Angst-Kampagne zur Europawahl, Sanchez bleibt – und VDL blinkt rechts

Die Watchlist EUropa vom 30. April 2024 – Heute mit düsteren Wahlspots aus Brüssel, einer “Diskreditierungskampagne” in Madrid und einer TV-Debatte in Maastricht.

Mit emotionalen Werbespots und düsteren Warnungen vor einem möglichen Ende der Demokratie hat das Europaparlament die Kampagne für die Europawahl eröffnet. Diesmal gehe es ums Ganze, hieß es bei der Vorstellung der Wahlkampagne in Brüssel. „Nutze deine Stimme. Sonst entscheiden andere für dich“ – so das offizielle Motto.

Wer die “anderen” sein sollen, kann man nur vermuten. Wahrscheinlich sind die AfD und/oder Russland gemeint. Denn in Brüssel herrscht eine Wagenburg-Mentalität. Man wähnt sich von inneren und äußeren Feinden umgeben.

Wie groß die Angst ist, zeigen die jetzt vorgestellten Wahlspots, mit denen das Europaparlament die Bürger zu den Urnen treiben will. Darin berichten betagte Zeitzeugen aus mehreren EU-Ländern von ihren Erfahrungen mit Diktatur und Unterdrückung.

Das Fazit einer 96-jährigen Französin, deren Mutter von den Nazis ermordet wurde: „Wenn ich dir noch eine Botschaft mitgeben darf, bevor ich gehe: Es lebe die Demokratie.“ Auch andere nennen die Demokratie als höchsten Wert die EU soll sie verteidigen.

Es fehlen positive Botschaften

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Allerdings ist die EU ja nun gerade keine vollwertige Demokratie. Es gibt kein europäisches Volk, keine europäische Republik – und nicht einmal eine europäische Armee, mit der man sich gegen Feinde wehren könnte.

Die Spots, die nun in allen EU-Ländern ausgestrahlt werden, sind eindringlich – doch ob sie die gewünschte Wirkung erzielen, ist fraglich. Ein Bezug zur heutigen Zeit (AfD? Russland?) ist nicht unmittelbar zu erkennen, zudem fehlen positive Botschaften für die EU.

Vielleicht hat sie keine mehr? Schon die Europa-Rede von Staatchef Macron letzte Woche in der Pariser Sorbonne-Universität klang apokalyptisch. “Europa kann sterben”, so seine düstere Botschaft...

Siehe auch meinen Beitrag für die “taz”: “Es lebe die Demokratie”

News & Updates

  • Sanchez bleibt im Amt. Der sozialistische spanische Regierungschef Sanchez tritt doch nicht zurück. “Ich habe beschlossen weiterzumachen”, sagte Sánchez in einer Fernsehansprache in Madrid. Die Vorwürfe gegen seine Frau bezeichnete er als Teil einer “Diskreditierungskampagne” der Opposition.
  • Stoltenberg rügt Verbündete. Nato-Generalsekretär Stoltenberg hat Rückstände bei zugesagten Lieferungen an die Ukraine gerügt. “Nato-Verbündete haben nicht geliefert, was sie versprochen haben”, kritisierte Stoltenberg in Kiew. Das habe für die Ukraine “schwerwiegende Folgen auf dem Schlachtfeld”.Siehe auch “EUropa streckt die Waffen”
  • Brüssel knöpft sich iPads vor. Die EU-Kommission macht extensiven Gebrauch von ihren neuen Internet-Regeln. Nun hat Brüssel auch noch Apples iPads auf dem Kiecker. Das Betriebssystem sei zu hermetisch, heißt es – soll sich Apple für Android öffnen? – Mehr im Blog

Das Letzte

Von der Leyen hofiert Rechtskonservative. Wie hält es die CDU-Spitzenkandidatin mit der rechtskonservativen EKR und anderen Rechten? Bei einer TV-Debatte mit anderen EU-Kandidaten in Maastricht hielt sie sich alle Optionen offen. “Es hängt sehr stark davon ab, wie sich das Parlament zusammensetzt und wer in welcher Fraktion sitzt”, sagte sie. In der EKR-Fraktion ist unter anderem die ultrarechte Partei der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni, die Fratelli d’Italia. Dazu zählt auch die nationalkonservative polnische Regierungspartei PiS und aus Deutschland der frühere AfD-Abgeordnete Lars Patrick Berg. Von der Leyens Parteienfamilie EVP hat eine Zusammenarbeit mit der EKR nicht ausgeschlossen – im Gegenteil: Sie wirbt um die Rechten…

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