Die schöne neue Welt der Troika 2.0
Das tagelange absurde Gezerre der “Euroretter” um Griechenland hat nichts gebracht. Oder vielleicht doch: Euroland ist in eine schöne neue Welt à la Huxley befördert worden.
Spardiktate heißen jetzt “Angebot”, Ultimaten werden als “letzte Chance” bezeichnet. Der belgische “Soir” hat noch ein paar hübsche Neologismen aufgelistet:
- Die Troika 2.0 heißt jetzt “die Institutionen” oder auch “Brussels Group”, sogar wenn sie im Berliner Kanzleramt tagt.
- Das Memorandum mit den Sparauflagen wird neuerdings “aide mémoire” genannt, sprich “ed-memwaaa” (Le Soir)
- Das nächste Hilfsprogramm mit neuen Milliardenkrediten firmiert unter dem netten Titel “Verlängerung”
- Die Umschuldung bzw. der Schuldenschnitt klingt auch viel besser, seitdem man von “Tragfähigkeit der Schulden” spricht.
Übrigens hat sich all diese hübschen Neusprech-Begriffe irgendein Technokrat im Kanzleramt oder im BMF ausgedacht. Ich schlage ihn/sie für den europäischen Huxley-Preis vor 🙂
Mehr zu Griechenland-Krise hier
Nemschak
26. Juni 2015 @ 15:17
Es wäre an der Zeit die Neologismen zu erweitern: Austrittsszenarium, situationselastische Rückzahlungsstrukturen etc.
Claus
26. Juni 2015 @ 13:40
. . . und auch Franz-Josef Strauß erkannte: „(Das) haben wir nicht zuletzt … der Tatsache zu verdanken, dass die anderen sich der Sprache bemächtigt haben, die Sprache als Waffe benutzt haben, dass sie Begriffe herausgestellt, mit anderem Inhalt gefüllt haben und dann auf einmal als Wurfgeschosse gegen uns, nicht ohne Erfolg, verwendet haben. Darum ist für mich der Kampf um die Sprache eine der wesentlichsten Voraussetzungen für die geistige Selbstbehauptung.”
DerDicke
26. Juni 2015 @ 12:06
Nichts Neues, das hat doch schon der gute George in “1984” festgestellt.
Wer die Sprache beherrscht, der beherrscht auch das Denken der Menschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neusprech