Arbeitsmarktreform: „So kann die Ukraine nicht EU-Mitglied werden“
Auf Druck der USA, der EU und des IWF verfolgt die Ukraine seit langem eine radikale neoliberale Wirtschaftspolitik. Das könnte nun zum Problem für den versprochenen EU-Beitritt werden.
Für Ärger sorgt Gesetz 5371, das Präsident Selenskyj unterzeichnet hat. Es ist am Freitag in Kraft getreten – und sieht die massive Aushöhlung der Arbeitnehmer-Rechte vor.
Konkret schränkt das Gesetz nach Auffassung der Gewerkschaften die Rechte von Arbeitern und Arbeiterinnen in Unternehmen mit weniger als 250 Angestellten ein.
Zudem schafft es Anreize für Arbeitgeber, Unternehmen auf Kosten der Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte in kleinere Einheiten aufzuteilen.
Das Gesetz stehe in Widerspruch mit den im EU-Recht verankerten Prinzipien der Nichtdiskriminierung und des sozialen Dialogs, schreibt der Europäische Gewerkschaftsbund in einem Brief an Kommissionspräsidentin von der Leyen und Ratspräsident Michel.
Es sei unter anderem von Oligarchen hinter Selenskyjs Regierungspartei angeregt worden, die sich nicht um die Interessen des Volkes kümmerten.
Die Kritik der Gewerkschaften ist relevant, weil die Ukraine Mitglied der EU werden will und somit eigentlich die gemeinschaftlichen Regeln und Standards beachten muss.
Doch darüber setzt Kiew sich hinweg – nicht nur bei den Arbeitnehmer-Rechten. Auch die Gewaltenteilung, die Medienfreiheit und die Rechte der Opposition sind durch das Kriegsrecht massiv eingeschränkt.
Selenskyj regiert wie ein Autokrat – wird aber von der EU hofiert wie ein freiheitsliebender Demokrat. Proteste werden von der EU-Kommission regelmäßig abgebügelt.
Man darf gespannt sein, ob es in diesem Fall anders läuft…
Thomas Damrau
26. August 2022 @ 09:54
„Do ut des“ – zu Deutsch „eine Hand wäscht die andere“.
Do: In der deutschen Diskussion wird immer so getan, als ob die USA der Ukraine aus purer Menschenfreundlichkeit helfe, den Weg zu einer „richtigen“ Demokratie einzuschlagen. Dieser Menschfreundlichkeit bedürfen noch ca. 100 Staaten auf der Erde. Die sind aber eben nicht so interessant wie die Ukraine.
Des: In der Realität hübschen die ukrainischen Regierungen seit 2014 das Land für ausländische Investoren auf. Dazu wurde erst einmal Land-Grabbing vereinfacht. Darüber hinaus hat die Ukraine noch eine arme Bevölkerung zu bieten, die über jede Steigerung des eigenen Wohlstands glücklich ist. Also das ideale Billiglohnland, in das multinationale Konzerne ihre Produktion auslagern können.
Daher sind Arbeitnehmerrechte eher lästig – und möglicherweise ein Beitritt zur EU gar nicht erwünscht: Sonst werden die ukrainischen Arbeitnehmer möglicherweise gierig und wollen nicht mehr für lau arbeiten.
Robby
25. August 2022 @ 20:41
Keine Freunde von Gewerkschaften ,weder Zee noch die EU.
Es wächst zusammen das zusammengehört.
KK
25. August 2022 @ 19:17
Auch im seit 2006 erhobenen Demokratie-Index des Economist ist die Ukraine seit 2006 fast kontinuierlich abgerutscht. Während der Wert 2006 noch mit 6,94 (von 10) angegeben und als „unvollständige Demokratie“ gewertet wurde, sank der Wert in 2021 hinunter auf 5,57. Seit 2011 bewegt sich der Wert konstant unter 6,0 und hat damit den Status „unvollständige Demokratie“ gegen „Hybridregime“ (unter 6,0) getauscht, an dem weder der „Maidan“ noch Eure Scheinheiligkeit Selenskij etwas geändert hat. Der bis heute niedrigste Wert wurde ausgerechnet für 2014 ermittelt, wo doch Anfang des Jahres die Maidan-Proteste alles besser machen sollten. Der Wert erholte sich dann bis 2019 wieder auf 5,9, um seitdem wieder abzurutschen. Und wer ist seit 2019 dort wohl Präsident? [Quelle: Wikipedia]
Übrigens zeigen auch andere Indizes diverser NGO, wie zB der Korruptionswahrnehmungsindex oder die Rangliste der Pressefreiheit, dass die Ukraine noch Lichtjahre von einer Demokratie entfernt ist, die diesen Namen auch nur ansatzweise verdient. Aber genau das wollen uns EU, Bundesregierung und weite Teile des Parlaments oder der Medien doch weismachen – es wird so getan, als sei der EU-Beitritt nur noch eine Formalie. Dabei käme das der Erlaubnis einem Vampir gegenüber gleich, einzutreten…
Wie können grosse Teile der Bevölkerung so naiv sein, diesem fake aufzusitzen – und ihn sich sogar zu eigen zu machen?
european
25. August 2022 @ 13:34
Es ist ja nicht „nur“ das.
Wie die Pandora Papers zeigen, ist Selenskyj aktiver Teil des korrupten Systems der Ukraine mit offshore accounts seit 2012 und regem Handel darueber.
Eine gute Zusammenfassung bietet dieser Artikel
https://new-economy.gr/2022/03/13/zelensky-pandora/
„The documents show that Zelensky and his partners in a television production company, Kvartal 95, set up a network of offshore firms dating back to at least 2012, the year the company began making regular content for TV stations owned by Ihor Kolomoisky, an oligarch dogged by allegations of multi-billion-dollar fraud. The offshores were also used by Zelensky associates to purchase and own three prime properties in the center of London.
The documents also show that just before he was elected, he gifted his stake in a key offshore company, the British Virgin Islands-registered Maltex Multicapital Corp., to his business partner — soon to be his top presidential aide. And in spite of giving up his shares, the documents show that an arrangement was soon made that would allow the offshore to keep paying dividends to a company that now belongs to his wife.“
usw…
Platz 122 auf der Korruptionsliste von Transparency International bis zum Kriegsbeginn.
Vorher hat die Berliner Zeitung darueber wie folgt berichtet:
https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/pandora-papers-volodymyr-selenskij-der-ukrainische-praesident-und-sein-peinliches-netzwerk-li.188923