschaftliche Aufteilung Mittel- und Osteuropas zwischen Nazis und Sowjets.
Robby
1. September 2022 @ 10:39
Das ist Falsch. Der Betreiber der Gasspeicher ist nicht verpflichtet für die Füllung derer. Vielmehr stellt er die Speicher den Gasversorgern zur Verfügung, die aber selber für die Füllung zu sorgen haben. Das ja nicht geschah, bzw. die das Gas am Spotmarkt zum Vielfachen des Einkaufspreises verkauften. Nochmals, die Gasspeicher gehören Gasprom , der Inhalt den Versorgern.
Robby
1. September 2022 @ 10:32
@Kleopatra
Nicht ganz richtig , bis Anfang August ’39 versuchte die Sowjetunion eine Allianz mit Frankreich und England zu schmieden. Beide Länder wollten lieber mit Hitler wie das Abkommen ’38 ja auch zeigte. Das legt Jabara Carley in seinem Buch dar. Im Westen wird dazu die Geschichte ungeschrieben wie man ja auch an der schändliche Resolution des EU Parlaments 2019 sehen konnte. Eingebracht von den Polen, die schon ’39 durch ihre Weigerung der Roten Armee Durchmarsch zu erlauben im Wesentlichen zum Scheitern führte
Kleopatra
1. September 2022 @ 13:37
Nach Ihrer Meinung hätten die Polen also den Sowjets, die 1940 einige zigtausend polnische Offiziere, Polizisten und andere Vertreter der Eliten ermordet haben, 1939 oder 1938 den Durchmarsch mit ihrer Armee erlauben sollen. Nein: Katyn und alles, was damit zusammenhängt, beweist, dass jegliches Misstrauen gegenüber der Sowjetarmee mehr als angebracht war. Falls Sie sich allerdings auf den Herbst 1939 beziehen, so war damals Stalin ein Verbündeter und Spießgeselle Hitlers und fiel Polen in den Rücken.
Holly01
2. September 2022 @ 07:12
Sie blenden die polnische Seite von 1918 bis 1939 munter aus und schmeißen Ereignisse zeitlich durcheinander, um so den kausalen Ablauf verwischen.
Polen war nach dem WK I kein Opfer.
Die “Wertegemeinschaft (damals auch schon primär die USA und das UK) hatten die polnischen Grenzen nur nicht genau bestimmt, bzw. war Polen mit diesen Grenzen kaum lebensfähig.
Also hat Polen um seine Existenz gekämpft. Gegen seine Minderheiten gekämpft und gegen seine Nachbarn gekämpft, ein Dauerkrieg mit wechselnden Gegnern.
Und nur für das Protokol:
Die Reihenfolge dieses Mal war ( mit US Hilfe):
– Polen hat in der Ukraine Nazis unterstützt, mit Ausbildung, Material und Geld.
– Polen hat gegen NS 1 und NS 2 opponiert.
– Polen hat die “Liberalisierung” des Gas- und Strommarktes in der EU betrieben.
– Polen hat diese Visegrad-Gruppe nur all zu gerne gegen Zentraleuropa in Stellung gebracht.
– Polen hat seine Armee von 200.000 auf 400.000 verdoppelt und 2000 Panzer und 800 Haubitzen in Südkorea gekauft.
– Polen hat Deutschland nun nach diesem Wirtschaftskrieg (Gaskrieg der kein deutsch-russischer sondern ein deutsch polnischer ist) mit dieser völlig willkürlichen Forderung über 1300 Mrd. (1.300.000.000.000 €) den Krieg erklärt.
Nicht das es dann übermorgen heißt Deutschland hätte das wieder angefangen.
Oder Deutschland wäre gegenüber den östlichen Nachbarn aggressiv gewesen und die Nachbarn hätten sich nur “gewehrt”.
Nein die östlichen Nachbarn haben Deutschland den Wirtschaftskrieg erklärt.
Die östlichen Nachbar haben in der Ukraine und mit dieser Forderung den Waffenstillstand der nach dem WK II bestand gebrochen.
Diese Regierung wird nicht ewig im Amt sein.
Angesichts der jüngsten Ereignisse wahrscheinlich nicht einmal mehr 12 Monate.
Es ist auch egal, wie oft ihr etwas Falsches über die Geschichte und die Abläufe erzählt, das ändert gar nichts an den Fakten.
zdago
1. September 2022 @ 09:56
die sind einfach nur wahnsinnig geworden ! Was mögen die Amerikaner ihren Lakaien zu trinken geben ?
Über MK-ULTRA ist ja einiges bekannt – aber diese Auswirkungen sind mir in diesem Rahmen doch neu – und scheinen sich auch auf Deutschland zu beschränken!
Vielleicht sind die wirklich geboostert !
Immerhin – auch ein Weg, die Ziele der Eliten zu erreichen !
Oder die These ist doch zutreffend, daß die Erde ein Experiment Außerirdischer ist, die einfach nur sehen wollen, wie sich eine total wahnsinnige Gesellschaft entwickelt ! Und Deutschland ist ganz vorne mit dabei !
Kleopatra
1. September 2022 @ 09:41
Es stand nicht in der Macht der EU, Russland an einem Angriffskrieg zu hindern (und insofern ist der russische Angriff keine Niederlage der EU). Putin war dazu seit längerem entschlossen; schon die Strategie von Gazprom, Gasspeicher in Mitteleuropa zu erwerben und sie im letzten Jahr peu à peu leerlaufen zu lassen, ist nur als Vorbereitung auf einen Wirtschaftskrieg zu interpretieren (ich meine mich an Äußerungen der Kommissarin Vestager zu erinnern, dass dieser Marktteilnehmer sich nicht so erwarte, wie das EU-Wettbewerbsrecht es annimmt – dieses geht davon aus, dass ein Marktteilnehmer bei steigenden Preisen seine Produktion erhöht); die Publikation eines historischen Essays auf der offiziellen Website des Präsidenten, in der Putin Ukrainern die nationale Eigenständigkeit abspricht, erfolgte ebenfalls bereits im Sommer 2021. Deshalb sind alle Spekulationen, man hätte noch Ende 2022 einen Kompromiss mit Russland finden können, zwecklos. Der einzige “Kompromiss”, den Russland akzeptiert hätte, wäre eine vollständige Kapitulation vor seinen Forderungen gewesen; und die Forderungen waren so überzogen, dass sie nur als Kriegsvorwand gemeint gewesen sein können.
ebo
1. September 2022 @ 09:55
Die EU wurde gegründet, um durch wirtschaftliche Zusammenarbeit einen neuen Krieg in Europa unmöglich zu machen und den alten Kontinent zu befrieden. Das war das strategische Ziel. Es ist in der Ukraine gescheitert – und die EU-Politiker haben nicht einmal versucht, die Eskalation zu verhindern. Sie haben alle strategischen Gespräche den USA bzw. der Nato überlassen.
Wenn die EU ihre eigene Geschichte ernst nehmen würde, müsste sie sich übrigens für eine Aussöhnung zwischen der Ukraine und Russland einsetzen, so wie sich Frankreich und Deutschland nach dem 2. Weltkrieg versöhnt haben. Das ist jetzt 60 Jahre her, in der Kathedrale von Reims sieht man noch die Bilder von de Gaulle und Adenauer (ich war kürzlich dort)…
Kleopatra
1. September 2022 @ 10:26
Die von Ihnen angesprochene Konzeption, Krieg durch enge wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verhindern, bringt es mit sich, dass die EU friedenssichernd nur zwischen ihren Mitgliedern wirksam ist. Kriege zwischen Nichtmitgliedern kann sie deshalb nicht verhindern, und der erste Krieg in Europa seit Gründung der EU begann dementsprechend auch bereits in den 1990er Jahren. Nach Ihren Kriterien ist daher die EU schon vor vielen Jahren gescheitert, und zwar im ehemaligen Jugoslawien.
Zweifellos wäre es aber eine begrüßenswerte Geste, wenn eines Tages ein russischer Präsident nach Kyjiv reisen wollte, um dort im Namen Russlands in der Sophienkathedrale vor dem ukrainischen Präsidenten und den Fernsehkameras der ganzen Welt für den verbrecherischen Angriffskrieg sowie die zahlreichen von russischen Soldaten verübten (und vom derzeitigen russischen Präsidenten sogar belobigten) Kriegsverbrechen um Vergebung zu bitten. Der Auswärtige Dienst der EU wird bei der Vorbereitung einer solchen Reise sicher gerne Hilfe leisten, wenn es denn der ernsthafte Wunsch Russlands sein sollte. Aber die Voraussetzung für eine Versöhnung ist die Anerkenntnis seitens Russlands, dass sie keinerlei Anspruch auf Territorien oder Bevölkerungen jenseits ihrer international anerkannten Grenzen haben und dass alle Völker der Ex-SU das Recht auf eigenständige nationale Existenz haben. Die Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich hätte nicht geklappt, wenn Deutschland etwa weiterhin Ansprüche auf Elsass und Lothringen erhoben hätte, so wie Russland auf Donbass und die Krim.
ebo
1. September 2022 @ 10:31
Richtig, in Jugoslawien ist die EU auch gescheitert, das wurde damals auch so kommentiert, insbesondere in Frankreich, wo ich damals lebte.
Heute käme der EU die historische Aufgabe zu, den Krieg zu begrenzen und zu beenden. Sie tut genau das Gegenteil.
Burkhart Braunbehrens
1. September 2022 @ 10:29
Frau Baerbock ist eine der wenigen, die klar ausspricht, was notwendig ist.
Wenn eine Nation einen Aggressionskrieg anfängt, ist erst mal an dieser Stelle die Politik des Friedens durch Wirtschaftsbeziehungen gescheitert. Das ist eine Niederlage.
Bevor dann wieder verhandelt wird, muss diesem Aggressor eine Niederlage bereitet werden. Selbst wenn die EU darauf nicht vorbereitet war, hätte sie sich zum Vorreiter einer Politik der eindeutigen Antwort an Putin machen müssen und sich nicht weiter hinter der ganz anderen Interessenpolitik der USA verdrücken sollen, auch wenn sie ohne die USA noch nicht kann.
Kleopatra
1. September 2022 @ 11:15
@ebo: Die von Ihnen angesprochene Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich konnte erst nach der katastrophalen und demütigenden vollständigen Niederlage Hitlerdeutschlands stattfinden. Vorher hat auch Robert Schuman sich nicht für die Aussöhnung (mit dem Dritten Reich?), sondern in der Résistance engagiert.
ebo
1. September 2022 @ 12:02
Das ist völlig richtig. Die Ukraine hat jedes Recht, sich zu verteidigen. Wir reden aber von der EU, die keine Kriegspartei sein will und mal eine Friedensunion war. Sie sollte das Feuer so schnell wie möglich löschen und das gemeinsame europäische Haus bauen!
Holly01
1. September 2022 @ 07:39
Auf Telepolis ist Verlass. Da wird erklärt, wie man das inhaltlich einordnen muss:
” https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Volkskriegsfuehrung-nach-dem-US-amerikanischen-Resistance-Operating-Concept-7249186.html ”
Das Verheizen in einem schwachsinnigen Krieg reicht denen nicht. Ne, jetzt wollen die das Land in eine Hölle aus Terror und Gegenterror verwandeln, wo die aus sicherer Entfernung mit wachsender Begeisterung schwadronieren können.
Äh, ja richtig der claimer: “Putin ist schuld, an Allem”.
gpredl
1. September 2022 @ 09:45
Russland hat nur ca 20% des ukrainischen Territoriums besetzt, im Moment wird es durch die Offensive im Süden noch weniger werden. Wozu soll dieser herbeiphantasierte Volkskrieg denn dienen? Das wäre ein Thema, wenn die ganze Ukraine besetzt wäre, aber das ist sie nicht.
Holly01
1. September 2022 @ 10:24
“Nur” ist so eine Sache. Diese 20% Landfläche stehen für den größten Teil der Wertschöpfung (BIP) in der Ukraine. Der 80% Rumpf wird wirtschaftlich massive Probleme bekommen.
Das Land wurde hoch verschuldet.
Das Land wurde umfangreich ausverkauft.
Das Geld wurde in wenigen Händen (Oligarchen) zusammen gezogen und dann im Ausland “investiert”.
Das Land gibt viel Geld für Waffen aus, Geld das das Land gar nicht hat.
Am Ende der Geschichte wird das wie in Irland sein. Jede Diskussion wird mit Blut und Hass ersäuft und die Täter in der “Wertegemeinschaft” nennen das dann die strategische Niederlage Russlands.
Da wird man dann hören, wie prima man die Besetzung der Ukraine verhindert hat und wie teuer das den Russen zu stehen kommt.
Seit 18 Monaten also ein Jahr vor dem Kriegsbeginn bildet die NATO ukrainische Soldaten in den ROC Techniken aus.
Nicht das da noch jemand meint, irgend etwas von dem was da passiert wäre nicht vorhersehbar gewesen …..
Die Amis wissen das. Das ist den Schei** egal, die machen das trotzdem und Deutschland und die EU machen das tapfer mit.
Na vielleicht ist das Gut, wenn die Deutschen eine Rechnung in Form von Energiekosten, Inflation und Mietnebenkosten/Grundbesitzabgaben dieses Mal in Euro ganz direkt präsentiert bekommen.
SO sieht Krieg aus, nur ohne Tod und Zerstörung, aber man bekommt alles weggenommen und kann nichts tun.
Da fühlen die Deutschen auch einmal was “Ohnmacht” und “Wut” so im realen Leben bedeutet.
Wir müssen zu Kreuze kriechen. Dem Ami und/oder dem Russen und/oder dem Chinesen ganz egal, wir haben uns abhängig gemacht und zahlen jetzt einen hohen Preis.
Das kleinere Übel (Merkel und die große Koalition) wird für die die noch wählen gehen jetzt ein ziemlich großes Übel.
Altmeier hat die Solar- und Windenergie in Deutschland zerstört.
Scheuer hat erfolgreich mehr Geld aus dem Etat nach Bayern umgeleitet, als je ein Verkehrsminister zuvor.
So, Zahltag, in der Ukraine aber eben auch in Deutschland.
Thomas Damrau
1. September 2022 @ 07:21
Der exzessive Gebrauch des Begriffs Strategie hat mich schon im Berufsleben misstrauisch gemacht – insbesondere attributiv eingesetzt wird – „strategisches Scheitern“, „strategische Kommunikationsbemühungen“.
Eine Strategie kann scheitern. Die russische Strategie ist gescheitert: „Kurz in die Ukraine einmarschieren, die Machtverhältnisse im eigenen zu Sinne ändern, bevor der Westen sich sortiert hat“ ließ sich nicht umsetzen.
Was soll aber „strategisches Scheitern“ sein? Ein Scheitern de-Luxe – im Gegensatz zu „taktischem Scheitern“ oder einfach nur „Scheitern“. Ein guter Lektor würde das Attribut als überflüssig streichen.
Ähnlich verhält es sich mit den „strategischen Kommunikationsbemühungen“. Ebo hat natürlich Recht, wenn er unten „Propaganda“ assoziiert – trotzdem: Bei „Bemühungen“ fällt mir der Textbaustein für Arbeitszeugnisse ein: „Frau Baerbock hat sich immer bemüht“.
Und „strategisch“? Eine Strategie ( https://de.wikipedia.org/wiki/Strategie_(Spieltheorie) ) erfordert eine Idee „wie sich der Spieler in jeder denkbaren Spielsituation verhalten wird“. Diese Idee kann ich im Augenblick nicht erkennen. Bei der Kommunikation zum Ukraine-Krieg gilt im Augenblick eher das Prinzip „How will you prove it? By saying it twice!“ Endlose Wiederholung des immer selben Narrativs.
In der Summe: Es werden mal wieder Worthülsen verschossen, die gedankliche Tiefe vortäuschen sollen.
KK
1. September 2022 @ 01:25
Das schlimmste, was im Auswärtigen Amt seit Joachim Ribbentrop auf dem Chefsessel Platz genommen hat. Ein „Chefdiplomat“ oder dessen weibliches Pendant sollte das Wort „Diplomatie“ wenigstens schon mal gehört haben.
Auf dem Trampolin konnte sie wenigstens nur sich selbst schaden… wenn sie aber jetzt zu hoch fliegt, reisst sie das ganze Land, vielleicht Europa in den Abgrund.
Aristoteles
1. September 2022 @ 10:43
Die größte Fehlbesetzung seit Caligula sein Pferd zum Konsul ernannt hat.
Robby
1. September 2022 @ 01:03
Ich bin froh wenn ich das „Friedensprojekt “ aka EU, überlebe.
Lese gerade ein Buch zur Vorgeschichte zum 2.WK und wie sich Litwinow Jahre abgestrampelt hat eine Allianz gegen Hitler zu schmieden. Vergebens, die damaligen Politiker erinnern in ihrer Borniertheit an die heutige Garde.
Kleopatra
1. September 2022 @ 09:31
Im August 1939 schloss die SU mit Deutschland ein Geheimabkommen ab, durch das Interessen bzw Okkupationssphären in den zwischen beiden Reichen gelegenen Gebieten abgegrenzt wurden (geheimes Zusatzprotokoll zum an sich öffentlich bekanntgegebenen Nichtangriffsabkommen). In der Folge beteiligte sich die Sowjetunion hinterhältig auch an Hitlers Krieg gegen Polen, okkupierte vorher die baltischen Staaten, versuchte dasselbe mit Finnland, das sich jedoch so entschieden wehrte wie heute die Ukraine, führte im sowjetisch besetzten Teil Polens genozidale Aktionen gegen ethnische Polen durch (massenweise Ermordung sozialer Führungspersönlichkeiten wie Offiziere etc. in Katyn und Umgebung), und führte dieses Unterdrückungsregime letztlich bis 1990 fort. Für die im Jahr 1939 von der SU okkupierten Bevölkerungen änderte sich mit Kriegsende 1945 nur der Unterdrücker.
Die sowjetische (jetzt von Russland wieder aufgegriffene) Legende behauptet, die SU sei zu diesem Nichtangriffsabkommen gezwungen gewesen, weil Bündnisse mit den Westmächten an der mangelnden Bereitschaft der mittel- bis osteuropäischen Staaten, der sowjetischen Armee den Durchmarsch zu ermöglichen, gescheitert seien. Nach den Erfahrungen Mittel- und Osteuropas mit der Sowjetherrschaft scheint allerdings deren Misstrauen gegenüber Stalin in den Jahren 1938-1939 mehr als berechtigt.
Tispe
1. September 2022 @ 11:09
Das stimmt ja gewissermaßen. Frankreich und England erklärten zwar nach dem Überfall auf Polen den Krieg, taten aber nichts. Die lauerten auf einen Konflikt zwischen der Sowjetunion und Deutschland.
Ansonsten ist der Verweis auf das Geheimabkommen zwischen Ribbentrop und Molotow seitens der Westens heuchlerisch. Der Westen, also Paris und London hatten in München die Blaupause abgegeben mit dem Münchner Abkommen zu Ungunsten des Dritten, der Tschechischen Republik, weil sie sich heillos in die amerikanische Leseart der „Selbstbestimmung der Völker“ verstrickt hatten, eine Idee, die mit dem in Europa praktizierten Vielvölkerstaaten brach und uns bis heute nationalistische Konflikte beschert.
Darüber hinaus hat der Westen den Ribbentrop-Molotow-Pakt von ’39 im Potsdamer Abkommen ’45 bestätigt und sogar noch übetroffen.
Armin Christ
31. August 2022 @ 21:09
Frau Baerbock ist es mit Hilfe der MSM gelungen der Öffentlichkeit eine Semesterbescheinigung des Besuch einer Vorlesung von einer englischen Universität als irgendwie qualifizierenden Abschluss zu verkaufen.
Was will denn irgendjemand von dieser Washingtonsprechpuppe erwarten.
Holly01
31. August 2022 @ 14:19
” Doch das müssten Deutschland und die EU hinnehmen. Auf Kritik müsse man mit “strategischen Kommunikationsbemühungen” reagieren und zeigen, wie die Unterstützung für die Ukraine die Sicherheit Europas erhöhe und warum Sanktionen notwendig seien. ”
Mit Verlaub Frau Baerbock, Sie sind eine dämliche Kuh.
Kommunikation:
” https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunikation ”
Das erfordert ein beidseitiges Bemühen um Verständnis. Wenn schon nicht inhaltlich, dann doch zumindest das Bemühen, zu Begreifen, was die Gegenseite mitteilen möchte.
Das was Sie tun ist ein Monolog:
” https://de.wikipedia.org/wiki/Monolog ”
oder Selbsttäuschung:
” https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstt%C3%A4uschung ”
Der grundsätzliche Unterschied besteht darin, das Sie Argumente ausschließen, Personen vom Dialog ausschließen und selbst nicht dazu bereit sind, ein Verstehen (nicht Verständnis, nur Begreifen) der Gegenseite zu erreichen oder auch nur sich darum zu bemühen.
Diese klein kindliche Haltung schließt Sie von jeder Kommunikation aus.
Ein “Ja” “Nein” “Doch” “Ne” usw., das geht vielleicht bei dummen Kindern eine Zeit lang im Sandkasten. Vielleicht finden Sie dort “Gesprächspartner” …….
ebo
31. August 2022 @ 14:26
Strategische Kommunikation heißt heutzutage: Regierungs-Propaganda sowie Geheimdienst-Operationen zur Abwehr “feindlicher Narrative”, vulgo Fake News.
Das macht die Nato schon immer, die EU seit ein paar Jahren, nun haben es auch die Grünen für sich entdeckt 😉
Holly01
31. August 2022 @ 14:48
Schon klar, aber die persönliche Einschätzung kann man personalisiert viel viel besser zum Ausdruck bringen.